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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen
Autoren: John E. Muller
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daß sie ein bißchen engstirnig und voreingenommen ist?“
    „Von Ihrem eigenen Gesichtspunkt aus gesehen, können Sie durchaus recht haben“, räumte Fenner ein. „Es war tollkühn von Pendrake, an jenem Ort zu verbleiben. In einer Atmosphäre wie dieser wundert es mich nicht, daß der Mann ein bißchen verrückt wurde. Es würde Sie vielleicht interessieren, wenn ich Ihnen sage, daß ich ihn vor ungefähr einem Jahr untersuchte und feststellte, daß sein Herz schwach war. Jeder plötzliche Schock hätte gereicht, ihn umzubringen.“ Er fühlte sich etwas irritiert, versuchte aber, dies zu verbergen. Diese Menschen hatten zu lange schon mit diesen Dingen gelebt, sie waren ein Teil ihres Lebens geworden, den sie nicht so schnell abzuschütteln vermochten.
    „Wenn Sie meinen Rat wollen, Doktor“, sagte Brenson mit schwerer Zunge. „Schlage ich Ihnen vor, mal zu Chambers rüberzugehen. Er kann Ihnen alles über die de Ruys erzählen, was Sie wissen wollen. Er hat eingehende Studien über sie betrieben, weil er über diese Familie ein Buch zu schreiben gedenkt. Er kam, glaube ich, nur aus diesem Grunde hierher.“
    Fenner schwieg einen Augenblick. „In Ordnung. Ich werde mit ihm sprechen, wenn er mich empfängt. Soviel ich weiß, ist er ein etwas exzentrischer Mensch, ein Einsiedler.“
    „Über die de Ruys und über alles Übernatürliche spricht er gerne“, mischte sich Grosser wieder ein. „Noch ein Glas, Doktor?“
    „Nein, danke. Ich werde lieber gehen. Als Arzt werde ich oft Tag und Nacht gebraucht, auch in einem so kleinen Dorf wie hier.“
    „Ist doch klar, Doktor. Das verstehen wir.“ Grosser hob sein Glas und trank dem Arzt zu, während seine Augen ihn, ohne zu zwinkern, fixierten. „Aber sagen Sie nicht, daß wir Sie nicht gewarnt hätten. Dort oben auf dem Hügel haust das Böse. Pendrake wußte das, doch er glaubte, er sei gegen das Böse gefeit. Wenn Sie wollen, sage ich Ihnen, warum. Weil er seine Seele schon vor Jahren dem Teufel verkaufte.“
     

     

Als Fenner das Gasthaus verließ und in die enge Straße einbog, die zu seinem Haus führte, klangen ihm noch immer diese Worte in den Ohren. Nur das leise Klagen des Windes und das Rascheln von dürrem Laub, das vom Wind durch den Rinnstein gefegt wurde, war zu hören, sonst war es totenstill. Die Dunkelheit brach ein, und die Wolken schienen so tief herunterzuhängen, daß er fast Platzangst verspürte. Er beschleunigte seine Schritte. In den letzten Stunden war dünner Nebel aufgezogen. Die Bäume schienen größer als sonst zu sein und merkwürdig verbogen, doch er schrieb dies dem Licht der Straßenlaternen und seiner überhitzten Phantasie zu.
    Er zitterte leicht und zog den Mantel enger um sich. Seine Schritte hallten auf dem Gehsteig, die Häuserfronten warfen ein hohles Echo zurück. Das ganze Dorf schien wie ausgestorben.
    Am Ende der Straße, wo die letzten Häuser standen, wurde der Nebel plötzlich dünn. Ein Guckloch, das wie ein Fenster anmutete und etwas merkwürdig Künstliches an sich hatte, gab ihm den Blick auf den Hügel frei.
    Und da sah er es ganz deutlich, in jedem grotesken Detail. Wer auch immer dieses Haus auf dem Hügel entworfen haben mochte, es mußte ein Verrückter gewesen sein, bar jeden Schönheitssinns. Ein Hauch von Spukschloß, nein mehr noch, schwebte um dieses Gemäuer. Etwas sonderbar Schwarzes und Unwirkliches, geformt aus Schatten, schien es einzuhüllen, nicht wie der Nebel die Details verhüllend, sondern noch zu den Details hinzugefügt.
    O Gott, er war nahe daran, diese Geschichten selber zu glauben. Er brauchte aber gerade jetzt seinen gesunden Menschenverstand. Er mußte sich Klarheit verschaffen über jenes feindselige Ding, damit die Schatten und Ängste endlich aus seinem Gehirn vertrieben würden. Er wußte, daß es nur einen Mann gab, der ihm dabei behilflich sein konnte. Rasch entschlossen machte er auf dem Absatz kehrt und hastete den Weg zurück, den er eben gekommen war.
    Er drückte auf die Klingel an Chambers Tür und trat einen Schritt zurück, damit man ihn vom Fenster im Obergeschoß aus sehen konnte. Der schwere Vorhang hinter dem Fenster wurde zur Seite geschoben, dann hörte er Schritte die Treppe herunter kommen. Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet, sie war durch eine Kette gesichert. Durch den Spalt spähte Paul Chambers nach draußen.
    „Wer ist da?“
    „Hallo, Paul. Ich hätte gerne mit Ihnen über etwas Wichtiges gesprochen, wenn Sie erlauben.“
    „Schon gut,
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