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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
Autoren: Jason Dark
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erkennen. Wenn sie in der Nähe lauerten, hielten sie sich gut versteckt.
    Außerdem mochten sie Helligkeit nicht, aber sie fürchteten sich eigentlich nur vor den Strahlen der Sonne.
    Noch einmal dachte Carmen darüber nach, welche Richtung die Blutsauger eingeschlagen hatten.
    Es war nicht der direkte Weg zu den bewohnten Siedlungen der Menschen. Sie würden einen großen Umweg machen müssen, um diese zu erreichen. Den aber fuhr sie schneller. Nur konnte sie dabei nicht immer auf den besseren Pisten bleiben, sie mußte den Wagen schon quer durch das Gelände scheuchen und hoffte, daß er es schaffte.
    Carmen spielte mit dem Gas. Der Geländewagen beschleunigte. Unter den Reifen spürte sie die Härte und Unebenheit des Bodens, beinahe widerwillig nur rollte der Wagen weiter. Carmen bekam die Stöße mit. Schon jetzt wurde sie durchgeschüttelt, und sie hielt das Lenkrad so fest wie möglich, wobei es ihr gleichzeitig auch als Halt diente.
    Wie ein bleicher, breiter Schleier durchbrach das helle, bläulichweiße Fernlicht die Dunkelheit der allmählich hereinbrechenden Nacht. Noch war es Abend, und für viele ihrer Landsleute würde der Tag erst jetzt richtig beginnen.
    Die Nacht war lang, man würde essen, man würde draußen sitzen, man würde sich unterhalten, Wein trinken und…
    Etwas huschte durch das Licht.
    Eine Gestalt?
    Sie hatte es nicht genau erkennen können. Sicherheitshalber trat Carmen die Bremse.
    Der Wagen stoppte zwar, rutschte auf dem ziemlich glatten Untergrund aber noch etwas weiter, schüttelte sich dabei, und das helle Vlies sah aus, als würde es nicken.
    Sie wartete.
    Ihr Blick war starr nach vorn gerichtet. Das Licht bekam eine andere Form als sich die Staubwolken wie dicke Nebelschleier heranschoben und es durchdrangen.
    Die wallenden Gewänder irritierten Carmen. Sie gaben auch den anderen Gestalten Schutz.
    Wie weit und wohin sie gefahren war, wußte sie auch nicht. Sie hatte irgendwo auf der freien Strecke gehalten, wo es weder einen Pfad noch einen Weg gab. Allerdings war sie froh, nicht auf der Kippe zu stehen, was auch hätte leicht passieren können.
    Abwarten…
    Die Zeit dehnte sich. Carmen hatte sich kein Limit gesetzt, aber lange wollte sie nicht warten.
    Vielleicht war sie auch einer Täuschung erlegen. In den letzten Minuten hatte sie unter Dauerstreß gestanden wie unter dem Griff einer mörderischen Kralle. Da konnte es gut sein, daß sie sich schon etwas eingebildet hatte.
    Etwas störte sie.
    Carmen sah nichts, es war das Unterbewußtsein, das eine Warnung in ihr Gehirn schickte. Und gleichzeitig auch das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
    Sie schaute nach links.
    Zwar hatte sie mit einer Veränderung gerechnet. Daß diese jedoch so plötzlich eingetreten war, erschreckte sie schon.
    Dicht hinter der Scheibe stand ein Vampir. Er preßte seine Fratze gegen das Glas, und mit einer Hand zerrte er bereits am Außengriff der nicht verriegelten Tür…
    ***
    Die Klaue verstärkte den Druck so immens, als wollte sie mir das Handgelenk brechen. Suko hatte noch nichts gesehen, auch ich war für einen Moment wie erstarrt, und das nutzte dieser unheimliche Todesbote aus dem Brunnen aus, in dem er sich in die Höhe zog, was von kratzenden Geräuschen begleitet wurde.
    Ich trat nicht einmal zurück, denn in meinem Hirn hatte ich blitzschnell einen Plan entwickelt. Ich half dem Wesen dabei, sich aus dem Brunnen zu ziehen.
    Der Kopf erschien.
    Ein schreckliches Gebilde. Halb verfault, wie angefressen wirkend. Nur ein Auge war vorhanden.
    Das andere war ausgelaufen, und die Flüssigkeit war auf der rindenartigen Haut eingetrocknet.
    »Tut mir leid, John, aber ich…« Suko verstummte, weil er mein Zischen gehört hatte.
    Er kam näher.
    »Laß mich!« flüsterte ich ihm zu, als ich seinen Schatten hinter dem Lampenkegel sah.
    »Okay!«
    Der Vampir wurde von mir tatsächlich aus dem Brunnen geholt. Er drückte seinen Oberkörper vor, ich sah jetzt seinen anderen Arm, der über den Rand kroch und an dessen abgerundeter Kante eine Stütze suchte.
    Ich zerrte ihn weiter.
    Der Schwung reichte.
    Er kippte plötzlich nach vorn. Da auch ich ihn losgelassen hatte, prallte er bäuchlings zu Boden, blieb dort liegen und wurde von verschiedenen Seiten aus angestrahlt.
    Zum erstenmal sahen wir einen dieser alten, maurischen Blutsauger ganz.
    Wenn ich ehrlich war, dann mußte ich Carmen Cavallo recht geben. So wie diese Gestalt aussah, war sie einige Hundert Jahre alt. Furchtbar, vertrocknet,
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