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0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche
Autoren: Unbekannt
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Verantwortung für den weiteren Verlauf der Dinge mehr übernehmen. Meine Anweisungen sind auf dem schnellsten Wege in die Tat umzusetzen."
    Heylin Kratt hörte ihm reglos zu. Es ging ihn nichts an, ob Reginald Bull es sich erlauben konnte, dem Alleinherrscher Anweisungen zu erteilen. Er, der Adjutant, war nur der Überbringer von Nachrichten.
    Aus einer Tasche förderte Reginald Bull einen kleinen Datenträger zutage, einen Behälter mit einer ebensolchen Mikroplatte, wie sie vor ihm auf dem Tisch lag.
    „Hüten Sie es gut!" trug er Heylin Kratt auf. „Es könnte sich als schwierig erweisen, diese Daten ein zweites Mal herzustellen."
    Heylin Kratt betrachtete sich als verabschiedet. Grußlos verließ er die Baracke. Wenige Augenblicke später sah meinen seinen Hochleistungsgleiter starten und in nordwestlicher Richtung davonschießen.
     
    *
     
    Von den Zurückbleibenden wurde Reginald Bull mit Fragen bestürmt. Seine Botschaft an Trevor Casalle war überraschend gekommen. Niemand hatte etwas davon gewußt. Aber Bull wimmelte die Fragen standhaft ab.
    „Es hat keinen Zweck, darüber zu sprechen", behauptete er.
    „Im Gegenteil: Es ist sogar gefährlich."
    Niemand wollte ihm das abnehmen. Vater Ironside beschuldigte ihn der Geheimnistuerei, aber Bull ließ sich nicht erweichen.
    Er beorderte Sylvia Demmister und Joupje Termaar, die von Casalle übersandten Daten zurückzuspielen und zu analysieren.
    Dadurch wurde die Aufmerksamkeit von seinem Geheimnis abgelenkt. Eine Gruppe von Leuten begab sich zum Rechenzentrum, um aus erster Hand zu erfahren, was es mit den geheimnisvollen Funksprüchen auf sich hatte.
    Das allerdings erfuhren sie nicht. Die Analyse dauerte bis tief in die Nacht hinein und förderte doch nichts ans Tageslicht. Das bedeutsamste Ergebnis war, daß Joupje Termaar einige Bit-Muster wiedererkannte, die er schon in dem Speicher-Dump des Zentralrechners gesehen hatte. Was sie bedeuteten, wußte niemand.
    Inzwischen war es auf der Erde wieder unruhig geworden.
    Fast die halbe Menschheit war Augenzeuge geworden, wie die stolzen Raumriesen der Evakuierungsflotte in einem gigantischen Feuerball vergingen. Die Rettung der Menschheit war vor neuem in Frage gestellt. Die Regierung behauptete zwar, der Verlust der einhundertundacht Einheiten sei nicht kritisch, da inzwischen an Fahrzeugen gebaut werde, von denen jedes weit über zwei Milliarden Menschen befördern konnte. Aber es wurde nicht gesagt, ob auch nur eines dieser Gigantschiffe schon fertiggestellt sei, und vor allen Dingen war am Nachthimmel noch keines der Schiffsmonstren zu sehen. Unter den von der Aphilie beherrschten Menschen gewann die Todesangst von neuem die Oberhand. Unruhen brachen aus. Es sah so aus, als werde es bald wieder zu jenem blutigen und sinnlosen Wechselspiel von Angstrevolten und Strafexpeditionen kommen, wie es vor der Veröffentlichung der Evakuierungspläne an der Tagesordnung gewesen war.
    Statt dessen trat jedoch eine andere Entwicklung ein. Sie kam nicht gänzlich unerwartet... Nur die Vehemenz, mit der sie sich quasi über Nacht ausbreitete, überraschte jedermann. Von einer Stunde zur nächsten schien sich die Zahl derer, die in den Randzonen der Großstadt-Gettos die PILLE vertrieben, zu verzehnfachen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich zuerst in den Städten, später auch draußen auf dem Land die Nachricht: Die PILLE wird verkauft! Einen so überzeugenden Ruf hatte die geheimnisvolle Droge in den wenigen Wochen ihrer Existenz gewonnen, daß die Menschen ihre Todesangst vergaßen und ihr ganzes Streben danach richteten, sich möglichst rasch in den Besitz einer möglichst großen Menge von Pillen setzen zu können.
    Die Droge, millionen- und milliardenfach verkauft, tat rasch ihre Wirkung. Die Straßen und Plätze der Städte füllten sich mit riesigen Menschenmengen, die in den Himmel hinauf blickten und dort etwas zu sehen schienen, das sie in sprachloses Entzücken versetzte.
    Diejenigen dagegen, die zuvor schon einmal die PILLE genossen hatten, zeigten eine gänzlich andere Reaktion. Sie wurden heiter, ohne in Verzückung zu geraten. Die Aphilie fiel von ihnen ab.
    Sie empfanden Emotionen, die ihnen völlig fremd waren: Freude, Glück, Zufriedenheit ... aber auch Trauer, Sorge oder gar Haß.
    Sie hatten sich plötzlich in normale Menschen zurückverwandelt. Sie blieben handlungsfähig. Die Wirkung des Medikaments nahm ihnen nicht das Werkzeug aus der Hand und trieb sie hinaus auf die Straßen. Sie kam langsam
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