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0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

Titel: 0720 - Zwei Verdammte aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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entlang, bei der die Tür offenstand.
    Ich bremste.
    Es war wie im Film. Der Wagen schleuderte etwas, wir rutschten, stellten uns leicht quer, aber es passierte nichts. Wir kamen zum Stillstand, ohne einen anderen Gegenstand berührt zu haben.
    »Mein Gott, die Tür ist offen!« keuchte Jessica, als sie den Gurt löste und den Wagenschlag aufstieß.
    »Ich weiß.«
    »Dann sind sie im Haus?«
    »Wahrscheinlich.« Wir hatten den Wagen beide verlassen. Im Gegensatz zu Jessica konnte ich die Tür schneller erreichen, weil der Rover günstig stand. Sie mußte erst um die Kühlerhaube herumlaufen. Dagegen hatte ich etwas.
    »Nein, du nicht, Jessie!«
    »Wieso?«
    »Setz dich in deinen Wagen!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und dann?«
    »Ich erledige das hier!«
    Das sah sie ein, denn sie war im Gegensatz zu mir waffenlos. Die Beretta hatte ich gezogen. Ich schaute noch einmal zurück und sah, daß Jessica Long ihren Audi aufschloß und sich hinter das Steuer setzte. Wenn die Gefahr zu groß wurde, konnte sie fliehen.
    Ich war mit drei Schritten an der aufgesprengten Haustür. Ich schaute in den dunklen Flur.
    Da bewegte sich nichts.
    Einen Schritt ging ich weiter, die Beretta hatte ich gezogen. Über meinen Rücken strich eine kalte Haut.
    Zu sehen war nichts, aber zu riechen.
    Den Gestank kannte ich bereits. An der Grube hatte ich ihn wahrgenommen, dort aber wesentlich intensiver.
    Mein verbissenes Lächeln erfror zu einem kalten Grinsen, das auf den Lippen lag wie eingefräst.
    Wo war der Schalter?
    Links, rechts? Bei diesen alten Häusern konnte man sich nie so sicher sein.
    Ich hörte das Scharren. Links von mir entstand es. Ich drehte mich um - und sah den Schatten.
    Zu spät merkte ich, was dieser Schatten war. Eine weit gespreizte Hand, die es schaffte, mit einem Griff meine Kehle zu umklammern und hart zuzudrücken…
    ***
    Zuerst hatte es Jessica Long nicht gepaßt, dann aber war sie froh gewesen, sich in den Wagen setzen zu können, bot er ihr doch eine relative Sicherheit.
    Sie konnte wegen der beschlagenen Scheiben nicht viel sehen. Deshalb steckte sie den Zündschlüssel in den schmalen Spalt, drehte ihn nur ein wenig, damit sie die Wischer betätigen konnte. Sie schaute dem Spiel der Gummiblätter zu, wie sie die blanken Halbkreise auf dem Glas hinterließen und für freie Sicht nach vorn sorgten.
    Stoßweise atmete Jessica Long aus.
    Welch eine Nacht!
    Niemals hätte sie damit gerechnet. Das war einfach furchtbar, das war die lange Nacht des Schreckens, die den verfluchten Kannibalen gehörte.
    Sie dachte natürlich an die offene Haustür und automatisch an ihre Wirtin, die ihr so sympathisch war. Hoffentlich war sie noch am Leben, hoffentlich kam John Sinclair nicht zu spät.
    Sie schaute zur Seite.
    Es war schwer, etwas zu, erkennen. Die Scheiben hatten die Feuchtigkeit von außen her regelrecht aufgesaugt. Auch von innen fingen sie an zu beschlagen.
    Warten…
    Angst haben, sich fürchten, eine seelische Hölle durchleben und durchleiden.
    Jessica Long wußte nicht, ob sie es im Wagen würde aushalten können. Zumindest wollte sie etwas sehen. Sie dachte daran, den Wagen zu wenden, zuvor aber wollte sie die ihr gegenüberliegende Scheibe nach unten kurbeln.
    Sie beugte sich vor, verschwand für einen Moment zwischen Armaturenbrett und Vordersitz, und genau das nutzte eine Person aus, die noch immer in Deckung des Fahrzeugs gelauert hatte.
    Sie hatte sich sogar unter den Audi verkrochen, als das Fernlicht die Straße in einen hellen Tunnel verwandelt hatte.
    Längst war Saskia wieder hervorgekommen. Eine bessere Chance würde sie nicht bekommen.
    Jessica war nicht zu sehen, und Saskia Beaufort wußte genau, was sie tat.
    Blitzschnell riß sie die Fondtür auf. Genau in dem Moment, als Jessica Long wieder hochkam. Diese Bewegung war ideal, sie kam der lauernden Saskia voll und ganz entgegen.
    Längst hatte sie ein breites Fahrtenmesser gezogen, und das setzte sie blitzschnell an die Kehle der Blonden.
    »Wenn du dich einmal falsch bewegst, erstickst du an deinem Blut, Süße…«
    ***
    Gladys McGuire lag im engen Hausflur in der ersten Etage, traktiert von heftigen Rückenschmerzen, und wartete auf den Tod.
    Der kam.
    Ein Tod, der gehen konnte, der seine Schritte setzte, der bewußt so hart auftrat, daß er ein Echo hinterließ, die in den Ohren der Liegenden dröhnten.
    Mein Gott, er wird dich fressen, dachte sie.
    Aber sie konnte nichts tun. Der verfluchte Schlag mit der Eisenstange hatte sie
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