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0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

0720 - Zwei Verdammte aus Aibon

Titel: 0720 - Zwei Verdammte aus Aibon
Autoren: Jason Dark
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Gebläse blank geworden war.
    Da mußte sie etwas sehen können.
    Nein, auch da nicht. Nur die Sitze, die Nackenstützen, die ihr den Blick in den Fond verwehrten.
    Wo steckte die Frau? Wie ging es ihr?
    Sehr vorsichtig näherte sich Jessica Long der offenen Tür. Mit der rechten Hand umklammerte sie den Stein, die einzige Waffe. Was aber war er schon gegen ein Messer? Die Tür bewegte sich längst nicht mehr. Sie stand starr. Jessica konnte in den Wagen sehen.
    Leere Sitze vorn. Und hinten?
    Sie änderte ein wenig die Richtung, ging jetzt direkt auf die Fondtür zu.
    Genau darauf hatte Saskia Beaufort gewartet. Sie hatte Jessica trotz allem unter Kontrolle behalten.
    Als die nun nah genug an das Fahrzeug herangetreten war, drückte Saskia von innen blitzschnell die Tür auf.
    Jessica sah die Öffnung, sie sah die Frau, das Gesicht blutig, die rechte Hand mit dem Messer zum Wurf erhoben. Und dann schrie und schleuderte sie die Klinge!
    ***
    Ich kam mir vor wie jemand, der eine Treppe drei Stufen hochrennt und wieder zurückfällt.
    Dieser furchtbare Schrei gellte mir noch immer in den Ohren. So konnte nur jemand in höchster Todesnot rufen.
    Trotzdem war ich zu schnell oder zu hastig. Ich übersprang die letzte Stufe, hatte zuviel Schwung, prallte gegen eine Wand, kam aus der Richtung, sah aber trotzdem die offene Tür.
    Ich stemmte mich ab. Wie ein Irrwisch flog ich in das Zimmer hinein und achtete nicht mehr auf meine eigene Sicherheit. Ich wollte nur noch ein Leben retten. Es brannte kein Licht, aber der Schein im Flur reichte aus, um auch in das Zimmer zu fließen.
    Die Wirtin lag auf dem Bett.
    Sie schrie nicht mehr. Sie war auch nicht tot, denn ihre Füße schlugen zitternd hin und her. Der Verdammte aus Aibon hatte sich tief über sie gebeugt. Es sah für mich so aus, als hätte er seine Zähne in etwas hineingeschlagen, und ein heißer Schreck durchtoste mich.
    Er hatte mich gehört, schnellte hoch, drehte sich um. Ich starrte in sein Gesicht, und diese eine Sekunde war so prägnant wie selten etwas in meinem Leben. Zwischen den Zähnen dieses Monstrums klemmte etwas. Es war kein Fleisch, es war auch keine Haut, nichts Blutiges, sondern ein Stück Stoff, das er beim ersten Biß aus der Kleidung der Frau gerissen hatte.
    Er röhrte mich an.
    Von mir bekam er eine andere Antwort, denn ich drückte sofort ab und jagte ihm die geweihte Silberkugel entgegen. Ich hatte nicht genau gezielt, doch einen Moment später änderte sich sein Gesichtsausdruck wieder, denn das Geschoß jagte hinein.
    Es riß die Fratze auf, es zerstörte sie und das grüne Aibon-Blut strömte daraus hervor.
    Er fiel rücklings zu Boden, schlug schwer mit dem Kopf auf, aber das spürte er bereits nicht mehr.
    Ich steckte die Beretta weg und ging auf das Bett zu. Da lag Gladys McGuire.
    Sie starrte mich an, aber sie sah mich trotzdem nicht. Irgendwie war sie ganz weit weg. Ich streichelte ihre Wange, da schluckte sie auf und klammerte sich an mir fest. Ich mußte mich auf das Bett setzen, ich mußte sie streicheln, sie mit Worten beruhigen, während sie leise weinte. Irgendwann stand sie dann auf und ging wortlos aus dem Zimmer. Ich blieb hinter ihr, nahm denselben Weg nach unten und dachte dabei an die beiden Frauen. Vor allen Dingen aber an Jessica Long.
    Wie mochte es ihr ergangen sein…?
    ***
    Das Messer gegen einen Stein!
    Ein verdammt ungleiches Verhältnis, denn das Messer würde immer schneller sein, besonders dann, wenn die Werferin den Arm bereits halb erhoben hatte.
    Aber sie hatte einen Fehler gemacht.
    Die Tür war von ihr zu hart aufgestoßen worden. Als sie die Klinge warf, befand sich diese wieder auf dem Rückweg, der Wurfwinkel verkleinerte sich zusehends, und die Klinge schrammte an der oberen Türkante entlang, geriet aus der ursprünglichen Flugrichtung und verschwand torkelnd irgendwo in der Dunkelheit.
    Jessica wollte es nicht glauben, welch ein Glück sie gehabt hatte. Erst als Saskia die Tür erneut aufwuchtete und schreiend den Audi verließ, wurde sie wieder in die Realität hineingerissen. Diesmal war Jessica bewaffnet.
    Und sie traf besser. Saskia Beaufort rannte in den Wurf hinein. Der Stein erwischte sie am Kopf.
    Wange, Nase und Stirn zugleich wurden getroffen, und sie fiel zur Seite.
    Dann kippte sie wie ein Klotz zu Boden. Regungslos blieb sie liegen.
    Jessica Long atmete tief durch. Nein, nur nicht schlappmachen, nur nicht das Zittern kriegen, sich jetzt noch einmal zusammenreißen und nach der Fremden
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