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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter
Autoren: Marc Agapit
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verführerisch wirkende Französin. Niemand in diesem Kreis kannte Marie Longuet. Trotzdem war es ihr gelungen, eine Einladung zu erhalten, denn sie verfolgte ein bestimmtes Ziel: Sie sollte den Arzt Carl Heintz erst verführen und dann entführen. Eine Jacht, die schon im Hafen wartete, würde ihn dann heimlich nach Frankreich bringen.
    Marie Languet, eine kleine, zarte Frau, eher hübsch als schön, besaß eine Menge Charme, den sie einzusetzen wußte, um den Arzt zu umgarnen.
    Dezente Tanzmusik erklang. Niemand tanzte mehr. Paare saßen überall engumschlungen auf den Sofas herum. Marie und Carl schlenderten auf die Terrasse. Er flüsterte ihr verlangend ins Ohr, und sie spielte die Komödie der erwiderten Liebe.
    Der Doktor wußte nicht, daß die Frau, die er in seinen Armen hielt, eine Art Roboter war. Eine Gehirnoperation hatte jede eigene Willensfunktion in ihr ausgelöscht.
    Das hinderte sie jedoch nicht daran, Kapitän des Schiffes zu sein, das den Arzt nach Frankreich bringen sollte. Auf diesem Schiff hielten sich nur weibliche Matrosen auf, die nach operativen Gehirneingriffen nur mechanisch die ihnen aufgetragene Arbeit verrichteten.
    „Auf meiner Jacht …“, flüsterte die Verführerin in das Ohr ihres Opfers. „… eine kleine Mondscheinfahrt auf dem Meer … das Rauschen der Wellen … zärtliche Musik … das sanfte Wiegen des Schiffes … wir zwei ganz allein … dort werde ich Ihnen gehören.“
    „Gehen wir“, sagte der Arzt, von brennender Leidenschaft ergriffen.
    Sie verließen unbemerkt das Fest und stiegen in den Cadillac der jungen Frau. Ein junges Mädchen in Matrosenuniform lenkte den Wagen. Sobald sie an Bord gestiegen waren, setzte sich das Schiff leise und unbemerkt in Bewegung mit Kurs auf Frankreich. Marie führte den Arzt in eine luxuriös ausgestattete Kabine, wo ein weiblicher Matrose diskret eine Flasche in einem Eiskübel servierte.
    „Champagner?“ fragte Marie zärtlich. Sie entkorkte die Flasche und schenkte ihrem Gast ein. Sie selbst nippte nur leicht an ihrem Glas. Plötzlich stürzte der Mann bewußtlos zu Boden. Das starke Schlafmittel im Getränk hatte unvermittelt gewirkt.
    Zwei junge Mädchen kamen sofort und hoben ihn auf ein Bett. Marie schloß um seinen Fußknöchel einen Ring, der an einer langen Kette hing, die mit einem zweiten Ring an der Wand befestigt war.
    Der Arzt schlief. Das Schiff schlingerte dahin. Stunden vergingen.
     

     
    Als Dr. Heintz erwachte, begriff er sofort, daß er in eine Falle geraten war.
    Er erhob sich. Aber er konnte die Tür nicht erreichen, die Kette war zu kurz. Nur ein kleines Bad war in seiner Reichweite. Er ließ sich kaltes Wasser über den Kopf laufen, um wieder klar denken zu können.
    Warum hatte ihn diese Frau entführt? Ganz sicher nicht aus Liebe. Die Kette an seinem Fuß sprach eine deutliche Sprache.
    Dr. Heintz war ein Mann, der nicht so schnell die Flinte ins Korn warf. Er wartete geduldig auf seine Gastgeberin, die ihm sicher Aufklärung gewähren würde.
    In Amerika stand auf Kidnapping die Todesstrafe. Aber er war nicht in Amerika. Er befand sich auf offener See, weit weg von Menschen und Polizei. Niemand konnte ihm helfen. Auch wenn er vermißt wurde – niemand wußte, wo er war.
    Er bemerkte einen Knopf in der Wand neben seinem Bett. Er drückte darauf. Irgendwo ertönte eine Klingel. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet. Marie Languet erschien.
    Sie hatte sich verändert. Statt ihres schillernden Abendkleides trug sie jetzt einen weißen Anzug und hatte ein weißes Käppchen auf ihren Haaren. Nichts ließ ihren Dienstgrad erkennen. Sie blieb regungslos auf der Türschwelle stehen.
    „Nun?“ fragte der Arzt drängend. „Sprechen Sie. Sie schulden mir eine Erklärung.“
    Nicht nur das Äußere der Frau war verändert, sondern auch ihr Wesen. Ihre Haltung, ihr Blick hatte nichts mehr von dem Verführerischen des Vorabends. Sie glich einem Stück Holz. Ihre leidenschaftlichen Augen waren jetzt ausdruckslos und starr.
    Aber schließlich neigte sie ein wenig den Kopf und begann zu reden. Dr. Heintz mußte unwillkürlich an einen Automaten denken, der in Bewegung gesetzt worden war.
    „Man hat mir verboten, Ihnen zu antworten“, sagte sie.
    „Gestern waren Sie nicht so abweisend, als Sie mir Ihre Liebe gestanden.“
    „Ich habe auf Befehl gehandelt.“
    „Wer hat Ihnen den Befehl gegeben?“
    „Mein Herr.“
    „Wer ist Ihr Herr?“
    Schweigen.
    „Wo bringen Sie mich hin?“
    „Nach
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