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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen
Autoren: Dämonenkiller
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aus, dachte Hartmut Leiding. Hier bleibe ich nicht. Er stand auf, nahm seinen handlichen kleinen Lederkoffer und wollte entrüstet davonmarschieren. Da war jedoch der Fremde mit dem sichelförmigen Schnurrbart heran. Er winkte Leiding zu, stellte sich lächelnd vor ihn hin und guckte ihn eindringlich mit seinen grünen Augen an.
    „Schwierigkeiten?" fragte er auf deutsch. „Gestatten Sie, daß ich Ihnen helfe? Wie sagten Sie doch? Wiener Schnitzel und Bier? Das gibt es hier auch."
    Rasch wandte er sich an den nach wie vor grinsenden Ober und setzte ihm den Wunsch auseinander. Jener nickte, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung Küche.
    „Geht in Ordnung." Der Fremde deutete auf Leidings Tisch. „Setzen wir uns?"
    „Gern. Aber Bier steht nicht auf der Karte", behauptete Leiding.
    Der Mann mit den grünen Augen nahm den Platz gegenüber dem Deutschen ein. „Das heißt nichts. In Restaurants wie diesem steht so manches nicht auf der Karte, aber wenn man richtig danach fragt, kriegt man es auch."
    „Haben Sie Türkisch mit dem Kellner gesprochen?"
    „Richtig."
    „Wo haben Sie das so gut gelernt?"
    „Im Selbstunterricht. Ich war früher Reporter und kam viel herum."
    „Jetzt auch noch, wie mir scheint." Der Deutsche zeigte nun eine entspannte Miene. Er war froh, jemand gefunden zu haben, der sich seiner Sprache bediente. „Übrigens, mein Name ist Hartmut Leiding. Handlungsreisender. Freut mich, Sie kennenzulernen."
    „Ganz meinerseits. Dorian Hunter ist mein Name."
    „Amerikaner?"
    „Nein, Engländer." „Sie sprechen Deutsch fast ohne Akzent. Großartig! Geschäftlich hier?"
    „Gewissermaßen.
    Der Dämonenkiller bot ihm eine Player's an, und Leiding nahm sie auch gern.
    Nachdem Dorian ihm Feuer gegeben hatte, lehnte er sich zurück, schlug die Beine übereinander und wechselte das Thema. „Wie gefällt Ihnen Kreta? Ein romantisches, urwüchsiges Fleckchen Erde, nicht wahr?
    Leiding verzog das Gesicht. Inzwischen war wieder der Ober aufgetaucht, und er zog es vor, mit der Antwort zu warten. Er ließ sich einen Teller mit Wiener Schnitzel und einen mit Salat vorsetzen und begutachtete argwöhnisch das Glas Bier.
    Dorian Hunter gab nun auch seine Bestellung auf.
    Leiding blickte dem Kellner nach, als er davonmarschierte. Dann beugte er sich vor. „Wissen Sie, Herr Hunter, im Grunde habe ich eine Abneigung gegen das Ausland, ganz besonders gegen südliche Staaten. Wenn ich für den Job nicht so gut entlohnt werden würde, hätte ich schon längst wieder gekündigt."
    „Es lebe die Ehrlichkeit! Hoffentlich bekommt Ihr Arbeitgeber das nicht mal zu Ohren."
    Leiding trank einen Schluck Bier, stieß einen Seufzer der Zufriedenheit aus und lächelte. „Von hier bis nach Frankfurt ist es weit. Außerdem versteht es ja niemand, wenn ich schimpfe."
    „Außer mir. Ich muß übrigens auch nach Frankfurt."
    „Dann verrate ich Ihnen am besten nicht, wo ich beschäftigt bin."
    Sie lachten beide, dann meinte Hartmut Leiding: „Wann fliegen Sie?"
    „Mit der nächsten Maschine."
    „Sie haben's gut. Ich kann erst später hier die Zelte abbrechen. Mich erwartet noch eine Besprechung mit einem Kunden. Vielleicht komme ich am Nachmittag fort, wenn ich Glück habe, vielleicht erst heute abend. Fliegen Sie über Athen?"
    „Ja"
    Leiding wischte sich wieder den Schweiß ab. „Finden Sie nicht auch, daß es hier wahnsinnig heiß ist? Wir haben schließlich November."
    „Ich finde das Wetter angenehm", entgegnete der Dämonenkiller. Er nahm sein Essen entgegen - eine Türkische Reisplatte mit Endiviensalat und Kartoffelkroketten -, genehmigte sich einen Schluck von dem schweren Rotwein, den er gewählt hatte, und sagte: „Sie müssen toleranter werden, Herr Leiding."
    „Toleranter? Ich schwitze."
    „Es gibt Schlimmeres. Sehr viel Schlimmeres."
    Ungefähr eine Viertelstunde später zahlten sie. Leiding lud Dorian auf einen Drink in die Bar seines Hotels ein, und der Dämonenkiller nahm an. Der Deutsche hatte seinen Mietwagen in einer der dem Restaurant nahe gelegenen Querstraße geparkt. Angeregt plaudernd steuerten sie darauf zu. Sie setzten sich in den geräumigen Viersitzer, Leiding hinters Lenkrad, Dorian auf den Beifahrersitz. Leiding wollte den Motor anlassen. Er wurde jedoch irritiert, weil plötzlich etwas vor seiner Nase hin- und herpendelte. Verdutzt schaute er auf. Wirklich, ein dunkler Stein bewegte sich vor seinem Gesicht, aber er konnte beim besten Willen nicht ausmachen, was darauf
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