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0730 - Der unheimliche Todesengel

0730 - Der unheimliche Todesengel

Titel: 0730 - Der unheimliche Todesengel
Autoren: Jason Dark
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Schatten anbeten oder als Gott verehren?«
    Der Mann kicherte. Es war ein schrilles Geräusch, das aus seinem Mund drang, und er schüttelte den Kopf, als könnte er die Frage nicht begreifen.
    »Hör auf, Jaime!«
    Er verstummte.
    Seine Frau aber nickte Janina zu. »Du hast mit deiner Frage irgendwo recht, meine Teure. Aber wir beten keinen Schatten an und verehren ihn auch nicht…«
    »Sie haben selbst…«
    »Laß mich ausreden, Kind! Für dich ist er ein Schatten, für uns war er das auch. Er zeigte sich in der Decke, er war der Herr dieses Gemäldes, sein Geist hat es erfüllt. Es zeigte eine Szene aus der Mythologie unseres Heimatlandes. Den Kampf zwischen Gut und Böse, den es auch in Peru gegeben hat. Die Krieger, die du dort gesehen hast, stehen auf der anderen Seite, die schaurigen Gestalten aber sind seine Kämpfer, wenn du verstehst. Sie zeigen ihm den Weg, sie sorgen dafür, daß er Unterstützung bekommt. Erinnere dich an unseren Namen. Wie heißen wir, Kleine? Los, sag es!« Juana bewegte ihre Hand auf Janina zu, die vor der Kralle zurückzuckte.
    »Viracocha.«
    »Sehr richtig. Und fällt dir nichts dabei auf? Ist dir nie etwas dabei aufgefallen?«
    »Nein, wieso?«
    »Sie weiß es nicht!« krächzte Jaime. »Sie… sie ist einfach zu dumm, Juana.«
    »Sei du ruhig. Nicht jeder kann so gut sein wie ich.« Sie rückte ihre Brille zurecht, die ein Stück nach unten gerutscht war. »Viracocha ist nicht nur unser Name, er ist in unserem Land der Name überhaupt. Er ist der Sonnengott, der in einem See lebt und die Gestirne erschaffen hat. Der Erbauer der Welt und der Schöpfer der Menschen, und wir haben seinen Namen angenommen.«
    Sie begriff noch immer nicht, doch langsam lichtete sich das Dunkel. »Ja, dann seid ihr ihm zugetan.«
    »Stimmt.«
    »Aber wer ist dann der Schatten? Heißt er auch Viracocha? Oder ist es der Götze, den ihr anbetet?«
    »Nein, ist er nicht.«
    »Aber wie…?«
    »Er heißt Cabal, meine Teure. Cabal, der schwarze Todesengel. Der Krieger des Sonnengotts, der sich von ihm gelöst hat und seinen eigenen Weg gegangen ist. Er ist Seele und Körper zugleich. Er ist wir.« Sie zeigte auf sich und ihren Mann. »Er hat bereits unsere Seelen bekommen, verstehst du nun?«
    »Noch immer nicht«, flüsterte sie.
    »In der Nacht ist er ein Schatten.« Sie malte ihn mit den Händen nach. »Aber es gibt auch Stunden, in denen er sein Schattendasein nicht mehr mag. Wir haben ihm versprochen, dich zu opfern. Du bist sein nächstes Opfer, du wirst ihm gehören, du wirst für ihn sterben. Seinen Weg muß er gehen, denn er hat sich aus dem Zustand des Schattendaseins gelöst und wird nun in seiner wahren Gestalt dir gegenübertreten.«
    Janina Ferry verkrampfte innerlich. Sie spürte die Kälte wie einen Ring an ihrem Nacken. Sie dachte an ihren letzten Alptraum und an die fürchterliche Gestalt, die über das blutige Schlachtfeld geschritten war.
    Wissen stahl sich in ihren Blick.
    Juana freute sich. Sie rieb ihre Hände und nickte ihrer Mieterin zu. »Ich merke schon, daß du weißt, von wem ich gesprochen habe. Hat er sich dir nicht offenbart?«
    »In meinen Träumen.«
    »Und zwar in der letzten Nacht.«
    »Auch richtig.«
    Janina holte Luft. »Verdammt noch mal, was bedeutet das denn alles hier? Warum geisterte er durch meine Träume. Was habe ich ihm denn getan?«
    »Du hast ihm nichts getan. Wir haben dich nur für ihn auserkoren. Du bist unser Opfer für ihn.«
    Sie senkte den Kopf. Am liebsten hätte sie geschrieen und mit den Fäusten um sich geschlagen, statt dessen saß sie hier am Küchentisch in einer völlig normalen Umgebung und mußte sich etwas anhören, was einfach unnormal war.
    Aber sie glaubte auch, daß die Viracocha nicht gelogen hatte. Es gab Cabal. Sie hatte ihn als Schatten in der Realität erlebt und in ihren Träumen als grausamen Krieger.
    Langsam hob sie den Kopf.
    Sie dachte an Flucht, aber die beiden älteren Leute saßen wie auf dem Sprung. Es würde kaum möglich sein, ihnen zu entkommen. Oft genug war sie von den beiden angefaßt und berührt worden, hatte dies als mütterliche oder väterliche Gesten angesehen, aber gleichzeitig auch festgestellt, welch eine Kraft in den Händen dieser schon älteren Personen steckte. Das war einfach furchtbar.
    Deshalb glaubte sie nicht, daß sie ihnen entwischen würde.
    Sie hörte Jaime lachen. Drehte den Kopf. Seine Augen schillerten. Es war kein menschlicher Glanz mehr. Er erinnerte sie mehr an den einer Schlange.
    »Wir
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