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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen
Autoren: Dämonenkiller
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tobenden Besessenen und die von ihnen verehrte Wesenheit zu. Mitten in das Getümmel trat er hinein. Er war ein Mensch, und der Dämon konnte ihm mannigfach überlegen sein. Doch da waren die Symbole der Weißen Magie, die Dorian rund um den Raum verteilt hatte: Kreidezeichen, kleine Kruzifixe, Flakons mit Weihwasser und andere Dinge. Die überirdischen Fähigkeiten des Dämons waren nun egalisiert. Die Chancen im Zweikampf standen fünfzig zu fünfzig.
    Alirio stolperte folgsam hinter Dorian her. Unter normalen Bedingungen hätte er kehrtgemacht und wäre schreiend zurück ins Labyrinth gehetzt, so aber wartete er apathisch auf die Befehle seines Beherrschers.
    Die, Besessenen hielten mit ihren tanzenden, grotesken Bewegungen inne. Der Magere hielt schon ein langes Messer in Händen. Er nahm abwartende Haltung ein und starrte den Eindringling ungläubig an.
    Eine Bresche öffnete sich, und der Weg zum Dämon war frei. Dieser fuhr knurrend herum.
    Dorian sah Peter Plank. Und er dachte an Dons Schicksal. Kalte Wut, grenzenlose Sorge und die direkte Konfrontation mit dem Scheusal bewirkten eine erstaunliche Wandlung, die nun mit seinem Gesicht vorging.
    Das Gesichtsstigma war sichtbar geworden. Rot-blaue, ineinanderverschlungene Ornamente bedeckten sein Antlitz und leuchteten. Dorian hatte diese Tätowierung dem Dämon Srasham zu verdanken, dessen Archonten ihm die Male bei seinem Istanbul-Abenteuer übertragen hatten. Durch die Kraft des Demiurgen der Manichäer verschwand die Tätowierung nach Srashams Tod; doch immer, wenn der Dämonenkiller sich in Streßsituationen befand - etwa im Kampf mit einem Dämonen - erschien sie wieder. Und daß sie eine magische Ausstrahlung besaß, bewies nun das Verhalten des zottigen Gesellen.
    Der Dämon wich ein Stück zurück, dann blieb er stehen, als sei er in eine Salzsäule verwandelt worden. Dorian steuerte auf ihn zu. Die Besessenen, selbst durch das Stigma erschrocken, wagten es nicht, Hand an ihn zu legen. Der Dämon hob die Pranken, ruckartig wie eine Marionette. Mehr schaffte er nicht; er war nahezu gelähmt durch Dorians Ausstrahlung.
    Der Dämonenkiller nutzte die Gelegenheit.
    „Wo haust Torto?" fragte er mit klirrender Stimme.
    Er bediente sich der spanischen Sprache - und der zottige Dämon verstand ihn.
    Grollend ertönte die Erwiderung. „Ordesa Nationalpark. Bei den Wasserfällen Cascadas de Cotatuero."
    „Du wirst mich führen!" befahl Dorian dem Dämon.
    Dieser wand sich wie unter Peitschenhieben. Dorian brachte ihm sein Gesicht näher. Eine Art Winseln kam aus dem Maul des Furchtbaren, und er duckte sich.
    „Ja. Ja, Herr."
    „Alirio!"
    „Si, Senor."
    „Geh zur Seite! Du befindest dich in meinem Rücken, wenn wir durch das Labyrinth ziehen."
    Si, Senor."
    Dorian trat neben den Dämon. „Gehen wir!"
    Er fügte eine Beschwörungsformel hinzu, und wieder zuckte der grausige Geselle zusammen. Folgsam, fast devot wie ein geprügelter Hund, schlich er an den Besessenen vorüber. Die regten sich immer noch nicht. Ein Bann lastete auf ihnen. Und wenn der Dämonenkiller mit seinem Gefangenen den Ort des Grauens verlassen hatte, würden sie ebenfalls flüchten. Peter Plank rührten sie nicht mehr an. Es fehlte der Dämon, der Antrieb zum Bösen, der sie dazu verleitete, ihn umzubringen. Dorian schöpfte neue Hoffnung. Wenn er Torto fand, gelangte er auch wieder in den Besitz des hermetischen Gefäßes. So konnte er Don Chapman retten.
    Doch es kam anders. Unvermittelt hallte Geschrei aus dem Gang, den er soeben mit dem Dämon durchschreiten wollte. Ein Hund erschien auf dem kahlen, feuchten Steinfußboden des Ganges, und hinter ihm zeichneten sich die Umrisse von Menschen ab. Fackeln warfen gespenstisches Licht. Die Menschen liefen auf sie zu, schwangen Knüppel, Mistforken, Gewehre. Dorian nahm zur Kenntnis, daß es ausschließlich Männer waren, baskische Bauern.
    Er begriff. Der Hund hatte nur an Alirios und seinem Maultier schnuppern zu brauchen, und schwer zu finden waren die Tiere wohl nicht gewesen. Dann hatte der Hund die Spur verfolgt und die Bauern hierher, zum Opferraum geführt.
    Dorians gesamter Plan brach zusammen wie ein Kartenhaus. Er verspürte ohnmächtige Wut, doch er wußte, daß er den Lauf der Dinge nicht mehr aufhalten konnte.
    Dennoch versuchte er es. „Halt!" schrie er den Anrückenden entgegen. „Bleibt stehen! Ihr macht alles kaputt!"
    Wie er erwartet hatte, verstanden sie ihn falsch. Sie fluchten und schüttelten die Fäuste,
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