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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
Autoren: Jason Dark
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lappig, mit weichen Knochen und struppigen Haaren, die wie ein dichtes Knäuel auf dem flachen Schädel wuchsen und sich dort verteilten, als wären sie alte Drahtwolle.
    »Nur einer«, sagte Suko.
    Ich nickte.
    »Wo sind die anderen?«
    Mein Lachen klang dumpf. Es wurde schnell von dieser finsteren Atmosphäre verschluckt. »Ihn können wir ja schlecht fragen. Er würde uns auch keine Antwort geben.«
    Der Blutsauger kroch weiter. Er versuchte nicht einmal, aus dem Bereich unserer Lampen zu kommen, er blieb auf allen vieren, dann drehte er sich zur Seite und streckte gleichzeitig seinen rechten Arm aus, drehte die Hand und stützte sich ab.
    So wollte er in die Höhe kommen.
    Wir mußten ihn vernichten, das war klar. Suko deutete auf den Griff seiner Dämonenpeitsche, da hatte ich bereits meinen Dolch gezogen und hielt ihn hoch.
    Mein Freund war einverstanden.
    Der Vampir hatte sich inzwischen hingekniet. Mit eckig wirkenden Bewegungen schraubte er sich in die Höhe, seine Arme schwankten dabei, dann drehte er sich um.
    Wir standen vor ihm.
    Ich mit dem stoßbereiten Dolch, den er nicht zur Kenntnis nahm, denn er war zum Angriff bereit.
    Sein Maul hatte er weit aufgerissen. Zwei Zähne schimmerten uns entgegen.
    Er fiel vor.
    Ich stieß zu.
    Der Dolch traf kaum auf Widerstand, so dünn war die Haut im Lauf der Jahrhunderte geworden. Sie hing praktisch zwischen den Knochen wie straff gespanntes Papier. Und die von unten nach oben gezogene Klinge traf ihn genau in der Brust, ungefähr dort, wo bei einem Menschen das Herz schlägt.
    Ich zerrte den Dolch wieder zurück. Als mein Arm sank, da sank auch die Gestalt zusammen. Sie war so gut wie lautlos vernichtet worden, nur ein leises Knirschen hatten wir gehört, als die Klinge die Knochen ankratzte. Und ich hatte den Blitz gesehen, ein kaltes Feuer der Weißen Magie, das ihn letztendlich vernichtet hatte.
    Vor unseren Füßen fiel er auseinander. Er zuckte dabei, wir hörten wieder das leise Knacken, als die Knochen auseinanderbrachen und zu mehligem Staub wurden. Auch die dünne Haut in seinem Gesicht riß, bevor sie zu Staub wurde und in den allmählich auseinanderbrechenden Schädel hineinsank.
    »Das war keine große Tat«, sagte Suko.
    »Weiß ich selbst.«
    »Wenn er wenigstens zuvor hätte reden können«, ärgerte sich Suko. »Wir hätten ihn zwingen können, zu sagen, was hier geschehen war. So aber…«
    »Du hättest ihn auch nicht verstanden«, erklärte ich ihm.
    »Kann sein.«
    Ich drehte mich von der vernichteten Gestalt weg und trat bis dicht an den Rand des Brunnens. Mit der Lampe strahlte ich hinein. Jetzt, wo er nicht mehr von einem Blutsauger besetzt war, konnte ich vielleicht mehr erkennen.
    Der Brunnen war mit bleichem Geröll gefüllt. Staub und Spinnweben hatten sich auf die Steine gelegt und sie miteinander verwoben, so daß es kaum Lücken gab.
    Da konnte keiner bis auf den Grund klettern, es sei denn, er war der berühmte grüne Steinfresser, aber so hatte der Vampir nun wirklich nicht ausgesehen.
    Trotz allem ließ mich eine gewisse Unruhe nicht los, weil ich einfach das Gefühl hatte, etwas übersehen zu haben. Ich umrundete deshalb den Brunnen und hielt die Lampe so, daß ihr Strahl gegen die Innenwände leuchtete.
    Sie tastete sie ab und gab dem düsteren Gestein einen knochenbleichen Glanz.
    Der wurde plötzlich unterbrochen. Mir kam es vor, als hätte jemand in die Lichtfahne hinein ein Loch gerissen. Das Loch war auch vorhanden, aber nicht im Licht, sondern an der Innenwand des Brunnens, dicht über der Stelle, wo das Geröll aufhörte.
    Ich winkte Suko herbei. »Schau dir das an.«
    Mein Freund beugte sich vor. Er schüttelte den Kopf. »Das ist ein Ding, John.«
    »Nein, ein zweiter Fluchtweg.«
    Suko richtete sich wieder auf. Er sah plötzlich nicht mehr gut aus und ähnelte schon einem Zombie, was seine Hautfarbe anging. Es lag nicht nur am bleichen Licht der Lampe. Auch seine Lippen hoben sich farblich kaum ab. »Wenn du das denkst, woran auch ich denke, dann haben wir einen Lattenschuß geschossen. Sie sind frei, John, und ich kann mir nicht denken, daß sie draußen einen Kreis bilden und dabei Ringelpitz spielen.«
    »Eben.«
    »Und oben wartet Carmen.«
    Daran hatte ich auch gedacht, doch ich sah sie nicht so stark in Gefahr. »Es kommt darauf an, wann die Vampire ihr Versteck verlassen haben. Möglicherweise schon viel früher, so daß sie Carmen Cavallo gar nicht erst in die Quere gelaufen sind.«
    »Das hoffst
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