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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen
Autoren: John E. Muller
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zerstört wurde. Das gegenwärtige Schloß wurde auf den Trümmern jener alten Burg erbaut.“
    „Was wissen wir über diese fünf Menschen? Gibt es etwas Definitives über sie zu sagen?“
    „Ein wenig. Es ist nicht leicht, Wahrheit und Mythen voneinander zu trennen. Die Berichte aus jener Zeit besagen, daß Henry de Ruys nach seiner Rückkehr aus Frankreich im Jahre 1603 Emily Rochefort ehelichte, wobei sie auch noch nach dem Tod von Henrys Vater, William de Ruys, hier wohnen blieben.
    Ihre Kinder wurden in den darauffolgenden Jahren dieser Ehe geboren, wobei wir wissen, daß eines der Kinder, Elisabeth, noch im ersten Lebensjahr verstarb. Die anderen, mit Ausnahme Edmunds, sind alle genau beschrieben. Wir wissen eine ganze Menge über sie. Alle blieben unverheiratet und lebten in fast völliger Abgeschiedenheit auf dem Schloß. Dann, im Jahre 1637, geschah etwas innerhalb der Familie. Was es war, können wir bloß vermuten. Aber von dieser Zeit an zogen sie sich völlig von der übrigen Welt zurück. Sie hätten ebenso gestorben sein können, denn sie empfingen keine Besuche mehr und gingen auch nicht mehr ins Dorf, wie sie es früher oft getan hatten. Das ging länger als ein Jahr so. Damals begannen die ersten Gerüchte zu kursieren, daß merkwürdige Dinge oben auf dem Schloß geschahen. Die Leute redeten davon, sonderbare Lichter gesehen zu haben und gräßliche Schreie mitten in der Nacht zu hören. Sie erzählten von Menschen, die plötzlich verschwanden und nie wieder gesehen wurden. Menschen aus der näheren Umgebung des Schlosses.“
    „Schwarze Magie?“
    „Ich fürchte, ja. Alles schien darauf hinzuweisen. Wir wissen ja, daß solche Dinge im England und Europa des damaligen Jahrhunderts weit verbreitet waren. Ich weiß, was Sie fragen wollen. Warum taten sie das? Ich glaube, die einzige Antwort, die ich darauf finden kann ist – Macht.“
    „Macht?“
    „Verkaufe deine Seele dem Teufel, verübe die grausamsten und teuflischsten Verbrechen unter der Sonne, und es wird dir jeder Wunsch erfüllt. Die Rechnung allerdings wird erst nach deinem Tode präsentiert. So ist das zu verstehen. Aber bei den de Ruys hörte die Geschichte nicht damit auf.“
    „Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen.“
    „Ich werde versuchen, Ihnen das unkompliziert zu erklären. Wenn man eine ungeheuer wirkungsvolle Kraft besitzt, ob nun gut oder böse, die durch mehrere Jahre hindurch an ein und denselben Ort gebunden ist, wie es ja hier der Fall war, so kann unter gewissen Umständen diese Kraft sich selbständig machen, sich von Materie und Willen loslösen. Auf diese Weise kann sie noch lange fortbestehen, auch nach dem Tode des Menschen, der sie ins Leben rief.“
    „Und Sie sind überzeugt davon?“ Fenner konnte nicht ganz den Spott aus seiner Stimme verbannen.
    „Ich muß. Sie halten mich höchstwahrscheinlich für einen exzentrischen Schriftsteller, der Bücher über altmodische und obskure Dinge schreibt und seine Zeit in Museen und Bibliotheken vertrödelt. Ich fürchte, nichts ist der Wahrheit ferner. Ich habe mein ganzes Leben mit solchen Dingen verbracht, habe mit ihnen gelebt. Ich habe die Schrecken gesehen und gefühlt, die jenseits der Bereiche des Vorstellbaren existieren. Es sind grausige Dinge, die ein schauerliches und unheilvolles Licht auf die Menschheit wirft. Unter der Maske der Zivilisation brodeln diese Dinge immer noch, als wäre das finstere Mittelalter noch nicht zu Ende.“ „Ihre Worte klingen sehr bitter.“ Chambers klappte das schwere Buch zu. „In gewisser Weise bin ich das auch. Es gibt Dinge, von denen man besser die Finger läßt, und dennoch kann ich nicht umhin, mir immer wieder neue Fragen zu stellen. Welche dunklen Mächte herrschen dort oben auf dem gottverlassenen Hügel?“
    „Sie meinen, Sie hätten so eine Ahnung, was da oben sein könnte?“ Grosser sah Fenner erstaunt an.
    „Es gibt genügend Beweise, daß wir es mit etwas Bösem und Schädlichem zu tun haben. Etwas, das wir gründlichst untersuchen sollten, damit es bekämpft werden kann. Ich habe in der vergangenen Nacht schrecklich flackernde Lichter im Schloß gesehen.“
    Kennaway saß am anderen Ende des Tisches und rieb nachdenklich sein Kinn. „Ich weiß nicht“, sagte er unsicher. „Ich will nicht, daß Sie mich einen Angsthasen nennen, aber vielleicht wäre es unklug, unsere Nase zu sehr in solche Dinge zu stecken. Ich meine, Pendrake ist tot, und ich wage nicht zu beurteilen, ob er eines
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