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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas
Autoren: Timothy Stahl
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Nicole dagegen.
    »Auch wieder wahr.«
    Zamorra war schon unterwegs zur Tür des Wohnwagens, die in dessen Längsseite eingelassen war.
    »Offen«, stellte er fest, zog sie auf und trat ein, mit dem Lampenstrahl umhertastend.
    »Puh, ist das heiß hier drin!«, stöhnte Nicole, die hinter ihm eintrat.
    »Kein Wunder, die Klimaanlage ist nicht eingeschaltet«, stellte Zamorra fest. »So, wie die Leiche aussieht, ist Yellowhorse schon seit einer Weile tot. Der Wohnwagen stand also mindestens einen Tag, vielleicht auch zwei ungelüftet in der prallen Sonne.«
    Er sah sich weiter um. Augenfällig war vor allem die erstaunlich umfangreiche Sammlung indianischer Artefakte, die Yellowhorse in der drangvollen Enge des Trailers untergebracht hatte.
    Zamorras besonderes Interesse galt dem ›Schreibabteil‹. Neben der altertümlichen Schreibmaschine entdeckte er die Einladung zur Tagung in Las Vegas, darunter ein Vortragsmanuskript. Daraus schloss er, dass Yellowhorse vorhatte, an dem Kongress teilzunehmen.
    Dann flatterten die Papiere plötzlich hoch, wirbelten einen Moment lang wie welkes Herbstlaub in der auf einmal nicht mehr so stickigen Luft und trudelten schließlich zu Boden, während anderswo Blätter raschelten, irgendwo klingelten Schellen an einem der Artefakte, und aus dem Kasten der Klimaanlage drang ein keuchendes Rasseln.
    »Wo kommt der Wind auf einmal her?«, wunderte sich Nicole.
    »Das ist keine Zugluft«, stellte Zamorra fest. »Das…«
    Ein dumpfer Laut dröhnte durch die Luft, wie ein einzelner Herzschlag.
    Gefolgt von einem weiteren.
    »Was ist…?«, begann Nicole, verstummte aber, als sich die dumpfen Schläge zu einer ganzen Folge reihten, die nicht abriss.
    »Die Trommel!«, rief Zamorra. »Siehst du das?«
    Nicoles Blick folgte dem Taschenlampenstrahl, den Zamorra auf eine mit Bemalungen verzierte, abgegriffene Trommel hielt, die in einer Ecke des Wohnwagens stand.
    Die straffe Bespannung aus Tierhaut vibrierte im Rhythmus der dumpfen Laute.
    Jemand schlug diese Schamanentrommel, aber dieser Jemand war nicht zu sehen!
    Noch bevor Nicole und Zamorra etwas sagen oder gar tun konnten, begann auch der Wohnwagen im Takt der Trommelschläge zu erzittern, mit jedem einzelnen stärker.
    Von draußen fuhr Wind durch die offene Tür herein, binnen Sekunden anschwellend und dann auch schon von solcher Stärke, dass er den Wohnwagen ächzen und knacken ließ, als würde er sich anschicken, ihn zu zerreißen.
    »Raus hier!«, rief Zamorra. »Schnell!«
    Die Situation löste ein Déjà-vu-Gefühl in ihm aus. Es war noch nicht lange her, da wären Nicole und er ums Haar in einem Wohnmobil zermalmt worden. Damals hatte sie der Dhyarra-Kristall vor diesem Verhängnis bewahrt. [3]
    Den Dhyarra hatte er auch diesmal dabei, nur trug er ihn nicht bei sich. Der blau funkelnde Sternenstein befand sich in seinem Einsatzkoffer und der wiederum draußen im Leihwagen.
    Zamorra fluchte innerlich über diese seine Nachlässigkeit. Er hätte doch ahnen müssen, dass er den Dhyarra brauchen würde, nachdem das Amulett sich in diesem Fall schon vorher als unzuverlässig beziehungsweise wirkungslos erwiesen hatte.
    Aber Selbstvorwürfe hatten ihnen noch nie das Leben gerettet…
    Er versetzte Nicole einen Stoß, der sie durch die Tür des Wohnwagens ins Freie trieb, und setzte selbst mit einem Sprung hinterher - geradewegs in die Hölle!
    ***
    Nicht in die Hölle zwar, aber hinein in einen Sturm, der offenbar die Hölle auf Erden zu entfesseln versuchte!
    Die Luft schien zu kochen. Staub, Dreck und Geröll wirbelten umher, droschen auf Zamorra und Nicole ein. Sturmfäuste packten sie, warfen sie gegen den Wohnwagen, raubten ihnen den Atem, schlugen sie mit zunehmender Blindheit.
    Die paar Meter bis zu ihrem Leihwagen schienen unter diesen Umständen eine unüberbrückbare Distanz, die Scheinwerfer des Fahrzeugs wie erlöschende Augen.
    »Zurück in den Trailer?«, schrie Nicole ihre Frage in das Brüllen des Sturmes.
    »Okay!«
    Gegen den Wohnwagen gedrückt, Nicole mit einer Hand am Arm gefasst, wollte Zamorra zurück ins schützende Innere des Trailers, als ihm direkt vor der Nase die Tür zugeworfen wurde, mit solcher Macht, dass die ganze Konstruktion erzitterte wie unter einem titanischen Hammerschlag. Und sie blieb zu, wie mit dem Rahmen verschweißt. Ließ sich auch unter Aufwendung aller Kraft nicht mehr öffnen.
    Und der Sturm gewann immer mehr an brutaler Gewalt, löschte fast alle Wahrnehmung aus.
    Nur die jetzt
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