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0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar
Autoren: Jason Dark
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Schatten hineingemalt hatten.
    Er hörte das Toben und Krachen der Wellen nicht mehr so laut. Es wurde leiser und die Schatten dichter.
    Er fiel, und die Hände ließen ihn nicht los.
    Gemeinsam riß das Meer Isabella und Camacho in die Tiefe. Wie auch das Schiff, die Besatzung und die Pesttoten.
    Der Sturm wütete die ganze Nacht hindurch. Später wurden Leichen und Planken gefunden. Auch Fässer schwammen an der Oberfläche. Nahe der Inseln wurden die meisten Leichen angeschwemmt.
    Legenden bildeten sich, und die kleinen Eilande vor der Küste Korsikas erhielten einen anderen Namen.
    Sie wurden die schwarzen Blutinseln genannt. Und Menschen, die Jahrhunderte später darüber redeten, bekamen bei ihren eigenen Worten noch einen Schauder.
    Vieles geriet trotzdem in das schwarze Loch der Vergessenheit. Seltsamerweise blieb eine Erinnerung jedoch bestehen.
    Die Erinnerung an eine rothaarige Frau - an Isabella…
    ***
    Suko spürte die warme Sonne in seinem Rücken, den leichten Wind, der mit dem Stoff seines weit geschnittenen Hemdes spielte, und sah vor sich das klare, leicht türkis gefärbte Wasser des Meeres, dessen Wellen gegen die Klippen sprangen, darüber hinwegschäumten, in den Sandstreifen vor Sukos Füßen hineinrannen und dort versickerten.
    Über ihm lag ein wolkenloser Himmel. Sommer auf Korsika. Auch wenn es fast September war, die Hitze belastete noch immer. Die Sonne bildete einen Ball in der Bläue, wo zwei Flugzeuge Kondensstreifen hinterlassen hatten, die wie helle Gleise aussahen.
    Eine Strandidylle, umgeben von, einer urlauberlosen Einsamkeit, die Suko hätte gefallen können, wenn da nicht das Weinen des Mädchens gewesen wäre.
    Marion Hayle stand nicht neben ihm, sie saß dort, wo der Sand vom Wind gegen den grau und schwarz schimmernden Fels geworfen worden war und dort so etwas wie eine weiche Stütze am Gestein gebildet hatte. Sie wollte nicht bis an das Wasser herangehen, das hatte sie Suko auch erklärt, und er hatte es akzeptieren müssen, denn ihretwegen war er überhaupt auf die Insel gekommen.
    Er schaute über die ersten Klippen hinweg, bis hin zu den mächtigen schwarzen Höckern, die aus dem Meer ragten und von hellen Schaumkränzen umflort waren.
    Dort lagen die schwarzen Blutinseln, denn so wurden sie von den Einheimischen voller Angst und auch Ehrfurcht genannt. Von irgendwelchem Blut sah Suko nichts, die Inseln aber sahen selbst in der Sonne finster aus. Er konnte sich vorstellen, daß sie den Menschen Furcht einjagten. Selbst aus der Distanz betrachtet, wirkten sie drohend und abschreckend.
    Er drehte sich um.
    Marion Hayle hatte ihren Platz nicht verlassen. Um ihre verweinten Augen nicht zu zeigen, trug sie eine Sonnenbrille. Ihr Mund zuckte, die nackten Füße verschwanden im Sand. Die Turnschuhe hatte sie mit den Schnüren zusammengebunden und sie wie eine Kette um den Hals gehängt.
    Als Suko auf Marion zuging, nahm sie die Sonnenbrille ab. Sie hatte verweinte Augen. Überhaupt wirkte sie sehr zerbrechlich, trotz der sommerlichen Bräune, die auf der dünnen Haut lag. Ihr Haar war fahlblond geworden, die Jeans saßen eng. Drei Knöpfe der kurzärmeligen, weißen Bluse waren offen.
    Marion war keine Titelbildschönheit - wer war das schon? - doch sie hatte sich eine gewisse Natürlichkeit bewahrt, die anderen Zwanzigjährigen meist schon abhandengekommen war. Zudem konnte sie echte Gefühle zeigen, und sie hatte sogar den knurrigen Sir James überzeugen können, so daß dieser eingewilligt hatte, Suko auf die Insel zu schicken.
    Jetzt lächelte sie, was allerdings nicht als echt empfunden werden konnte.
    Suko nickte ihr zu.
    »Ich bin dumm, nicht?«
    »Warum?«
    Sie schnaubte. »Weil ich weine.«
    Er lächelte. »Nein, das ist nicht dumm. Das gehört einfach dazu. Sie sind sehr menschlich, Marion.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    Das Mädchen hob die Schultern. »Hier ist es passiert«, flüsterte es. »Genau an dieser Stelle. Da habe ich mit ihm gestanden, und dann ist er ins Wasser gegangen.« Sie deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Sand, um Suko den Weg zu kennzeichnen, den ihr Freund Tom Ward gegangen war.
    Er nickte.
    Marion holte tief Luft. »Warum sagen Sie nichts?«
    »Ich glaube Ihnen. Reicht das nicht.«
    »Doch, doch. Ich bin ja heilfroh, daß ich auf den Rat meines Vaters gehört habe. Niemand hätte mir sonst geglaubt, weil das ja alles verrückt ist. So etwas kann und darf es nicht geben. Die Leute… die Leute hätten mich sonst ausgelacht. Aber
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