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0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche
Autoren: Unbekannt
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sterben, als wir die Verbindung zu seinem Herrn und Schöpfer unterbrachen."
    Der Mikrokom meldete sich von neuem.
    „Es wird kritisch!" rief Oliveiro Santarem. „Vielleicht spielen mir die Augen einen Trick ... aber ich bilde mir ein, in den Formfeldern bläuliche Töne zu sehen!"
    „Er hat recht!" pflichtete Sergio Percellar vom anderen Ende des Stollens bei.
    „Also hat es doch nichts genützt", sagte Reginald Bull mehr zu sich selbst. „Wie Raphael behauptete: Das nützt jetzt nichts mehr. Der Prozeß läuft ohne NATHANs Dazutun weiter."
    Er hob den Mikrokom in Mundnähe.
    „Santarem... hauen Sie ab! Percellar ... wir kommen auf dem schnellsten Wege!"
    Sergios Gleiter hielt am östlichen Stollenausgang. Ironside, Sylvia und Bull hasteten davon. Sie brauchten kaum eine halbe Minute, um den Ausgang zu erreichen. Das Fahrzeug stand unmittelbar davor. Die Luke war offen.
    Reginald Bull war der letzte, der sich ins Innere des Gleiters schwang.
    „Fort von hier!" schrie er Sergio zu.
    Der Gleiter schoß in die Höhe und in östlicher Richtung davon.
    Hoch über dem Gelände der Northern Tiger Lilly glühten die Formfelder in grellem Türkis. Nur wenige Minuten später geschah die Explosion. Ein Schwall weißblauen nuklearen Feuers schoß zum Nachthimmel empor.
    Wilde, kochendheiße Böen packten Augenblicke später das Fahrzeug und schüttelten es, bis Sergio es in den Windschatten einer Felswand steuerte.
    Die Northern Tiger Lilly existierte nicht mehr.
    NATHAN hatte seinen Willen durchgesetzt.
    Der Evakuierungstraum war ausgeträumt ...
     
    *
     
    Auf Umwegen gelangten Reginald Bull und seine Begleiter nach Shanghai. Der Untergang der Northern Tiger Lilly hatte das Abkommen zwischen den Aphilikern und er LdG ungültig gemacht. Ab sofort herrschte wieder der frühere Zustand: unerbittliche Feindschaft. Bull und seine Leute bekamen das zu spüren, als sie in Monterrey einen Flug nach Seattle zu buchen versuchten :Nur mit Mühe entkamen sie den Kazwos, die offenbar schon auf sie gewartet hatten.
    Einige Tage lang waren die verantwortlichen Aphiliker allerdings abgelenkt. Die Abschaltung der Kommunikationszentren auf dem Mond, durch die NATHAN mit der Erde in Verbindung gestanden hatte, machte sich vemerkbar. Eine Art Chaos mMiniaturausführung entstand. Kaum ein Mensch hatte eine Ahnung davon, in wie vielfältiger Weise die Inpotronik auf dem Mond mit der terranischen Technik verknüpft war.
    Jetzt erst traten die Zusammenhänge für jedermann sichtbar zutage: Verkehrsverbindungen funktionierten nicht mehr, automatische Betriebe stellten die Fertigung ein, die Wetterkontrolle versagte ... kurzum: Es herrschte ein Durcheinander, das es den Rückkehrern von der Northern Tiger Lilly ermöglichte, unangefochten den Schutz des Gettos von Shanghai zu erreichen. Wenige Tage später waren die Kommunikationszentren wieder in Betrieb, und auf der Erde kehrte allmählich Ruhe ein.
    Die aphilische Regierung verbreitete weiter die Nachricht, an der Evakuierung der Menschheit werde fieberhaft gearbeitet.
    Die Menschen aber hatten aufgehört, den Machthabern von Terrania City zu glauben. Sie lebten in Todesfurcht oder unter dem besänftigenden Einfluß der PILLE. Die Aphiliker hatten auch begonnen, auf die Pillenhändler von neuem Jagd zu machen.
    Aber der Pillenhandel war mittlerweile so vielfach verästelt, daß für jeden gefangenen Pillenhändler fünf neue auf die Szene traten.
    Die Herkunft der Droge war noch immer ungeklärt. Nicht eine einzige Fertigungsstätte war bislang entdeckt worden.
    Sulliman Cranoch und seine Delegation hatten sich unmittelbar nach der Explosion der Northern Tiger Lilly aus Terrania City absetzen können, bevor Trevor Casalles Feindschaft sie traf.
    Auch sie kehrten nach Sanghai zurück.
    Unklar war in den Kreisen der LdG, was Trevor Casalle, der Alleinherrscher, von nun an zu unternehmen gedenke. Er mußte erkannt haben, daß es unmöglich war, die Menschheit zu evakuieren. Davon, daß NATHAN sein wahrer Gegner war, wußte er vermutlich noch nichts. Was würde er jetzt tun ...?
    Über einen Terminal im Getto von Shanghai versuchte Reginald Bull, Verbindung mit der Inpotronik aufzunehmen. Der Erfolg stellte sich erst nach mehreren Tagen ein, und selbst dann noch handelte es sich um einen äußerst begrenzten Erfolg. NATHAN beantwortete zwar bereitwillig jede Frage allgemeiner Natur.
    Aber darüber, warum er die Evakuierung der Menschheit verhindern wollte, gab er keinerlei Auskunft.
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