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0730 - Der unheimliche Todesengel

0730 - Der unheimliche Todesengel

Titel: 0730 - Der unheimliche Todesengel
Autoren: Jason Dark
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kam um eine Antwort herum, denn die Tür wurde geöffnet, und ihr Gatte betrat die Küche. Da Janina mit dem Rücken zur Tür saß, mußte sie sich umdrehen, um ihn sehen zu können.
    Ihr fiel sofort das zufriedene Lächeln auf seinem Gesicht auf. Auch in den Augen leuchtete Triumph.
    Leise schloß er die Tür, bewegte sich vor und blieb neben dem Tisch stehen. Er schob Geschirr zur Seite, damit er sich mit seinen Handflächen auf die Platte stützen konnte. Dann schaute er nach links, danach nach rechts, beobachtete die beiden Frauen abwechselnd. Das Lächeln blieb dabei auf seinem Gesicht kleben, und es gefiel Janina überhaupt nicht.
    »Was ist denn los?« erkundigte sich Juana. Ihre Stimme erstickte fast in Scheinheiligkeit.
    »So einiges oder wenig.« Er lachte wieder. »Wie man es nimmt. Da ist angerufen worden.«
    »Das hörten wir.«
    Jaime schaute auf Janina. »Es ging um sie, denn es war ihr neuer Freund, der sich nach ihr erkundigte.« Er leckte sich die Lippen, als würde er sich im nachhinein noch über das Telefonat freuen.
    Die Studentin saß unbeweglich. Sie zwang sich dazu, dennoch gelassen zu sein, konnte jedoch nicht verhindern, daß der Schreck wie ein glühender Pfeil durch ihren Körper schoß und auch dafür sorgte, daß sich der Herzschlag beschleunigte.
    Juana paffte und sprach in die Qualmwolken hinein. »Was hat er denn gesagt?«
    Jaimes Blick blieb nach wie vor an der jungen Frau hängen. »Er wollte nichts von mir.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Er wollte unseren Schützling sprechen.«
    »Wie schön«, kommentierte Juana.
    »Aber ich habe ihn abgewimmelt. Ich habe ihm gesagt, daß sie nicht zu sprechen ist.«
    »Das stimmt doch nicht!« protestierte Janina. »Wie haben Sie das sagen können!«
    Er zupfte an seiner Fliege. »In meiner Wohnung kann ich sagen und behaupten, was ich will. Ich erklärte ihm, daß dich die letzte Nacht so angestrengt hat, daß du dich nicht wohl fühlst. Du bist einfach nicht in der Lage, mit jemandem zu reden.«
    Sie wollte aufstehen, sie konnte es nicht. Der Stuhl verwandelte sich in einen Magneten, der sie festhielt. Der Hitzeschauer verstärkte sich noch mehr, und selbst hinter ihren Augen spürte sie einen nicht unerheblichen Druck.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Juana. »Das hast du wirklich gut gemacht, Jaime.«
    »Finde ich auch.«
    »Und jetzt?« fragte die Studentin. »Was ist denn jetzt? Was hat er gesagt?«
    Das Gesicht des Mannes bewegte sich. Es zeigte sogar einen Zug des Bedauerns. »Er wollte mit dir sprechen, aber ich habe ihn abgewimmelt. Und jetzt kommt er nicht!«
    Kommt nicht! Kommt nicht! Diese beiden Worte hämmerten durch ihren Kopf. Sie waren wie Schläge, die ihr Gehirn trafen und dort regelrechte Schmerzen erzeugten.
    Alles war verloren, nichts stimmte mehr. Sie hatte das Gefühl, als wäre um sie herum alles zusammengebrochen. Ihr Blickwinkel verengte sich. Hinter den Schlägen hämmerte das Blut. Als sie die beiden Viracochas anschaute, kamen die ihr vor wie zwei Monster mit gräßlich verzogenen Mündern in bleichen Gesichtern.
    Das waren keine Menschen mehr, und Janina suchte nach dem passenden Ausdruck.
    Wie kleine, böse Teufel.
    Von zwei Seiten schauten die Viracochas sie an. Ihre Gesichter veränderten sich dabei ständig. Die Haut war keine mehr, sondern Gummi, das sich mal in die Länge und dann in die Breite zog.
    Janina mußte die Augen schließen.
    Sekundenlang blieb sie so sitzen, lauschte nur ihrem Herzschlag, dann schaute sie wieder hin.
    Die Gesichter waren normal geworden, aber das Lächeln empfand sie ebenfalls als schlimm. Sie mußte sich überwinden, um eine Frage stellen zu können. »Warum haben Sie das getan?« flüsterte sie. »Warum ist das alles geschehen?«
    »Wir brauchen dich!« Juana hatte gesprochen und drückte ihre Zigarette aus. Eine endgültig erscheinende Geste, die der jungen Studentin Angst einflößte.
    »Für was?«
    »Er braucht dich.«
    »Wer ist er?« Sie fragte einfach nach, obwohl sie gewisse Dinge überhaupt nicht verstand.
    »Sag du es ihr, Jaime.«
    »Aber gern, meine Teure. Er ist unser wahrer Herr. Er ist unser Gott, unser Götze, den wir anbeten und anflehen, damit er uns beschützt und immer genügend Kraft gibt.«
    Jetzt hatte Janina Ferry die Erklärung bekommen, aber sie wußte noch nichts Konkretes, sie kannte keinen Namen, es war alles noch fremd. »Wer, zum Teufel, ist er? Von wem sprecht ihr eigentlich?«
    »Du kennst ihn«, sagte Juana.
    »Ja, du kennst ihn gut!«
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