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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie
Autoren: Jason Dark
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aufgeregt hin und her. Sonst saß sein Großvater dort, doch wenn der Enkel zu Besuch war, wurde das Möbel von Dennis in Beschlag genommen.
    »Welcher Kanal ist es denn?«
    »Weiß ich nicht.«
    Jock Greenfield probierte einige durch und hatte beim vierten Versuch Glück.
    Da tobte Bugs Bunny tatsächlich über die Mattscheibe und sang mit Krächzstimme sein Eröffnungslied.
    Dennis jubelte. Er sang mit und kannte sogar den Text,, der ja immer gleich war.
    Von nun an war der Großvater abgemeldet. Jock legte die Beine hoch und streckte sie aus. Er drehte den Ton etwas leiser und schloß die Augen. In der nächsten halben Stunde würde er zwar nicht seine Ruhe haben, dafür waren die Stimmen der Trickfilmfiguren zu laut, aber er gehörte zu den Menschen, die abschalten konnten. Dabei ging er gern seinen eigenen Gedanken nach, die in letzter Zeit sehr negativ waren.
    Es hing nicht allein mit dem Tod seiner Frau zusammen, die ihn vor drei Jahren verlassen hatte, nein, es lag daran, daß er seit genau zehn Monaten auch Ruheständler war. Entlassen aus dem Dienst der Metropolitan Police. Das Rentenalter erreicht, Platz schaffen für die Jüngeren.
    Früher hatte er darüber gelacht, heute dachte er anders darüber. Die ersten drei Monate waren ihm nicht langweilig geworden, danach aber hatte es ihn erwischt. Da war die Langeweile über ihn gekommen, und er dachte immer öfter an die alten Zeiten zurück, wo er noch in Amt und Würden gestanden hatte. Er war sogar zum Chef aufgestiegen und war dabei noch sehr beliebt geblieben.
    Auch jetzt besuchten ihn hin und wieder Kollegen von einst, um sich auch seinen Rat einzuholen.
    Das wiederum richtete ihn seelisch wieder auf, er gehörte noch nicht ganz zum alten Eisen.
    Manchmal besuchte er die Kollegen auch und schaute nach, was es Neues gab. Hin und wieder konnte er einen Computer bestaunen, das war auch alles. Sonst lief der Betrieb routinemäßig ab, und er kam sich bei einem Besuch immer wie ein Störenfried vor.
    Waren das noch Zeiten gewesen, damals…
    Ein seliges Lächeln lag auf seinen Lippen. Er schlief nicht, aber der Zustand befand sich nicht weit von dem eines Schlafes entfernt. Er war regelrecht weggesackt, hörte das Geschrei der Trickfilmfiguren wie aus weiter Ferne und schreckte dann zusammen, als er die krähende Stimme seines Enkels vernahm.
    »Grandpa, es hat geklingelt!«
    Greenfield hörte nicht.
    »Es hat geschellt, Grandpa!«
    »Wie? Was?« Verwirrt richtete er sich auf.
    Dennis schaute auf den Schirm, wo Bugs Bunny einen Fuchs verhaute. Er hielt ihn am Schwanz gepackt und hämmerte ihn immer wieder auf den Boden, so daß der Staub hochwallte.
    Das genau war es, was Dennis' Mutter nicht wollte. Diese Gewaltszenen, die man Kindern vorsetzte.
    Dennis dachte nicht daran, zu öffnen. Er blieb sitzen und drückte Bugs Bunny die Daumen.
    Jock schlurfte zur Tür. Er fuhr durch sein graues Haar und öffnete. Er hatte eigentlich seine Tochter erwartet, zog die Tür auf und wollte sie schon mit ihrem Namen ansprechen, doch das Wort blieb ihm im Hals stecken.
    Vor ihm stand eine junge fremde Frau.
    »Guten Abend«, grüßte sie.
    Greenfield war so verwirrt, daß er den Gruß automatisch beantwortete. Er schaute die Person allerdings von Kopf bis Fuß an. Das war ihm als Polizist in Fleisch und Blut übergegangen, denn er kam sich dabei immer etwas vor wie ein Zeuge.
    Sie hatte blondes Haar, das irgendwie ausgebleicht und verwaschen wirkte. Auch waren die Enden unegal geschnitten, sie bestanden praktisch nur aus langen Fransen. Die Frau trug Jeans, einen schlichten grauen Pullover, der an den Oberschenkeln aufhörte, und eine Jacke aus dunkelrotem Stoff. Sie stand da, lächelte verkrampft und nickte schließlich.
    »Darf ich hereinkommen?« fragte sie.
    »Ja, nein…«, er räusperte sich. »Ich kenne Sie nicht. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Sie kennen mich, Mr. Greenfield.«
    »Nein, ich…«
    »Von damals.«
    »Wie bitte?«
    »Es liegt über zwanzig Jahre zurück.«
    Jock dachte nach und bewies, daß er noch nicht zu den senilen, Personen gehörte. »Das ist unmöglich, meine Liebe. Das kann nicht stimmen, glauben Sie mir. Vor zwanzig Jahren müssen Sie noch ein Baby gewesen sein. Was wollen Sie mir da erzählen?«
    »Gerade darüber möchte ich mit Ihnen reden.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Das will ich Ihnen sagen. Nur nicht hier zwischen Tür und Angel. Ich würde gern hereinkommen, falls es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Nun ja, ich…«,
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