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0730 - Der unheimliche Todesengel

0730 - Der unheimliche Todesengel

Titel: 0730 - Der unheimliche Todesengel
Autoren: Jason Dark
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werden jetzt gehen«, sagte er.
    Janina zuckte zurück. »Wohin denn?« Dann erschrak sie noch einmal, weil die Frau sie angefaßt hatte. Ihre Finger umklammerten Janinas Arm wie krumme Gitterstäbe.
    Ohne sie loszulassen, fragte Juana: »Kennst du die Tür! Die grüne Tür in dieser Wohnung?«
    Für einen Moment schloß Janina die Augen. Und ob sie die Tür kannte, aber sie wußte nicht, was sich dahinter verbarg. Man hatte ihr verboten, sie zu öffnen. Zuerst war Janina neugierig geworden, später hatte sie die Tür dann vergessen oder einfach übersehen.
    »Sie ist das Geheimnis!« erklärte ihr Jaime.
    »Wieso denn?«
    »In wenigen Minuten wirst du alles erlebt haben, meine Teure«, sagte Juana. Sie zerrte am Arm der Studentin. »So, und jetzt hoch mit dir. Wir gehen.«
    Janina stand auf. Sie konnte nicht anders. Diese Personen beherrschten sie, zwangen ihr ihren Willen auf.
    Jaime ging rückwärts auf die Küchentür zu. Er zupfte wieder an seiner Fliege und wirkte dabei wie ein Clown, aber ein sehr böser und hinterhältiger.
    Seine Frau war nahe an die Studentin herangetreten. Janina roch deren Puder. Ihr kam in den Sinn, daß es jemand fertiggebracht hatte, eine Tote zu schminken und bleich zu pudern. Ein widerlicher Gedanke, aber so abwegig war er nicht.
    Ihre Knie gaben nach. Sie stützte sich mit der freien Hand auf der Tischplatte ab.
    »Du wirst doch nicht etwa schwach werden wollen?« fragte Juana höhnisch.
    Die Studentin ignorierte die Worte. Sie starrte auf die Messer. Sie gehörten zum Besteck, und durch ihren Kopf schossen irrsinnige Ideen. Bisher hatte sie Gewalt verabscheut. Dabei spielte es keine Rolle, ob diese gegen Menschen oder Tiere ausgeübt werden sollte, sie haßte alles, was nur nach Gewalt roch.
    Diesmal aber würde sie… konnte sie… mein Gott, sie brauchte sich nur eines der Sägemesser zu schnappen und auf das Gesicht der Frau zielen. Dann würde diese bleiche Haut zerplatzen wie eine Porzellanschicht, die Druck bekommen hatte.
    Janina hätte sich entscheiden müssen. So aber beging sie den Fehler, zu lange nachzudenken, und die Viracocha gehörte nicht eben zu den dummen Menschen.
    »Ich weiß, was jetzt durch deinen Kopf schießt, meine Teure, doch ich rate dir, es nicht zu versuchen. Du würdest immer den kürzeren gegen uns ziehen, glaube es mir.« Mit einer heftigen Bewegung zerrte sie die Studentin vom Tisch weg. Ein Stuhl kippte um, aber sie ließ Janina nicht los.
    »Du kleine, heimtückische Schlange, du! Keine Sorge, wir sind immer besser.«
    Janina weinte. Plötzlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten, doch sie erntete kein Mitleid, nur Spott. »Sei froh, daß du bald an Cabals Seite sein wirst. Der Todesengel freut sich auf dich. Als wir ihm unsere Seelen überließen, damit er existieren konnte, da wußte er schon, daß wir ihm jemand bringen würden. Unsere Wahl ist eben auf dich gefallen, Kleines.«
    Jaime stand schon an der Tür. Er hatte sie geöffnet und wirkte wie ein zu kurz geratener Wächter.
    Aber er war nicht zu unterschätzen. Der Blick seiner Augen zeigte nichts anderes als Eis, Gefühlskälte und die Sucht, Blut zu sehen.
    Juana hielt noch immer den Arm der Studentin. Sie wollte auf Nummer Sicher gehen und schob sie auf die Tür zu. Janina setzte ihre Schritte automatisch. Sie wollte über eine Flucht nachdenken, nur gelang ihr dies nicht einmal im Ansatz. Sie hatte den Eindruck, überhaupt nicht mehr mit den Füßen auf dem Boden zu gehen, sondern einfach in eine Leere hineinzuschreiten.
    Der Flur strömte eine Kälte aus, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Es konnte die Kälte des Todes sein, die sich ihr schon jetzt näherte. Immer hatte sie sich vor dieser Wohnung und vor allen Dingen vor dem Flur gefürchtet, aber nie war diese Angst so stark gewesen wie in diesen Minuten.
    Sie hatte sogar eine Veränderung zwischen den Wänden erwartet und hätte sich nicht gewundert, wenn Blut aus ihnen gequollen wäre, wie es schon mit der Decke passiert war.
    Aber der Flur war normal.
    Lang, düster, trotz der eingeschalteten Wandleuchten. In dieser verdammten Wohnung wußte man nie, ob es draußen Tag oder Nacht war.
    »Es ist die grüne Tür!« hechelte Jaime, der die beiden Frauen überholte.
    »Ja«, sagte seine Gattin. Sie schob auch ihre andere Hand in den Rücken und drehte Janina nach links.
    Die stemmte sich dagegen.
    »Wirst du wohl gehen!« zischelte die alte Frau und schüttelte sie durch. »Denk nur nicht an Flucht, wage es nicht
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