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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen
Autoren: Dämonenkiller
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ich werde nach meinen Freunden Plank und Don Chapman fahnden - und ich werde sie auch finden. Nur benötige ich einen qualifizierten Führer, der mich bis zur Ruine bringt."
    „Nein!" sagte Alirio entsetzt. „Nein, nein!"
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt und rannte hinaus in die kalte, gewitterdurchtobte Nacht.
    Hart klangen seine Schritte in der Ferne.
    Dorian ließ den Mönch stehen. Er durfte sich Alirio nicht entgehen lassen. Wie ein Sprinter jagte er dem hochgewachsenen Führer nach. Er stellte ihn, als dieser sich gerade auf sein Maultier schwingen wollte. Dorian mußte ihn festhalten, sonst hätte er die Flucht ergriffen.
    „Lassen Sie mich!" fuhr Alirio ihn an.
    „Nein. Sie müssen es tun. Ich zahle dafür."
    „Niemals. Nicht für tausend Peseten."
    „Ich gebe dir zweitausend, Amigo."
    Alirio zögerte, zeigte ein verkniffenes Gesicht, kaute grübelnd auf der Unterlippe herum. Schließlich stieß er einen klagenden Laut aus, schlug die Hände vors Gesicht und rief theatralisch: „Nein, nein! Sie verleiten mich nicht. Ich will nicht in mein Verderben reiten. Ich will leben, Dios Santo!" Dorian hatte die gnostische Gemme in der Hand, als Alirio die Hände wieder vom Gesicht nahm. Der Wind peitschte Regen gegen ihre Antlitze. Wild schwang das Amulett an der silbernen Kette. Dorian hielt die eine Hand schützend davor, und es beruhigte sich etwas.
    Alirio schaute den Edelstein mit dem eingravierten Abraxas zunächst recht uninteressiert an, dann aber gelang es ihm nicht mehr, den Blick davon abzuwenden. Er sah das Pendel an, dann überschritt sein Geist den entscheidenden Punkt, und Dorian konnte ihn leiten, wie es ihm beliebte.
    „Alirio", sagte der Dämonenkiller. „Sitzen wir auf! Du bringst mich auf direktem Wege zu der Burgruine."
    „Ja, Senor."

    Pechschwarze Wolken drängten sich über der Burgruine zusammen. Der Untergrund war aufgeweicht. Aus Rinnsälen hatten sich kleine Bäche gebildet, die die Hufe der Maultiere umspülten. Niemals in seinem biederen Dasein hätte sich Alirio entschlossen, diesen Platz der Verdammnis aufzusuchen. Nicht einen Augenblick hätte er unter normalen Bedingungen auch nur im entferntesten daran gedacht, einen solchen Höllenausflug zu Unternehmen; selbst wenn er stark betrunken gewesen wäre, hätte er die Courage dazu nicht aufgebracht. Aber in der Trance verhielt er sich ruhig und besonnen. Dorian Hunter wirkte durch den posthypnotischen Befehl auf ihn ein. Alirio war keine eigenständige Persönlichkeit mehr; er war ein Teil des Dämonkiller-Geistes geworden.
    Sie versteckten die Maultiere hinter zwei mächtigen Steinquadern. Gleich darauf eilten sie geduckt auf die Ruine zu. Blitze erhellten die Umgebung und zeichneten die drohend wirkenden Umrisse der Türme nach. Im Hof angelangt, schlichen sie an der Geisterkutsche vorüber und suchten den Eingang zum Hauptbau des verrotteten Gemäuers auf.
    Alirio konnte trotz der Hypnose selbstverständlich nicht wissen, wohin sie sich zu wenden hatten.
    Er war ja vorher noch nie in diesem Labyrinth aus Gängen und Räumen gewesen. Dorian verließ sich daher ausschließlich auf sein Gespür, um den richtigen Weg zu finden.
    Es existieren gedankliche Bereiche, die mit den Begriffen der reinen Ratio nicht mehr zu umschreiben und schon gar nicht mit Logik oder anderen realistischen Erwägungen zu erfassen sind. In jenen Dimensionen vereinen sich die rein körperlichen und metapsychischen Strömungen zu dem, was man gemeinhin als sechsten Sinn bezeichnet - zu dem, was die Mitglieder der Magischen Bruderschaft als eines ihrer höchsten Ziele betrachteten.
    Ein winziger Teil dessen führte Dorian auf die Spur. Es gab keinerlei Hinweise in der Finsternis des Labyrinths, keine Laute, aus denen man den Standort der Besessenen orten konnte. Stille und Feuchtigkeit umgaben die beiden so ungleichen Männer, die dicht an dicht immer tiefer in das Schlupf loch der furchtbaren Gesellen eindrangen.
    Und doch hatte Dorian sich nicht geirrt!
    Endlich stießen sie auf einen Gang, an dessen Ende bläuliches Licht schimmerte. Sofort fühlte sich der Dämonenkiller an die Minuten in der kretischen Höhle erinnert - als er den hermetischen Kreisel entdeckt hatte. Jenes Licht dort vor ihm hatte einen ähnlichen Schein, und die Farbe war fast genau die gleiche wie in der Grotte der elf zertrümmerten und des einen vollständig erhaltenen Gefäßes. Dorian und Alirio vernahmen eigentümliche Laute. Sabberndes Gemurmel drang aus dem Raum, dem sie
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