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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen
Autoren: Dämonenkiller
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orientieren können; das hieß, nicht einmal ein schwaches Leuchten in den Augen der Leidensgefährtin ausmachen zu können.
    Frösteln. Ein kalter Schauer, der den Rücken hinabkroch. Grübeln. Ungewißheit. Sorgen.
    Don Chapman saß mit angezogenen Beinen da. Aber er wußte nicht, worauf er hockte. Er wandte den Kopf und sah nichts als tintenschwarze Finsternis. War er blind?
    Bin ich blind? fragte er sich zum wiederholten Male. Nein, ich bin es nicht. Wir sind in einer magischen Sphäre gefangen. Wie viele Dimensionen hat sie? Drei? Vier? Wie viele Dimensionen gibt es überhaupt? Wie spät ist es? Ist es Tag? Oder Nacht? Draußen - wie sieht es draußen aus?
    Er streckte die linke Hand aus und fühlte ihren weichen warmen Arm. Sie war da, war Wirklichkeit. Hätte er sich nicht von Zeit zu Zeit vergewissern können, daß wenigstens sie real war, wäre er in diesem Augenblick vielleicht schon dem Wahnsinn nahe gewesen.
    „Don", sagte sie leise und mutlos.
    „Dula."
    So hatte er sie genannt, nein, getauft, denn sie besaß ja zuvor keinen Namen, konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern. Dula - nach den Tempeldienerinnen des Altertums. Dula war so klein wie er, nur einen Fuß hoch, und sie verfügte über Intelligenz. Ihr Wissen entsprach jedoch dem eines Kleinkindes. Wie ein Neugeborenes lernte sie jedoch ausgesprochen schnell.
    In der absoluten Dunkelheit waren sie sich nähergekommen. Sie rief Beschützerinstinkte in ihm wach. Don saß selbst in der Klemme und hatte auch keine Ahnung, was mit ihm geschehen würde; und doch: Die Sorge um Dula hielt ihn aufrecht, unterdrückte die aufkeimende Verzweiflung.
    Was das Mandragoramädchen betraf, so hatte ihn eine leise Ahnung beschlichen. Er sprach sie ihr gegenüber aber nicht aus. Das hätte sie noch mehr deprimiert und außerdem vielleicht ihr Mißtrauen ihm gegenüber geweckt.
    Don Chapman glaubte, daß Dula ohne ihr Wissen zum Köder für ihn geworden war. Man hatte ihn mit ihrer Hilfe in eine Falle gelockt. Falls die schreckliche Situation jemals enden sollte, so würde er vielleicht Bestätigungen für diese Theorie finden.
    „Dula", sagte er, „versuche, dich zu entspannen! Ein bißchen Schlaf würde dir guttun. Er verschafft dir Reserven, für die du später dankbar bist."
    „Später?"
    „Ja, später. Wenn wir wieder frei sind."
    „Du glaubst noch daran?"
    „Fest."
    Er war jetzt sogar froh, daß sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, sonst hätte sie daraus abgeleitet, daß er schwindelte.
    „Don, wir müssen sterben."
    „So ein Unsinn!"
    „Ich fühle, daß wir sterben müssen."
    Er griff wieder nach ihrem Arm, und sie rutschte ein Stück näher.
    „Sei doch kein Kind!" sagte er mit Nachdruck. „Ich bin bei dir. Ich passe auf, daß dir keiner zu nahe kommt."
    Sie lachte unglücklich auf. „Du meinst es ehrlich mit mir, Don, aber vergiß nicht, daß wir in einer Welt der Riesen leben. Ich meine, sie können uns zertreten, zerquetschen, zerreißen - ohne sich dabei anzustrengen."
    „Dafür haben wir andere Vorteile. Wir können in Schlupfwinkel kriechen, in die keine normale Hand Paßt, können uns in Schubladen, Jackentaschen und Mauselöchern verstecken."
    „Sicher, aber... "
    „List triumphiert über brutale Gewalt."
    „Ich will ja, daß du recht hast", versetzte sie seufzend. „Was wäre wohl aus mir geworden, wenn ich dich nicht getroffen hätte, Don? Ach, mir ist alles gleich, wenn ich nur weiß, daß du in der Nähe bist."
    Ihre Hand schob sich zärtlich über seinen Nacken.
    Der Puppenmann lächelte. Die düsteren Überlegungen wurden durch rosarote Gedanken vertrieben. Das ganze Dilemma schien vergessen zu sein.
    Da zuckte sie plötzlich zurück.
    „Dula!"
    „Mir - mir ist so komisch zumute", stieß sie hervor. „Ich habe Angst. Etwas packt mich. Etwas will mich töten."
    „Dula!"
    Er rückte auf sie zu und wollte sie festhalten, an sich ziehen, aber sie wälzte sich fort. Don erhielt eines ihrer Knie in die Magengrube und krümmte sich vor Schmerz. Das Mandragoramädchen zuckte und zappelte wie bei einem epileptischen Anfall.
    „Hilfe!" schrie sie. „Es zerreißt mich! Ich habe ein Loch im Bauch! Ich werde -zerfetzt!“
    Don Chapman keuchte. Er rappelte sich auf, lief taumelnd ein paar Schritte, fiel wieder hin. Fast kam es ihm so vor, als habe er den Gleichgewichtssinn verloren. Er hörte das Mädchen klagen und schreien, wußte aber nicht, wohin er sich wenden sollte.
    „Dula!"
    „Nicht mehr schlagen!" Ihre Stimme
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