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0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar
Autoren: Jason Dark
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sollten auch sie die Heimat der schönen und teuflischen Isabella sein, der Frau, die als Hexe verschrien war und nicht hatte sterben können.
    Er hatte sich natürlich über die Inseln erkundigt und gehört, daß sie unbewohnt waren. Selbst Vögel fanden dort kaum Nahrung. Die Inseln bestanden aus schwarzem Gestein, vom Blut der Pesttoten gefärbt, wie die Legende behauptete, doch Suko nahm an, daß dieses Gestein vulkanischen Ursprungs war, deshalb auch die Farbe.
    Jetzt glänzten sie unter den heißen Strahlen der Sonne und sahen im leichten Dunst gleichzeitig aus, als wollten sie sich vor den Augen des Betrachters auflösen.
    Hier fuhren nur wenige Boote, und wenn, dann wurden sie zumeist von den Einheimischen gesteuert, die sich in den Gewässern auskannten. Die Ausflugsboote mit den Touristen zogen ihre Bahnen woanders.
    Sie waren wieder in Richtung Piata gegangen. Das war ein kleiner Fischerort mit breitem Strand.
    Als Marion plötzlich stehenblieb und nach Sukos Hand faßte, stoppte auch er. Sie hatte sich dem Meer zugewandt und einen Arm ausgestreckt. Dabei wies sie auf eine bestimmte Stelle, die allerdings nicht genau zu erkennen war.
    »Was haben Sie?«
    Marion räusperte sich. »Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich dort etwas gesehen.«
    »Und was, bitte?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß es selbst nicht genau, aber es paßt nicht hierher.« Sie nahm die Schuhe vom Hals herunter, entknotete die Schnürsenkel und schlüpfte in die Schuhe hinein. Als sie sich wieder aufrichtete, da schaute Suko noch immer über das Wasser und berichtete, was er sah.
    »Viel Wasser, etwas Schaum oder Gischt, aber…«
    »Das Helle, Suko.«
    »Ist vielleicht Schaum.«
    »Nein…«
    »Was denn?«
    »Kann ich auch nicht sagen. Da treibt etwas auf uns zu. Die Wellen haben es hochgeholt.«
    Strandgut, dachte Suko und fragte sich gleichzeitig, weshalb Marion sich davor so sehr fürchtete. Er wollte ihr den Gefallen tun und nachschauen.
    Bis zum Wasser waren es nur wenige Schritte, ebenso bis zu den vorgelagerten, kleinen Felsbrocken, die aus dem Wasser ragten.
    Marion hatte sich nicht getäuscht. Da schwamm tatsächlich etwas im Wasser, das einfach dort nicht hingehörte, und es wurde intervallweise immer weiter nach vorn geschoben und mußte in wenigen Augenblicken den Strand erreicht haben.
    Er wartete.
    Neben ihm hielt sich Marion auf. Sie starrte gespannt dem Treibgut entgegen.
    Suko blickte sie von der Seite her an. Ihr Gesicht mit dem schmalen Profil wirkte wie gemeißelt.
    Nur der Mund zuckte ein wenig. Sie schien sich Sorgen zu machen.
    Wieder rauschte eine Wellenfront heran. Diesmal erschien sie Suko höher und breiter als die vorherigen. Sie brachte noch einen gehörigen Schwung mit und gleichzeitig auch das Treibgut.
    Es rutschte auf den nassen Sand.
    Bevor es wieder in das Wasser hineingezogen werden konnte, lief Marion hin, bückte sich. Ihre Hand tauchte in die Flüssigkeit, dann hielt sie die Beute fest und hob sie an.
    Sie drehte sich.
    Suko hörte sie schreien. Sehr leise nur, schon mehr wimmernd. Aber sie schrie nicht, weil sie sich wehgetan hatte. Es lag allein an ihrer aus dem Wasser geholten Beute.
    Es war ein blanker Knochen!
    ***
    Marion Hayle stand auf dem Fleck, ohne sich zu rühren. Der Wind schien sich in Eis verwandelt zu haben. Sie hielt den Arm mit der ›Beute‹ etwas vorgestreckt. Sie ekelte sich, aber sie schaffte es nicht, sich davon zu trennen. Der Knochen war naß. Tropfen hatten sich an seinem Ende gesammelt und fielen nach unten. Marion fror, obwohl es warm war, aber es war eine innere Kälte, die da aus ihr hervorströmte und sie unbeweglich machte.
    Suko ging auf sie zu. Er nahm ihr das Fundstück aus der Hand und kehrte Marion den Rücken zu.
    Sie sollte nicht mitbekommen, wenn er es untersuchte.
    Er konnte zwar nicht genau bestimmen, wie lange er im Wasser gelegen hatte, doch als er ihn anschaute und beim Streicheln auch die rauhe Oberfläche unter den Fingerkuppen spürte, da war ihm klar, daß dieses Fundstück schon sehr lange im Wasser gelegen hatte und deshalb aufgerauht worden war.
    Seiner Meinung nach gehörte er nicht zum Skelett des Tom Ward, was seine Freundin wahrscheinlich befürchtete.
    Er schluckte seine Überraschung herunter, drehte sich wieder um und wollte zu einer Erklärung ansetzen. Da sah er, daß Marion einen zweiten Knochen in der Hand hielt.
    »Da!« flüsterte sie nur und hob ihn an. »Ist das mein Freund?« Den nächsten Satz schrie sie. »Ist das alles,
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