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077 - Der Schrei des Vampirs

077 - Der Schrei des Vampirs

Titel: 077 - Der Schrei des Vampirs
Autoren: A.F.Morland
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festhalten?«
    »Laß nur, ich mach' es schon«, sagte ich.
    Der bleiche Junge hieß Orson Collins, und der Wagen gehörte nicht ihm, sondern seinem Vater. Jetzt erst begriff er, wie schlimm der Peugeot zugerichtet war, und er schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Dad steinigt mich. Er weiß noch nicht mal, daß ich den Wagen genommen habe.«
    »Junge, Sie haben wirklich heute nicht Ihren besten Tag«, sagte der Ex-Dämon. »Wie lange haben Sie Ihren Führerschein schon?«
    »Seit einem Monat.«
    »Verstehe. Er wurde bei 'ner Tombola als erster Preis ausgespielt, nicht wahr?«
    Ich notierte die Personalien meines Unfallgegners und gab ihm eine Karte, auf der alles, stand, was er für seine Versicherung brauchte.
    Der Peugeot war noch fahrtüchtig. Aber Mr. Silver und ich mußten den Wagen erst aus dem Graben schieben. Sobald das geschehen war, schlich der Junge davon, und Mr. Silver und ich stiegen wieder in den Rover.
    Ich wollte weiterfahren.
    »Augenblick noch, Tony«, sagte der Ex-Dämon und legte mir die Hand auf den Arm. »Kannst du mir erklären, was vorhin los war?«
    Ich schaute den Hünen nicht an, schüttelte nur den Kopf und antwortete: »Ich weiß es nicht, Silver.«
    »Ich habe dich noch nie so zornig erlebt.«
    »Du hast recht, es war das erste Mal, daß ich mich nicht beherrschen konnte.«
    »Woran liegt es?«
    »Ich habe keine Ahnung. Im Leben eines jeden Menschen kommt es mal vor, daß ihm die Nerven durchgehen. Das kannst du natürlich nicht verstehen.«
    »Doch. Ich versteh's nur bei dir nicht. Was ist los mit dir, Tony? Irgend etwas nicht in Ordnung? Kann ich dir helfen? Du weißt, daß du mit mir über alles reden kannst, daß ich jederzeit für dich da bin.«
    Natürlich wußte ich das, und es war verdammt gut, einen Freund wie Mr. Silver an der Seite zu haben, aber es gab nichts, was ich ihm hätte sagen können.
    Meine heftige Reaktion hatte mich selbst überrascht, und ich konnte sie mir nicht erklären.
    »Es wird nicht wieder passieren«, sagte ich.
    Der Ex-Dämon nickte. »Na schön«, sagte er, aber er schien an meinen Worten zu zweifeln. »Vielleicht sollte ich von nun an ein Auge auf dich haben.«
    Ich schaute ihn ernst an. »Wenn du vorhast, mich zu deiner Marionette zu machen, spiele ich nicht mit.«
    »Wieso zu meiner Marionette?«
    »Du wirst mich nicht mehr hypnotisieren, okay? Ich mag das nicht.«
    »Siehst du nicht ein, daß es nötig war, Tony? Hätte ich zusehen sollen, wie du Orson Collins in deinem Zorn vielleicht erschlägst?«
    »Du übertreibst.«
    »Du weißt, daß ich das nicht tue, Tony«, sagte der Ex-Dämon schneidend und wandte sich von mir ab.
    Jetzt war die Atmosphäre auf einmal gespannt. Für gewöhnlich störte mich das. In solchen Fällen sorgte ich stets dafür, daß alles schnellstens wieder ins Lot kam, doch heute, das wußte ich, würde ich es nicht tun.
    Ich fuhr weiter.
    ***
    »Gnubbel« hatte in Wirklichkeit einen anderen Namen. Er hieß Ez Carrado und war ein Vampir, ein gefährliches Schattenwesen, das einen langen Flug hinter sich hatte.
    Er war noch jung und nicht so stark wie seine Eltern, aber das würde sich ändern, wenn er sich sein erstes Opfer geholt hatte.
    Bisher hatten immer seine Eltern dafür gesorgt, daß er Blut bekam. Sie hatten die Opfer ausgesucht und angefallen, und wenn sie gesättigt von ihnen abgelassen hatten, durfte Ez weitertrinken.
    Aber die Zeit war reif dafür, daß Ez für sich selbst sorgte. Noch war er nicht fähig, menschliche Gestalt anzunehmen; wie es seine Eltern konnten.
    Erst wenn er sein erstes Opfer ganz allein getötet hatte, würde diese Fähigkeit auch bei ihm zum Durchbruch gelangen, und er fragte sich, wie er dann wohl aussehen würde.
    Zia Carrado, seine Mutter, war als »Mensch« eine verführerische Frau, deren blendende Schönheit schon vielen zum Verhängnis geworden war.
    Es fiel ihr leicht, ihre Opfer zu täuschen und zu umgarnen, und wenn niemand damit rechnete, kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel der Todesbiß.
    Aber auch Yul Carrado, sein Vater, verstand sich aufs grausame Töten. Wenn Zia Schönheit und weibliche Raffinesse einsetzte, so warf er dämonische Grausamkeit und übernatürliche Kraft in die Waagschale.
    Ez wußte, daß noch sehr viel Zeit vergehen würde, bis er so sein würde wie sein Vater. Er stand erst am Beginn seines blutigen Lebens - Ez Carrado, der Vampirsohn, den Jimmy Dillaway liebevoll Gnubbel nannte.
    Der Junge konnte nicht ahnen, wen er sich da ins Haus geholt
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