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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter
Autoren: Marc Agapit
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mich einfach kaltgemacht, um mein Herz dem anderen reinzustopfen. Nur so aus Spaß, dieses Schwein. Und dann haben sie mich zu den anderen Leichen getan. Ihr braucht nur ein bißchen in der Erde’rumzuwühlen, wenn ich mich finden wollte. Dieser Teufelsbraten.“
    Der Polizeibeamte, der sich Notizen gemacht hatte, hielt plötzlich inne und sah mich verwirrt an.
    „Sie wollen doch nicht, daß man Sie für verrückt erklärt?“
    Diese Frage war für den anderen wohl zuviel. Er schwieg, und endlich konnte ich reden.
    „Hören Sie ihm nicht zu, Herr Polizeibeamter. Er erzählt lauter Unsinn. Ich bin Kunstmaler. Hier, mein Personalausweis.“
    „Ja, ich sehe. Warum haben Sie auf zwei verschiedene Personen angespielt?“
    Ich wußte nicht gleich, was ich darauf antworten sollte. Der andere nahm die Gelegenheit wahr und sagte statt meiner:
    „Sie haben alle Mäuse eingesackt. Die vom Banküberfall. Dann sind sie verduftet. Diese Lumpen. Aber ich hab sie gekriegt!“
    „Herr Polizeibeamter …“
    Eine Krankenschwester trat ein und machte den Polizisten darauf aufmerksam, den Kranken nicht zu lange zu beanspruchen.
    „Krank? Geisteskrank, ja! Wenn man ihm zuhört, meint man, zwei verschiedene Menschen vor sich zu haben, die sich nicht einig sind. Er hat eine gespaltene Persönlichkeit. Oder er verstellt sich, ist ein Simulant. Trotzdem hat er mich auf eine heiße Spur gebracht, die ich verfolgen werde.“
     

     
    Die Tage vergehen, und ich liege immer noch, im Krankenhaus. Die polizeilichen Nachforschungen sind in vollem Gange. Ein Krankenpfleger hat mir berichtet, daß Dr. Kappa, den meine Enthüllungen verraten hatten, mit seinem ganzen Personal und seinem Schloß in die Luft ging, als die Polizei bei ihm anrückte. Dr. Heintz ist der einzige Überlebende. Die Zeitungen berichteten ausführlich über diese außergewöhnliche Sensation.
    Die Polizei hat aufgehört, mich auszufragen. Die Ärzte haben mir jeden Besuch verboten, denn ich bin ernstlich krank.
    Immer wieder habe ich beteuert, daß ich es war, der den Verbrecher und seine Komplizin getötet hat, aber daß ich auf Befehl des anderen in mir gehandelt habe, daß sein Wille den meinen bezwungen hat. Ich weiß nicht, ob ich Glauben gefunden habe. Auf jeden Fall können sie mich nicht bestrafen und ins Gefängnis stecken, denn ich fühle, daß meine Tage gezählt sind.
    Der andere in mir spricht nicht mehr durch meinen Mund, wenn die Ärzte da sind, oder wenn es Reportern gelingt, bis an mein Bett vorzudringen. Aber zu mir spricht er unaufhörlich.
    „Ich habe ihn drangekriegt, den miesen Kerl. Und sie, die Schlampe auch. Und dich werde ich auch noch um die Ecke bringen. Ich bin es leid, mich mit dir’rumzuschlagen. Kann dich nicht mehr riechen. Du stinkst mir, wenn du’s genau wissen willst. Ich will den anderen, meinen eigenen Körper wieder haben. Ich ersticke dich bei lebendigem Leib, mein Guter. Ich will dich abmurksen, kaltmachen, umbringen, verstehst du?“
    Ich fühle, wie er mich von innen her auffrißt. Ich kann nicht mehr richtig atmen, und meine Kräfte schwinden langsam. Die Ärzte reden von Erkrankungen der Lunge, der Nieren, der Leber, des Magens. Mein Körper verweigert jede Nahrung. Man hält mich nur noch mit Spritzen und Infusionen am Leben. Ich werde von Stunde zu Stunde schwächer.
    „Ich murkse dich ab, bring’ dich um, mach’ dich kalt!“
    Er tötet mich nach und nach. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst, ein halber Leichnam. Mein Blick trübt sich, meine Gedanken verschwimmen, ich fühle das nahe Ende.
    Eine Krankenschwester sagt mit Flüsterstimme: „Der Puls ist kaum noch zu spüren,
    Doktor. Ich glaube, es geht schnell zu Ende …“
    Etwas Schwarzes dringt in meinen Körper, meine Augen, mein Gehirn. Ich …
     

     

Epilog
     
    Dr. Heintz wurde durch sein gefährliches Abenteuer schnell bekannt. Bevor er nach New York zurückkehrte, nahm er eine Einladung seiner Pariser Kollegen an. Sie baten ihn, bei der Autopsie der Leiche des Malers, die das oberste Gericht angeordnet hatte, anwesend zu sein.
    Die Chirurgen stellten zu ihrer größten Verwunderung die seltsamsten Veränderungen im Körper des Toten fest.
    Die Lunge war geschrumpft, ohne daß Krebs oder Tuberkulose sie angegriffen hätte, und eine winzige, vollkommen neue Lunge hatte angefangen, sich am unteren Teil des einen Lungenflügels zu bilden.
    Dasselbe Symptom stellte man bei einer der Nieren fest, an der eine kleine, neue Niere wucherte. Auch die
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