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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie
Autoren: Jason Dark
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Zipfel der Bettdecke an, hob ihn hoch und schlug die Decke dann mit einer Bewegung zurück, wie es Zauberer machen, die etwas präsentieren.
    Ich roch es zuerst.
    Dann sah ich es.
    Blut auf der Brust der Frau, auf dem Laken und unter der Decke. Und noch etwas sah ich.
    Auf der roten Flüssigkeit schwamm ein Meer von in zahlreichen Rot-Nuancen schimmernden Blüten. Ein Erbe aus der Flower-Power-Zeit.
    Jetzt war es doch ein Fall für mich geworden!
    ***
    Ich hatte die Kollegen kommen lassen. Es war alles so heimlich wie möglich geschehen. Zumindest die Patienten sollten nichts mitbekommen und sich nicht aufregen.
    Beim Personal war das etwas anderes. In Windeseile hatte sich herumgesprochen, was in diesem Krankenhaus geschehen war. Ein Mord, eine brutale Bluttat, ein furchtbares Schicksal, das nackte Grauen. Und niemand hätte den Täter gesehen.
    Ich ging davon aus, daß es nur die aus dem Koma erwachte Person getan haben konnte. Aber sie war nicht mehr zu finden gewesen. Sie war auch nicht gesehen worden. Niemand hatte mitbekommen, ob sie das Krankenhaus überhaupt verlassen hatte.
    Einige Polizisten waren dabei, die Kellerräume zu durchsuchen. Ich glaubte nicht daran, daß sie Erfolg haben würden. Die Mörderin hatte die Tat eiskalt geplant, und sie war sicherlich nicht so dumm gewesen, ihren Rückzug dabei außer acht zu lassen.
    Ich hatte meinen Freund und Kollegen Suko hergebeten und ihn eingeweiht. Gemeinsam übernahmen wir die Befragung des Personals, drängten immer wieder, doch es war niemand da, der uns eine konkrete Antwort hätte geben können. Das Entsetzen war groß, es gab nur Vermutungen, sonst nichts weiter. Alles blieb hinter einem dichten Nebel verborgen.
    Der leitende Beamte der Mordkommission hieß Scipio. »Tja, Mr. Sinclair«, sagte er und strich über sein Haar. »Das sieht nicht gut aus, kann ich Ihnen sagen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Allgemein. Es gibt keine Hinweise, aber wie ich hörte, ist Ihnen der Täter bekannt.«
    »Eine Täterin, Kollege. Das heißt, ich nehme es an. Einen hundertprozentigen Beweis habe ich dafür auch nicht.«
    Er nickte. »Sie ist verschwunden. Die Männer sind aus dem Keller zurückgekehrt, ohne auch nur einen Rockzipfel gesehen zu haben. Sie irrt jetzt dort draußen herum.« Dabei zeigte er auf das Fenster, hinter dem sich die Nacht ballte. »London ist groß, Mr. Sinclair. Da kann sie sich jahrelang verstecken.«
    »Das will ich nicht hoffen.«
    »Bleibt es dabei, daß es Ihr Fall ist?«
    »Natürlich.«
    Auf dem breiten Gesicht des Kollegen zeichnete sich Erleichterung ab. Er hatte eine etwas gelblich schimmernde Haut, und auf der Oberlippe wuchs der dunkle Bartstreifen schmal wie ein Bleistift.
    »Wir werden die Tote jetzt mitnehmen.«
    »Können Sie mir sagen, wie sie umkam?«
    »Ja, das kann ich. Man hat sie mit einer Scherbe erschlagen oder erstochen.«
    »Wie bitte?«
    »Hinter dem Vorhang im Waschraum fanden wir eine zerbrochene dickwandige Vase. Manche Scherben entsprachen der Länge einer Messerklinge. Damit kann man schon töten.«
    Ich schüttelte mich. Es war furchtbar. Und niemand hatte etwas gehört. Wahrscheinlich war die Krankenschwester nicht einmal dazu gekommen, einen Schrei auszustoßen. Jemand hatte das Fenster geöffnet. Der Blut- und Blütengestank war nicht auszuhalten. Frische Winterluft sollte ihn ersetzen.
    Ich schaute zu, wie die Tote in einen schlichten Sarg gelegt wurde. Auch Suko war bei mir. »Das gibt Arbeit, John, nicht?«
    »Und wie.«
    »Wo sollen wir den Hebel ansetzen?«
    »Wahrscheinlich in der Vergangenheit.«
    Suko schaute mich überrascht an. »Findest du? Hängt es mit Zeitreisen zusammen?«
    »Nein, nein. Das Motiv der Tat liegt zweiundzwanzig Jahre zurück. Es geht da um einen Guru namens Shagri, der damals von Kollegen erschossen wurde, bevor er dazu kam, seine Anhänger in den Selbstmord zu treiben. Es ist furchtbar, aber wahr.«
    »Von einem Toten kann man nichts erfahren.«
    »Weiß ich auch.«
    »Dann bleibt uns diese Dorothy Mainland.«
    Ich nickte. »Irgendwo muß sie sein. Vielleicht gibt es noch Freunde aus alten Zeiten, mit denen sie Kontakt aufnehmen will. Es wird eine lange Nacht werden, fürchte ich, und wir beide werden uns dem Studium alter Akten widmen müssen.«
    »Staub, ich sehe dich wallen«, sagte Suko.
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    Die Leiche wurde abtransportiert. Männer in grauen Kitteln und mit stoischen Gesichtern trugen sie an uns vorbei. Diese Leute konnte nichts mehr
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