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072 - Das Horror Palais von Wien

072 - Das Horror Palais von Wien

Titel: 072 - Das Horror Palais von Wien
Autoren: Larry Brent
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stellte ihren 2CV am Graben, unweit der Pestsäule, ab und lief die
letzten zweihundert Meter zum vereinbarten Treffpunkt zu Fuß. Viele Passanten
waren hier noch unterwegs. Hauptsächlich Touristen. Die Menschen spazierten an
den Schaufensterauslagen vorüber oder suchten die kleinen Restaurants und
Kneipen auf, von denen es in den engen Gassen eine große Zahl gab. An der Ecke
zur Spiegelgasse lag das Haus, in dem sich der Freundeskreis treffen wollte. In
der fünften Etage eines alten Gebäudes aus der Kaiserzeit lebte die Familie
Strugatzki. Das waren die Eltern ihrer Freundin Evi. Diese arbeitete als
Angestellte in einer Boutique, in der ausschließlich Pariser Modelle verkauft
wurden. Wenn es um Mode ging, wußte Evi Bescheid. Sie versorgte die Freundinnen
stets mit den neusten Nachrichten. Sandra betrat das Eckhaus und fuhr mit dem
Lift nach oben. Sie gehörte zu den ersten Gästen, die eintrafen. Mit großem Hallo wurde sie empfangen. Die geräumige Wohnung, die die ganze Etage einnahm,
war phantasievoll geschmückt. Überall hingen Girlanden und Lampions von der
Decke herab. Möbel waren verrückt worden, um noch mehr Platz zu schaffen. In
jedem Zimmer stand mindestens ein Lautsprecher, der die Musik von Band oder
Schallplatte lautstark übertrug.
    Sandra
Kaintz wurde mit einem Drink begrüßt. Die meisten Leute, die heute abend kamen,
um Evis zwanzigsten Geburtstag zu feiern, kannte sie. Aber es trafen auch Gäste
ein, die sie bisher noch nicht in Evis Bekanntenkreis gesehen hatte, und die
ihr vorgestellt wurden. Noch ehe die alte Standuhr in dem großen Wohnzimmer
dumpf und monoton achtmal schlug, waren alle Gäste, bis auf einen eingetroffen.
Dieser eine, das ließ Evi sie augenzwinkernd wissen, sei heute abend für ihre
Geburtstagsfeier die Überraschung. »Jetzt machst du’s aber spannend«, sagte
Sandra und umringte mit ihren beiden Freundinnen Constanze Gramscyk und Simone
Hardske die Sprecherin. »Wer ist es denn?« Evi lachte und warf den Kopf in den
Nacken. Ihr langes, gewelltes Haar flog, und ihr erheiterndes Lachen mischte
sich unter die Klänge einer einschmeichelnden Melodie, zu der die meisten Paare
tanzten. »Wird nicht verraten!«
    »Nur
ein Tip!« bat Constanze und zog die blonde Wienerin auf die Seite. »Ist es ein
Mann?« Evi Strugatzki hob ihr Glas und prostete den Freundinnen zu. »Keine
Antwort ist auch eine«, bemerkte Sandra. »Also ein Mann… gibt’s heute nacht
etwa außer Geburtstag noch eine Verlobung?«
    Ein
Stichwort war gefallen, das im Kreis der Freundinnen für Aufregung sorgte.
Sandra, Constanze und Simone bedrängten sie. In einer ruhigen Ecke ließ Evi
Strugatzki schließlich die Katze aus dem Sack. »Aber das sage ich nur euch«,
wisperte sie, während sie die Köpfe zusammensteckten. »Kein Wort zu den
anderen! Es geht um einen Mann. Richtig. Verlobung ist natürlich Quatsch. So
gut kennen wir uns noch nicht. Ich habe ihn erst vor zehn Tagen kennengelernt…«
    »Wer
ist es denn?«
    »Wo
hast du ihn kennengelernt?«
    »Wie
sieht er aus?« redeten sie durcheinander. »Kennengelernt habe ich ihn im Laden.
Ich wollte gerade schließen, als er noch hereinkam und mich bat, ihm bei der
Auswahl eines Kleides behilflich zu sein. Er brauchte für den Abend noch ein
Geschenk, ein Kleid, für seine Cousine, die Geburtstag hätte. Ich mußte ihn
beraten… Paul Graf von Cernay war der Kunde.« Constanze Gramscyk schnappte nach
Luft. »Der tolle Graf?« fragte sie, als hätte sie nicht recht gehört.
»Der Schürzenjäger, von dem die ganze Stadt spricht?« Der Name Graf von Cernays
wurde in der letzten Zeit oft genannt und noch mehr die Person seines Trägers
beschrieben. In den Klatschspalten der Regenbogenpresse hatte er einen
Dauerplatz. Paul Graf von Cernay, dessen Vorfahren aus Ungarn stammten, hielt
sich erst seit einigen Wochen wieder in Wien auf, wie durch die Berichte in den
Wochenmagazinen bekannt geworden war. Cernay hatte davor in New York gelebt,
wie es hieß. Nun hatte es ihn wieder nach der Metropole an der Donau
verschlagen, wo er den Spuren seiner Vorfahren nachging.
    Paul
von Cernay und schöne Frauen, das war inzwischen in der Gesellschaft zu einem
Begriff geworden. Wann immer der junge, gutaussehende Mann sich in der
Öffentlichkeit sehen ließ, hatte er eine neue Begleiterin dabei, deren
Schönheit bemerkenswert war. Nicht umsonst trug der junge Graf inzwischen den
Spitznamen der tolle oder der liebestolle Cernay. »Ich kann’s
nicht fassen«, schüttelte
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