Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
konnte.
    Wieder glitt ich unter Wasser.
    Es war sehr klar, ich konnte gut sehen und entdeckte sehr bald die Beine der gefährlichen Wasserleichen.
    Unter ihnen tauchte ich hinweg. Allmählich wurde mir die Luft knapp. Ich war genau dort, wo ich hingewollt hatte, drehte mich noch einmal, stieß mich mit den Beinen ab und schoß pfeilgerade in die Höhe.
    Ich tauchte auf.
    Mitten im Kreis erschien der Kopf mit den nassen Haaren. Ich schnappte nach Luft, richtete den Blick allerdings sofort in die Höhe und sah über mir Isabellas Beine.
    Lady Bluthaar hatte sich nicht bewegt!
    Ich war bei ihr, so hatte sie es gewollt, und ihr Kopf senkte sich. Dabei gerieten auch die Haare in Bewegung. Sie fielen vor ihr Gesicht wie ein gefärbter Vorhang, von dem sich Isabella mit einer raschen Kopfbewegung befreite.
    Wenig später sah ich bereits ihre Knie vor mir.
    Ich wartete.
    Ihre Bewegung war fließend. Die unheimlichen Köpfe glotzten mich aus ihren seltsamen Augenhöhlen an. Diese Wesen würden erst eingreifen, wenn ich eine Flucht versuchte.
    Daran dachte ich nicht.
    Ich wartete auf die verfluchte Schönheit Isabella. Ich wollte diese Frau anfassen, die viele Jahrhunderte überlebt hatte. Dicht vor mir glitt sie tiefer. Dabei vernahm ich kein Geräusch, deshalb wußte ich nicht, ob sie ein Zombie oder ein Geist war.
    Ich trat Wasser.
    Sie brauchte es nicht zu tun. Glatt und sicher tauchte sie immer tiefer. Ich befürchtete schon, daß sie ganz verschwinden würde, was aber nicht der Fall war.
    Vor mir und in Kopfhöhe kam sie zur Ruhe.
    Sie starrte mich an.
    Auch ich hielt dem Blick stand, denn ich wollte die Schönheit ihres Gesichts aus der Nähe betrachten.
    Schönheit?
    Mich störte der Geruch, der von ihr ausging. Sie roch nach altem Fleisch, das längst in den Zustand der Verwesung übergegangen war. Es war einfach widerlich, mir stockte der Atem. Ihre Schönheit verblaßte allmählich.
    Mir kam Isabella vor wie das, was sie wirklich war. Ein durch Schwarze Magie am Leben erhaltenes Wesen, das die Fäulnis nicht richtig hatte durchdringen können.
    Und doch gab sie nicht auf. Ihre Hände legten sich auf meine Schultern. Sie drückten mich aber nicht tiefer, dafür hörte ich wieder ihre Botschaft in meinem Kopf.
    ›Rette mich. Gib mir Leben. Gib mir deine Kraft, Mensch. Ich werde weiterleben. Ich werde euch aussaugen können. Eure Kraft garantiert meine Existenz.‹ In ihre Augen trat ein Leuchten, das ich allerdings als finster ansah. Und sie gab mir noch einen Befehl. ›Küß mich.‹ Ich nickte.
    Sie lächelte, aber sie wußte nicht, was ich wirklich beabsichtigte. Sie brachte ihren Kopf in meine Richtung und wollte mich küssen.
    Ich hielt bereits mein Kreuz in der Hand. Sie drängte sich noch weiter vor. Ihre Lippen wollten die meinen berühren. Der Zwischenraum verkleinerte sich immer mehr.
    Und in ihn hinein drückte ich mein Kreuz!
    ***
    War es ein Schrei, der meine Ohren erreichte? Hatte ich mir alles nur eingebildet, oder blieb es bei den Zuckungen, die plötzlich durch den Körper liefen, denn die Berührung mit dem geweihten Talisman hatte Isabella nicht so einfach überstehen können.
    Wieder einmal waren feindliche Welten zusammengeprallt. Innerhalb von Sekunden hatte sich die Umgebung verändert. Ich fühlte mich wie in einem brodelnden Topf. Ich konnte nicht sehen, was um mich herum geschah. Unwahrscheinlich starke Kräfte zerrten an mir. Sie drückten mich in die Tiefe. Ich befreite mich mit heftigen Schwimmbewegungen, stieß an die Oberfläche und sah, wie die Diener der schönen Isabella um mich herum zerrissen wurden. Das Kreuz hatte seinen Energien freien Lauf gelassen, und die unterschiedlich großen Blitze hatten wie Messer gewirkt und die schrecklichen Gestalten der Reihe nach zerstört.
    Sie platzen weg. Trümmerteile schaukelten auf den Wellen, aber ich wollte sehen, was mit Isabella geschah.
    Es gab sie noch.
    Nur anders als zuvor. Sie schwebte nicht mehr über dem Wasser, denn ihre Füße berührten die Oberfläche, wo sie Halt bekam. Noch immer glich sie einer Königin. Allerdings einer, die vom Thron gestoßen worden war und jetzt schrecklich dafür büßen mußte.
    Sie verging. Ihre Schönheit blätterte ab, als wollte dieser Vorgang den Beweis für das Sprichwort antreten, wie vergänglich Schönheit doch ist.
    Da blieb nichts mehr zurück.
    Nur alte schwarze Hautlappen. Sie hingen von dem bleichen Knochengerüst herab und hatten die Farbe der Inseln angenommen. Auf dem Wasser schwammen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher