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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter
Autoren: Marc Agapit
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Polizei verständigen. Ich lauschte angstvoll.
    Aber sie stiegen in die dritte Etage, und bald hörte ich ihre Stimmen nicht mehr. Eine Tür oben wurde aufgesperrt und wieder verschlossen.
    In Windeseile verließ ich das Zimmer und rannte auf die Straße.
    „Die Dose, Idiot! Die Dose!“
    Mir fiel ein, daß ich sie vor der Tür stehen gelassen hatte. Ich lief zurück und holte sie. Ich durfte keine Spuren hinterlassen.
    Völlig erschöpft erreichte ich die Straße wieder. Die verhängnisvolle Dose warf ich fort. Und jetzt?
    „Schlosser!“
    Ach ja. Aber es war schon spät, Ladenschlußzeit. Schließlich fand ich noch einen kleinen Laden in einer Seitenstraße, wo man Schlüssel und Vorhangschlösser kaufen konnte.
    Ich sagte, ich hätte meinen Schlüssel verloren, ob man mir einen neuen anfertigen könnte. Dabei zeigte ich den Papierabdruck.
    „Es ist besser, wenn ich mir das Schloß an Ort und Stelle ansehe“, sagte der Verkäufer. „Paßt es Ihnen morgen?“
    „Nein, nein! Ich habe es eilig. Ich kann nicht in meine Wohnung.“
    „Wenn das so ist …“
    Der Mann reichte mir einen gebogenen Gegenstand aus Eisen.
    „Probieren Sie es hiermit. Wenn es Ihnen gelingt, die Tür zu öffnen, entfernen Sie das Schloß und bringen es mir. Danach kann ich Ihnen dann den passenden Schlüssel anfertigen.“
    Was war das? Ein Dietrich? Ich wußte gar nicht, wie ich das Ding handhaben sollte.
    „Mach nicht lang’rum, Menschenskind. Verdufte.“
    Ich bezahlte und ging. Natürlich lenkte ich meine Schritte wieder zu dem bewußten Haus. Als ich an dem Restaurant vorbeikam, in welches das Pärchen vorhin verschwunden war, sah ich sie immer noch dort sitzen. Mir blieb also noch ein wenig Zeit.
    „Los, los, mach voran!“
    Ich betrat das Haus noch einmal und stieg in die zweite Etage. Ich probierte den Dietrich aus. Aber es war unmöglich, die Tür aufzubekommen. Er funktionierte nicht. Oder ich wußte nicht mit ihm umzugehen. Nach einem erneuten Versuch gab ich es auf.
    Der „andere“ schimpfte los. Ich war wütend. Ich bin weder Einbrecher noch Bankräuber. Soll ich die Tür eindrücken?
    „Wenn du das tust, mache ich dich kalt. He, der Schlüssel!“
    Ich drehte mich um. Meine Augen erblickten den Schlüssel in der anderen Tür. Jetzt fiel mir ein, daß in diesem Zimmer nichts darauf hingedeutet hatte, daß es bewohnt war. Herrgott, es war natürlich nicht vermietet! Deshalb steckte der Schlüssel. Welch ein Glück. Ich zog ihn ab und steckte ihn in das Schloß der anderen Tür. Und welch ein Glück – sie öffnete sich.
    Dabei hatte ich mir die Hacken nach einem Nachschlüssel abgelaufen, dabei hätte ich nur eine Tür weiter zu gehen brauchen. Ich …
    „Steh dir keinen Ast an. Los, mach zu.“
    Ich trat also eilig in den Raum und ließ die Tür angelehnt, um etwaige Geräusche auf der Treppe hören zu können. Zunächst einmal machte ich Licht. Ich betrachtete meine neue Umgebung. Das Zimmer machte einen verwahrlosten Eindruck. Überall lagen Kleidungsstücke herum, und der Boden war mit Zigarettenkippen übersät.
    „Los, los, Mann! Der Schrank.“
    Ich ging auf den Schrank zu. Die Tür war abgeschlossen und kein Schlüssel zu sehen.
    „Deine Tasche.“
    Meine Tasche? Ah, ich verstehe! Im Nu hatte ich mit dem Dietrich das alte verrostete Schloß herausgerissen. Ich hätte es ebensogut mit meinen Händen aufbekommen können.
    Unten im Schrank entdeckte ich zwischen alten Zeitungen versteckt einen schäbigen, schmutzigen Schweinslederkoffer. Er war mit einem Strick zugebunden.
    „Ein Messer, schnell!“
    Ich fand ein Küchenmesser auf dem Tisch und schnitt den Strick durch. Die Schlösser waren verschlossen. Wieder nahm ich den Dietrich zu Hilfe. Der Koffer schnappte auf. Neugierig sah ich hinein.
    Ich erblickte einen Revolver. Er lag auf einem riesigen Haufen gebündelter Banknoten. Im selben Moment spürte ich einen Angriff von innen. Das Herz, der Verbrecher, brüllte und tobte.
    „Das sind die Kohlen! Du hast sie, wir haben sie! Schnell, mach die alte Kiste zu, schnapp sie und verdufte.“
    Ich schloß den Deckel. Statt des zerschnittenen Strickes griff ich nach einer Krawatte und wickelte sie um den Koffer. So, er hielt zusammen.
    Dann schloß ich den Schrank, löschte das Licht, machte die Tür zu und steckte den Schlüssel ein. Alles auf Kommando.
    Auf meinem Rückweg sah ich, daß das Gangsterpärchen immer noch im Restaurant saß.
    Die innere Stimme befahl mir, die nächste Apotheke aufzusuchen, die
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