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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
Autoren: Jason Dark
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rund drei Metern. Wir schauten in den verschiedenen Richtungen nach, wir suchten hinter den Trümmern, wir ließen unsere Blicke auch über das Land schweifen, das im Mondlicht badete, so daß sich deshalb scharfe Konturen hervorzeichnen konnten.
    Sie bewegten sich nicht.
    In der Ferne nur war der Himmel heller. Nicht vom Licht des Mondes, diese Helligkeit drang aus einem Tal hervor, und wir wußten beide, daß dort die Stadt Toledo lag.
    Was nutzte sie uns, wenn Carmen Cavallo verschwunden war und sich die Vorwürfe bei uns steigerten.
    Wir trafen dort ziemlich ratlos zusammen, wo die ersten Trümmer der Festung lagen. An dieser Stelle waren wir auch mit Carmen zusammen gewesen, und diesmal schauten wir uns beide ratlos an.
    »Sag nichts«, flüsterte Suko. »Es gibt nur eine Möglichkeit, auf die ich hoffe.«
    »Und die wäre?«
    »Daß sie fliehen konnte. Weglaufen, in den Wagen setzen, starten und verschwinden.«
    »Ja, das wäre am besten.«
    Suko lief bereits den schmalen Geröllhang hinab, um die Stelle zu erreichen, wo wir das Geländefahrzeug zurückgelassen hatten. Wir würden von oben her auf das Dach schauen können, doch unser Blick glitt hinein ins Leere. Wenig später hatten wir den Beweis.
    Der Wagen war verschwunden.
    »Und jetzt?« fragte Suko.
    »Müssen wir zu Fuß zurück.«
    »Wie schön«, spottete er. »Weißt du was, John. Man hat uns reingelegt. Man hat uns, verdammt noch mal, reingelegt, und darüber bin ich so sauer. Wir kommen dagegen nicht an, die andere Seite ist stärker, sie ist zudem auch raffinierter.«
    Ich leuchtete den Untergrund ab, weil ich nach Spuren suchte. Wenn welche vorhanden waren, konnten wir sie selbst nicht im Licht der Lampen entdecken. Dazu war der Untergrund einfach zu staubig und zu steinig. Hier hätte alles und auch nichts passieren können, und Sucher wie wir hatten immer das Nachsehen.
    Wenn ich mir die Geschehnisse durch den Kopf gehen ließ, so sah das alles nach einem genau durchdachten Plan aus. Und ich dachte auch an den unheimlichen Besucher mit dem blutigroten D auf der Stirn. Er war wie ein Schatten im Garten erschienen. Wir kannten Will Mallmann alias Dracula II. Wenn er die Fäden zog, davon mußten wir einfach ausgehen, waren unsere Chancen gesunken.
    Ich hob die Schultern.
    »Okay, verschwinden wir von hier«, schlug Suko vor. »So weit ist es nicht. Wenn wir gut sind, können wir das Haus in einer knappen Stunde erreicht haben.«
    Davon ging auch ich aus. Ärgerlich war es trotzdem. Ich hatte fest damit gerechnet, einen Erfolg zu erreichen. Daß man uns so geleimt hatte, war nicht vorauszusehen gewesen.
    Suko schaute gegen den Himmel, als könnte er dort die Lösung finden. Er bot sich mit einer südlichen Pracht dar. War wolkenlos, dafür übersät mit Sternen und natürlich dazwischen wie ein Wächter das Glotzauge des gelben Mondes.
    Es war ebenfalls Suko, der das Geräusch zuerst hörte und mich darauf aufmerksam machte. Irgendwo in der Nähe hörten wir ein Schleifen und leichtes Brausen, als würde sich in der Luft etwas bewegen. Ein großer Vogel, zum Beispiel, oder…
    Der rechte Arm meines Freundes schnellte in einem schrägen Winkel dem Himmel entgegen. Er hatte auch seinen Finger ausgestreckt und flüsterte scharf: »Da!«
    Ich sah hin und sah ihn.
    Einen sehr dunklen Umriß, im Vergleich zu den Farben des Himmels schon pechschwarz, aber nicht überall, denn die beiden schwarzen Teile bewegten sich wie Gardinen.
    Ungefähr dort, wo sie zusammentrafen, da schimmerte ein bleicher Fleck durch.
    Ein Gesicht.
    Doch ein besonderes. Denn auf der Stirn war, wie von einem Brandmal gezeichnet, ein rotes D zu sehen.
    Jetzt wußten wir Bescheid!
    ***
    Carmen Cavallo verlor nicht die Nerven, wurde von einem Augenblick zum anderen eiskalt. Mit einer nahezu gemächlich aussehenden Bewegung streckte sie ihren Arm nach rechts, und zwar dorthin, wo das Schwert auf den Beifahrersitz gefallen war. Sie hätte die Augen schließen können und trotzdem mit zielsicherem Griff das Schwert umfassen können. Das war ihr in Fleisch und Blut übergegangen.
    Der Vampir zerrte die Tür auf.
    Dann griff er nach seinem Opfer.
    Als er die Frau an der linken Seite anfaßte, war dieser Kontakt für sie so etwas wie ein Startsignal.
    Sie hob die Klinge an und bewegte sich trotz des Gurts geschmeidig nach links.
    Im Wagen war Platz genug, um sich bei der Bewegung nicht selbst zu verletzen. Die Klinge wischte vor ihrer Brust entlang, sie kam von rechts und schoß nach links.
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