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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter
Autoren: Marc Agapit
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hießen, abgesehen davon, daß sie sicher ihre Namen geändert hatten. Ich konnte doch auch nicht sagen: Wissen Sie, die Frau, die viele Männerbesuche empfängt. Außerdem nahm sie diese Männer bestimmt nicht mit hierhin, da ihr Freund ebenfalls hier wohnte. Wohnte er überhaupt hier? Sicher ging die Frau mit ihren Kunden in ein Hotel.
    „Hau ab, Mann! Was tust du hier noch und stehst dir die Beine in den Bauch! Willst du, daß sie dich hier finden?“
    Ich stieg eilends die Treppe hinunter, lief über die Straße und blickte automatisch zum Haus empor.
    Da sah ich in der zweiten Etage die Frau ans Fenster treten. Ich wandte mich instinktiv ab und zog meinen Kopf zwischen die Schultern. Sie sollte nicht sehen, daß ich das Haus beobachtete.
    Also im zweiten Stock wohnten sie. Ich war ein Stück weiter gekommen. Auf meinem Weg überlegte ich, was ich als nächstes tun sollte.
    Da blieb ich unvermittelt stehen. Warum gerade vor einer Drogerie?
    „Wachs. Los, da’rein!“
    Wachs? Aha, ich verstand. Wachs! Ich sollte einen Abdruck vom Türschloß machen. Ich trat ein und verlangte Wachs.
    „Wozu brauchen Sie es?“
    Ich wurde verlegen.
    „Ich … ich weiß nicht. Meine Frau …“
    „Bohnerwachs?“
    „Ja“, sagte ich erleichtert. Der Händler reichte mir eine runde Dose, und ich bezahlte. Dann war ich wieder auf der Straße. Was nun? Wie unter einem Zwang kehrte ich zur Straße zurück, in der sie wohnten.
    „Geh hier in den Cafe-Schuppen und behalt’ die Wohnung im Auge!“
    Ich trat in das kleine Cafe, das dem Haus gegenüberlag, setzte mich ans Fenster und bestellte Limonade. Meine Augen hielt ich auf die Haustür gerichtet. Doch nichts geschah. Langsam fing ich an, mich zu langweilen und wollte gehen. Aber als ich wildes Herzklopfen verspürte, bestellte ich noch eine Limonade. Es wurde schon dunkel draußen.
    Plötzlich sah ich sie beide. Ich konnte sie im Schein der Straßenlaternen deutlich erkennen. Ich zahlte und verließ das Cafe. Sie betraten ein benachbartes Restaurant. Sie wollten also etwas essen. Ich hatte Zeit.
    „Mach, daß du wegkommst!“
    Ich kehrte zum Haus zurück. Die Eingangstür war offen und der Flur erleuchtet. Ich trat ein und schlich mich durch den Gang. Schnell und vorsichtig war ich an der Portiersloge vorbei. Dann hinauf in den zweiten Stock. Verflucht, die beiden Türen trugen keine Namensschilder. Vielleicht hätte ich daran erraten können, welche Wohnung sie hatten. Welches war die richtige Tür? Im Schloß der linken steckte ein Schlüssel. Die beiden würden ihren Schlüssel nicht stecken lassen, wenn sie in ihrem Zimmer Geld versteckt hielten. Also wandte ich mich der rechten Tür zu. Ich zögerte. Wenn nun die andere Tür geöffnet wurde und man mich hier überraschte.
    „Nun geh schon, zum Teufel. Worauf wartest du noch?“
    Ich holte die Dose mit dem Wachs hervor und öffnete sie mit einem kleinen Öffner, der an der Seite angebracht war.
    Da sah ich, daß das Wachs nicht bis an den Rand der Dose reichte. Was sollte ich machen? Ich strich mit meinem Finger über die glänzende Oberfläche. Die Masse war weich. Dieses Zeug konnte ich nicht gebrauchen. Es würde nur meine Hände beschmieren und in das Schlüsselloch eindringen. Ich war ein Idiot, daß ich diese Dose gekauft hatte. Kitt wäre besser gewesen.
    Obendrein brüllte mich mein Herz auch noch an! Es sollte mir lieber einen Rat geben.
    „Papier!“
    Papier? Auf der Erde lag ein Stück Zeitung herum. Ich hob es auf. Die unbedruckte Stelle preßte ich mit aller Kraft gegen das Schlüsselloch. Mit einem Kugelschreiber fuhr ich an den Kanten des Loches entlang, damit sich die Konturen möglichst scharf in dem Zeitungspapier abzeichneten.
    Nicht schlecht. Die Form, in die der Schlüssel paßte, war wie eingraviert. Das Papier war zwar ein wenig zerrissen, aber es würde seinen Zweck erfüllen.
    Da hörte ich auf einmal unten Stimmen. Es kam jemand herauf. Vielleicht die beiden? Ich blieb wie erstarrt stehen. Gleich würden sie mich sehen.
    Von Panik erfaßt klopfte ich an die gegenüberliegende Tür. Eine Ausrede fiel mir ein: Ich stellte mich naiv und fragte einfach, ob ein Zimmer zu vermieten sei. Nichts rührte sich. Ich öffnete mit einem Ruck die Tür und drang in den Raum ein. Es war niemand da.
    Neues Entsetzen lähmte mich. Wenn die Leute, die da heraufkamen, nun ausgerechnet in dieses Zimmer wollten? Was sollte ich ihnen sagen? Ich saß in der Falle. Sie würden mich für einen Dieb halten und die
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