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0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte

Titel: 0754 - Als Carmen sich die Köpfe holte
Autoren: Jason Dark
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gewordenen Gewächse und Bäume, nein, das war hier etwas völlig anderes, und der Butler fror plötzlich.
    Die Jacke hing noch in der Küche, er wollte auch nicht zurücklaufen und sie holen, statt dessen blieb er stehen, schaute in das graue Dämmerlicht hinein und merkte, wie Schweiß in zwei schmalen Rinnsalen an seinem Rücken entlang rann.
    Was stimmte hier nicht?
    Plötzlich wußte er Bescheid.
    Es war zu still. Kein Vogel zwitscherte.
    Ihm fehlte einfach der ›Krach‹ der Vögel, der für die Zeit zwischen Tag und Traum völlig normal war. Kein Schrillen, kein Schreien, kein Piepen, eine für ihn unverständliche Ruhe hatte sich über den kleinen Park gelegt.
    Warum?
    Der Butler dachte an Rojo, den er als einen sensiblen Menschen ansah. Dieser Mann war mit der Natur verbunden, er kannte sie, er wußte sie auch zu deuten.
    Die Natur fürchtete sich…
    Manuel fand es für ihn persönlich ungewöhnlich, daß ihm dieser Vergleich eingefallen war. Er war auch nicht einmal stolz darauf, er fühlte sich nur sensibilisiert und sah das Leben jetzt mit anderen Augen an als noch am gestrigen Tag.
    Ein anderes Leben, das nicht nur vordergründig existierte. Verrückt, dachte er, du bist verrückt. Du hast dich durch die Reden des Gärtners beeinflussen lassen. Das kannst du nicht so hinnehmen.
    Komm wieder zu dir, Alter!
    Nein, es hatte keinen Sinn.
    Er schaffte es nicht, seine Meinung zu ändern. Aber wie angelockt fühlte er sich plötzlich von der äußeren Umgebung, und Manuel kam sich vor wie jemand, der diesen Garten, der ja eigentlich schon zu seiner Heimat gehörte, zum erstenmal betrat.
    Unter seinen Füßen knirschte der Kies. An der rechten Seite stand ein gewaltiger Rhododendrenbusch. Seine weißen Blüten hatte er verloren. Sie umlagen ihn wie Schneeflocken, die einfach nicht tauen wollten. Der Butler bewegte sich in einer Welt zwischen Tag und Traum und kam sich, wenn er ehrlich gegen sich selbst war, überflüssig vor.
    Etwas raschelte in seiner Nähe.
    Das Geräusch schreckte ihn auf. Er rechnete damit, daß es ein Tier war, aber als er sich drehte, da drohte ihm ein Herzschlag.
    Vor ihm stand jemand.
    Ein Mann, ein Fremder, eine dunkle Gestalt. Regungslos wie eine Statue, schwarz gekleidet und trotz des Wetters mit einem mantelähnlichen Umhang bedeckt.
    Manuel hatte den Fremden nie zuvor gesehen, doch er war von dessen Anblick fasziniert. Besonders von seinem Gesicht, das auf der Stirn ein blutrotes D zeigte.
    Der Butler wußte damit nichts anzufangen. Er zwinkerte nervös mit den Augen.
    Rojo hatte von dem Bösen gesprochen, das in der Nähe des Hauses lauern sollte.
    War diese Gestalt das Böse? Verkörperte sie das, was man unter Hölle und Verdammnis verstand?
    Er hatte eine sehr trockene Kehle bekommen. Im Gegensatz dazu waren der Rücken und das Gesicht schweißnaß. Auch der Fremde sagte nichts. Er lächelte nicht einmal. Sein bleiches Gesicht blieb unbewegt, und der Butler suchte nach einem Vergleich, der ihm auf der Zunge lag, ihm aber nicht einfallen wollte.
    Erst als der Fremde den ersten Schritt nach vorn getan hatte, da fiel es Manuel ein.
    Wie Dracula!
    Wie der Schauspieler Christopher Lee in dem weltbekannten Film. Ja, so sah der Eindringling aus.
    Aber es gab keine Vampire. Nur im Film und in den Büchern.
    Der andere lächelte.
    Er zog die Lippen sehr langsam in die Breite. Das war genau der Augenblick, wo ein Mann wie Manuel all seine Vorbehalte über Bord werfen mußte.
    Es gab sie doch.
    Er sah die beiden spitzen Zähne, die weißgelb aus dem Oberkörper hervorwuchsen, und plötzlich war ihm klar, daß er diesem Grauen nicht mehr entfliehen konnte.
    Auch wenn er es gewollt hätte, er hätte sich nicht bewegen können. Wie angewurzelt stand er auf dem Kiesboden und glaubte, daß dieser sogar an ihm zerren würde.
    Der Vampir ließ sich nicht aufhalten. Aus dunklen Augen starrte er Manuel an.
    Dann griff er zu.
    Wie eine Puppe ließ sich der Butler zurückziehen. Der Blutsauger schleifte ihn in den Schatten eines gewaltigen Strauches, der höher wuchs, als ein erwachsener Mensch groß war.
    Dort drückte er ihn zurück.
    Manuel hatte die Augen weit aufgerissen. Sein Herz raste wie verrückt. Warum schreie ich denn nicht, dachte er und sah im selben Augenblick das bleiche Gesicht wie einen tödlichen Mond über seinem eigenen schweben.
    Mallmann senkte seinen Kopf noch tiefer, während, er den anderen zur Seite drückte.
    Der Hals lag frei.
    Straff war die Haut gespannt. Darunter
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