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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen
Autoren: Dämonenkiller
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und bemerkte, daß sie ebenfalls bebten.
    Dorian zog es vor, nichts zu unternehmen. Er blieb auf seinem Platz und beobachtete seine Umgebung mit angespannter Miene. Die Geräusche wurden nun von einem unerträglichen Knirschen überlagert. Der Dämonenkiller duckte sich unwillkürlich, als sich die Decke der Nebenhöhle öffnete. Ja, sie klaffte auf. Unsichtbare Gigantenhände schienen sich in das Gestein gegraben zu haben und kneteten jetzt die Höhlendecke wie weiche Tonerde. Über der Öffnung - ihre Ränder zuckten und waberten unaufhörlich - tanzten schemenhafte Figuren in vielen schmutzigen Farben.
    Nach Sekunden tauchten die schwärzlichen Züge einer riesigen dämonischen Physiognomie auf. Haßerfüllt blickte sie auf den Dämonenkiller herab.
    Dorian tastete nach der gnostischen Gemme, die an seiner Halskette befestigt war. Aber da zerfaserte die schaurige Vision bereits wieder. Binnen weniger Augenblicke wuchs die Öffnung wieder zu, und auch die beängstigenden Geräusche hörten auf. Stille lastete plötzlich im Raum.
    Dorian besah sich das Fundstück nun eingehend. Seine Gesamthöhe betrug schätzungsweise fünfunddreißig Zentimeter. Der untere Teil bestand aus einer Art Halbdunkel, auf die eine Vierkantpyramide aufgesetzt war. Aus der Ferne mutete das Ganze wie die übertriebene Vergrößerung eines erstarrten Wassertropfens an. Die gesamte Hülle war mit magischen Symbolen bedeckt. Dorian nahm sie prüfend in Augenschein und stellte fest, daß sie im Grunde ziemlich ungelenk eingeritzt worden waren. Er kratzte an dem Material. Es war hart wie Stahl. Und doch besaß das Objekt das Gewicht einer Feder.
    Dorian krümmte die Finger der rechten Hand, schob den Zeigefinger etwas vor und pochte mit dem Knöchel gegen das eigentümliche Ding. Ein hohler Laut entstand. Ein Echo folgte diesem Ton; dann vernahm er Geräusche, die bei jeder Wiederholung an Lautstärke zunahmen. Schließlich hallte ohrenbetäubendes Dröhnen durch die Höhle.
    Dorian verzog das Gesicht; er verzerrte es geradezu. Ungeduldig wartete er ab, bis das Dröhnen verklungen war.
    Er war nervös. Die Geschehnisse der letzten Stunden hatten ihn arg in Anspruch genommen. Dringend benötigte er Ruhe, um wieder die gewohnte Ausgeglichenheit an den Tag legen zu können.
    Er erhob sich und ging zum Ausgang der Nebenhöhle., Schließlich blieb er aber doch noch einmal stehen, drehte sich um, hob den Gegenstand etwas an und versetzte ihm einen sanften Stoß. Unglaublich leicht segelte das Etwas in die Höhle zurück. Fast sah es so aus, als sei es schwerelos. Dorian beobachtete es gespannt und bemerkte, wie es in einer als elegant zu bezeichnenden Schleife vor der gegenüberliegenden Höhlenwand auswich und in enger werdenden Windungen langsam auf dem Untergrund landete. Das Ganze hatte über eine Minute gedauert.
    Dorian hob das Objekt sehr behutsam wieder auf. Diesmal ereignete sich nichts. Er spürte nur ein schwaches Rumpeln, wußte aber nicht genau, ob es durch das Objekt oder durch etwas von außen erzeugt worden war.
    „Ein hermetisches Gefäß", sagte Dorian halblaut. „Oder besser: ein hermetischer Kreisel."
    Er blickte noch einmal auf die Trümmerstücke, die den Boden der Nebenhöhle bedeckten, und dachte: folglich müssen das die Überreste der anderen elf Kreisel sein, die zu den nun toten Schlangengöttinnen gehörten.
    Tief in Gedanken versunken verließ er den Bereich des bläulichen Lichtes. Er schritt eilig dem Ausgang der Höhle entgegen. Als er sich im Freien befand, war in seinem Hirn bereits ein Plan gereift. Der Dämonenkiller mußte rasch und vorsichtig handeln, wenn er sich den Kreisel nicht wieder abjagen lassen wollte.

    Die Situation wurde durch alle Merkmale gekennzeichnet, mit denen man das absolute Nichts erklären konnte. Es war die Hölle; die Hölle, zur Tatenlosigkeit verdammt zu sein; die Hölle, nichts zu sehen; die Hölle, keine Laute zu vernehmen, keine Gerüche zu wittern, nichts zu ertasten, daß von der Realität der Welt kündete; die Hölle, sich zu regen und doch nicht fort aus der Sphäre der Verdammnis zu geraten; kein Zeitgefühl mehr zu haben und doch zu wissen, daß nach Ablauf weniger Stunden dieser Kerker seine Opfer in eine furchtbare psychische Krise bringen würde.
    Völlige Dunkelheit. Kälte und doch Hitze. Hunger. Durst. Furcht. Und nur ein Gedanke: hinaus ins Licht!
    Völlige Dunkelheit, das bedeutete Finsternis, in der nicht einmal eine Katze oder ein Nachtraubvogel sich hätten
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