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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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eingraviert war.
    „Was soll das, Herr Hunter?"
    „Gegenfrage: Wissen Sie, was das ist?"
    „Nein. Keine Ahnung."
    „Eine gnostische Gemme."
    „Eine was?"
    „Ein Amulett, auf dem ein Abraxas erhaben eingraviert ist. Abraxas ist der Name einer Gottheit in der Gnostik, und die Gnostik ist eine Geheimwissenschaft. Weiter wird auf dem Talisman eine Schlange dargestellt, die sich selbst in den Schwanz beißt. Ein Symbol, das chtonische Bedeutung hat."
    Hartmut Leiding schüttelte unwillig den Kopf. „Ich verstehe kein Wort." Seine Stimme wurde schleppend. Er brachte es einfach nicht fertig, den Blick von dem schwingenden Amulett zu nehmen. „Ich glaube, ich spinne, Hunter. Lassen Sie den - den blöden Scherz und nehmen Sie - das Ding weg!"
    Der Dämonenkiller dachte nicht daran. Unausgesetzt pendelte der Talisman hin und her, rhythmisch, einschläfernd. Dorian sprach mit leiser monotoner Stimme auf den Deutschen ein. Und schließlich wirkte die Hypnose. Hartmut Leiding fiel in Trance.
    „Wir fahren zum Hauptbahnhof", befahl Dorian ihm. „Achten Sie auf die Ampeln und fahren Sie nicht schneller als sechzig, denn das können Sie sich auch in Iraklion nicht erlauben."
    „Jawohl", gab Leiding zurück.
    Die Hypnose beeinträchtigte seine Fahrtüchtigkeit in keiner Weise. Leiding lenkte den Mietwagen sehr korrekt durch den Stadtverkehr; wo er normalerweise entsetzlich über das Benehmen der einheimischen Autofahrer gewettert hätte, murmelte er jetzt nur Unverständliches.
    Dorian schmunzelte ein bißchen. Der Mann aus Frankfurt stellte einen Glücksfall für ihn dar. Er sollte ihm einen Dienst erweisen. Vielleicht erwies sich die Sache späterhin als überflüssig - aber das war dem Dämonenkiller tausendmal lieber als die Aussicht, einen kleinen Fehler, eine Unterlassungssünde bereuen zu müssen.
    Hartmut Leiding stoppte vor dem Hauptbahnhof, auf einem bewachten Parkplatz. Er hatte den Blick geradeaus gerichtet und wirkte fast ein wenig marionettenhaft.
    „Sie warten hier auf mich!" ordnete Dorian an und bekam als Erwiderung ein stereotypes Nicken. Dorian zahlte dem Parkwächter den üblichen Satz. Gleich darauf durchquerte er die Abfertigungshalle des Hauptbahnhofes und strebte auf den Trakt zu, in dem die Schließfächer untergebracht waren. Er zog den Schlüssel hervor, den er in der Hosentasche getragen hatte, und öffnete das Fach mit der Nummer 177. Die Zahl hatte er am frühen Morgen, als er schon einmal hiergewesen war, eigentlich ganz unwillkürlich gewählt, nur hatte er darauf geachtet, keine zu nehmen, in der die Zahlen sechs oder zwölf vorkamen oder die sich durch sechs teilen ließen. Sechs und zwölf waren magische Zahlen und hätten möglicherweise Dämonen anlocken können. Dorian war sehr auf der Hut.
    Er entnahm dem Schließfach ein unscheinbares Paket. Nachdem er es sich unter den Arm geklemmt hatte, klappte er die Tür des Faches wieder zu. Den Schlüssel ließ er stecken, wie es üblich war. Er blickte sich nach allen Seiten um, setzte sich in Bewegung und kehrte zu dem geduldig ausharrenden Deutschen zurück.
    Hartmut Leiding hätte wohl einen ganzen Tag lang und noch länger so dagesessen, so intensiv wirkte die Trance. Dorian setzte sich neben ihn und zeigte das Paket vor, das seinen Inhalt durch mehrere Bogen dunkelbraunen Packpapiers verhüllte. Es war federleicht.
    „Das nehmen Sie mit nach Frankfurt, Herr Leiding!"
    „Jawohl."
    „Ich nenne Ihnen jetzt eine Adresse, bei der Sie es abliefern werden."
    „Ich höre."
    Dorian schärfte ihm die Anschrift ein. Es handelte sich um die Straße und Hausnummer, in der die Magische Bruderschaft zu finden war. In dem Paket verbarg sich das hermetische Gefäß, das er in der Nebenhöhle entdeckt hatte. Damit der Kreisel ihm nicht von Dämonen abgejagt werden konnte, händigte Dorian ihn an den Deutschen aus. Er würde den Mächten der Finsternis nicht so rasch gelingen, hinter diesen Trick zu kommen. Und wenn sie Lunte rochen, mußte Leiding längst in Frankfurt sein. Daß er den Befehl strikt ausführen würde, bezweifelte der Dämonenkiller keine Sekunde: Unter dem Zwang der Hypnose konnte er gar nicht anders.
    Irgendwo in der Stadt ließ sich Dorian von dem Mann absetzen. Noch einmal sagte er ihm: „Liefern Sie das Paket in Frankfurt ab!"
    „Jawohl."
    „Am Zoll dürfte es keine Schwierigkeiten geben. Sie beschreiben den Gegenstand als Souvenir aus Iraklion."
    Dorian warf den Schlag des Wagens zu und sagte durch das offene Seitenfenster:

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