Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
und sanft und baute, wie einer sich ausdrückte, „das Gefühl des neuen Menschen" so behutsam, daß man darüber nicht erschrak.
    Die unerwartete Pillenflut brachte die aphilischen Ordnungsorgane sofort auf die Beine. Man trieb die Händler in Horden zusammen und sperrte sie ein.
    Bald aber zeigte sich, daß die Anordnungen, nach denen die untergeordneten Behörden handelten, keine Gültigkeit mehr hatten. Aus Terrania City kam anderslautende Order.
    Trevor Casalle, der sich vor dem Dilemma sah, entweder die blutigen Angstrevolten über den Erdball rollen zu lassen oder die antiaphilische PILLE zu dulden, hatte sich für den letzteren Weg entschieden. Die gefangenen Händler wurden wieder freigelassen. Ab sofort verzichtete man darauf, den Pillenhandel unter Strafe zu stellen. Wenige Tage nach Heylin Kratts Besuch in der Northern Tiger Lilly erhielt Reginald Bull durch Boten eine Sendung aus Terrania City.
    Es handelte sich um einen tragbaren Behälter, in dem sich ein Gerät unbekannter Funktion befand. Neugierige Fragen wurden von Bull entweder überhört oder nichtssagend beantwortet.
    Diejenigen, die den geheimnisvollen Kasten zu Gesicht bekamen, beschrieben das Gerät als „eine Art Kodegeber".
    Ansonsten wußten sie nur zu berichten, daß der Empfang der Sendung Reginald Bull in gute Laune versetzt habe.
    So verging eine weitere Woche. Ein großer Teil der Menschheit stand unter dem glückseligmachenden Einfluß der PILLE.
    Die Regierung in Terrania City verhielt sich still, und die Northern Tiger Lilly lief auf vollen Touren. Im Zentralrechnerraum schoben Joupje Termaars Wachtposten Dienst rund um die Uhr, Raphael ging weiterhin seine undurchsichtigen Wege, und es sah so aus, als werde sich trotz der vielen Rückschläge zum Schluß doch noch alles zum Guten wenden. Niemand ahnte von der drohenden Gefahr ... außer womöglich Reginald Bull.
    Es war merkwürdig, daß die PILLE noch nicht den Weg auf das Gelände der Werft gefunden hatte. Es gab Städte genug in der Nähe, deren Händler in der fast eintausend Mann starken Belegschaft einen guten Kunden hätten sehen können. Aber bislang war die Northern Tiger Lilly verschont geblieben.
    Als allerdings Joupje Termaar eines Morgens mit strahlendem Gesicht Reginald Bulls Unterkunft betrat, wußte Bull sofort, daß die PILLE nun auch in der Northern Tiger Lilly zugeschlagen hatte.
    Joupje baute sich vor seinem Tisch auf und verkündete mit begeisterter Stimme: „Es ist wieder da ...!"
     
    *
     
    „Was ist wieder da, Joupje?" fragte Reginald Bull sanft und freundlich.
    „Na, das Bit-Muster!"
    „Das ihr aus dem Speicher gelöscht hattet?"
    „Ja ... genau das!"
    „Woher kam es?"
    „Die Geräte registrierten eine Funkmeldung, ziemlich kurz, höchstens eine Millisekunde lang. Etwa um dieselbe Zeitspanne später bekamen wir ein schwaches Echo. Bedeutet wahrscheinlich, daß die ursprüngliche Sendung von einem Kabel irgendwo aufgefangen wurde und durch das Kabel zum Rechner lief."
    Eigenartigerweise schien das rätselhafte Wiederauftauchen des Bit-Musters Reginald Bull nicht sonderlich zu interessieren. Er fragte: „Woher hast du die PILLE, Joupje?"
    „Es sind Händler in der Werft!" strahlte der Dicke. „Ich habe ihnen ein paar abgekauft."
    „Und die anderen Leute ...?"
    „Auch. Alle!" Er sah den erschreckten Ausdruck in Bulls Gesicht und wehrte sofort ab. „O nein... niemand steht herum und starrt in den Himmel hinauf! Es ist merkwürdig: Sie müssen allesamt die PILLE schon irgendwann vorher einmal in die Finger bekommen haben. Auf jeden Fall gibt es hier nur Sekundärreaktionen!"
    Reginald Bull dachte ein paar Sekunden über diese Feststellung nach.
    „Dafür gibt es wahrscheinlich eine plausible Erklärung", bemerkte er ominös.
    „Ja... und noch etwas", sagte Joupje. „Wir wollen fort!"
    „Fort?" wiederholte Bull staunend. „Wer?"
    Joupje machte eine allumfassende Geste.
    „Wir alle, die ganze Belegschaft. Es droht eine Katastrophe.
    Es wird uns wahrscheinlich an den Hals gehen, wenn wir hierbleiben."
    „Wer sagt das?"
    „Amirrez, der Händler. Er ist nur einer von vielen, aber er scheint am meisten zu wissen. Er kommt aus Monterrey und hat dort gehört, daß die Northern Tiger Lilly in Kürze explodieren wird oder so." Reginald Bull nickte dazu. „Dann werdet ihr eben gehen müssen", sagte er. „Ihr braucht euch nicht in Gefahr zu bringen."
    „Ich wußte, daß Sie es verstehen würden", strahlte Joupje Termaar. „Die anderen hatten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher