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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter
Autoren: Marc Agapit
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ist. Was kann ich für Sie tun?“
    „Hören Sie, Dr. Kappa“, sagte Dr. Heintz. „Ich mache, was Sie wollen. Nehmen Sie mir die Kugel ab.“
    „Nein, Dr. Heintz. Nicht jetzt. Ihre Meinungsänderung kommt zu plötzlich, um echt zu sein.“
    „Sagen Sie, Dr. Kappa“, fragte Heintz weiter. „Wo ist denn hier ein Bad?“
    „Sie können jederzeit Ihr Zimmer verlassen. Die Wachen hindern Sie nicht daran, nur werden sie Ihnen überallhin folgen. Ihnen stehen alle Räume des Schloßflügels offen, in dem Sie sich befinden. Bis bald. Ich werde mit Ihnen zu Mittag essen, und dann können wir uns weiter unterhalten’’
     

     
    Dr. Heintz nahm ein Bad. Er schloß die Tür ab, doch er fühlte sich ständigbeobachtet.
    Anschließend betrat er eine kleine Bibliothek. Die Regale waren vollgestopft mit medizinischen Büchern. Er wollte gerade eines aufschlagen, als er auf einem Tischchen am Fenster einen Stapel handschriftlicher, vervielfältigter Blätter fand. Dieser Papierstoß trug den Titel: „Die Chirurgie des Herzens“ von Dr. Kappa.
    Heintz griff nach den Blättern, machte es sich in einem Sessel bequem und begann mit der Lektüre.
    Der Bericht des Dr. Kappa verwunderte Dr. Heintz sehr. Denn hier verbreitete sich Kappa seitenlang über etwa ein Dutzend Operationen, die er kürzlich vorgenommen hatte. Es handelte sich um Herzverpflanzungen.
    Die Operationen waren fast alle zunächst geglückt. Aber nach einer mehr oder weniger kurzen Zeitspanne hatte der Organismus des Operierten Antikörper gebildet, die den Fremdkörper wieder abstießen. Und das trotz der immunisierenden Mittel, die dem Patienten verabreicht wurden, um das eingepflanzte Teil gegen die abwehrenden Körperreaktionen zu schützen.
    Aber auf jeden Fall hatte der Todgeweihte noch ein paar Tage oder Wochen länger leben können. Das war ein ermutigender Anfang. Man mußte jetzt nur noch ein Mittel finden, das den Organismus daran hinderte, den Fremdkörper wieder abzustoßen.
    Nun brüstete sich Dr. Kappa damit, dieses Wundermittel gefunden zu haben. Er hatte es schon mit Erfolg bei Tieren angewandt und wartete nur auf die Gelegenheit, es an Menschen auszuprobieren. Über die Zusammensetzung des Mittels schwieg er sich jedoch aus.
     

     
    Als Dr. Heintz zu Ende gelesen hatte, dachte er lange nach. Er selbst hatte viele Herzoperationen durchgeführt. Er hatte Herzklappen ausgetauscht, angeborene Herzfehler korrigiert, Herzen, die bereits stillgestanden hatten, wieder belebt. Aber eine richtige Herztransplantation hatte Dr. Heintz noch nicht selbst vorgenommen und auch noch bei keiner assistiert.
    Es war jedoch sein brennendster Wunsch, einmal eine derartige Operation zu erleben. Die Stimme des echten Wissenschaftlers in ihm war stärker als die des gequälten Mannes, der seiner Freiheit beraubt war.
    Aber plötzlich stellte sich der amerikanische Arzt die Frage, woher Dr. Kappa alle seine Patienten bekam. Wie war es möglich, daß dieser Mann, der Berufsverbot hatte und illegal arbeitete, hier heimlich in seinem Versteck solche gewagten Operationen durchführen konnte? Er hatte ja nicht nur diese Herzübertragungen durchgeführt, sondern, wie es schien, auch noch Hunderte von anderen Organverpflanzungen vorgenommen.
    Ein leiser Verdacht setzte sich in seinem Kopf fest. Doch er war so ungeheuerlich, daß er ihn gleich wieder verwarf.
     

     

Dr. Heintz war noch mitten in seinen Überlegungen, als der kleine Page kam. Mit seiner zarten, aber klaren Stimme kündigte er das Mittagessen an.
    Schon Mittag! Dr. Heintz begab sich in das Eßzimmer und wurde von den zwei schwarzen Riesen und dem kleinen Pagen begleitet.
    „Ist der Doktor nicht da?“ fragte Heintz. „Ich werde auf ihn warten.“
    „Der Doktor ist beschäftigt“, gab der Page zur Antwort. „Er läßt Sie bitten, ohne ihn zu essen.“
    Dr. Heintz setzte sich an den Tisch. Das Menü schmeckte vorzüglich, und er aß mit großem Appetit. Die schwarzen Wächter waren vergessen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem kleinen Pagen, der ihn lächelnd bediente.
    „Sag einmal, junger Mann“, fragte er ihn. „Hat Dr. Kappa, dein Herr, etwas mit deinem Gehirn gemacht?“
    „Ja, Monsieur, er hat aus mir einen Roboter gemacht, genauso wie aus den anderen Bediensteten.“
    „Lachst du deswegen so freundlich?“
    „Nein, Monsieur, ich lache auf Befehl.“
    „Auf Befehl?“
    „Ja. Mein Herr hat mich beauftragt, zu Ihnen ganz besonders freundlich zu sein, um Ihnen das Gefühl des Gefangenen zu
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