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072 - Das Horror Palais von Wien

072 - Das Horror Palais von Wien

Titel: 072 - Das Horror Palais von Wien
Autoren: Larry Brent
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aus dem Nebenzimmer kamen, wo auf spiegelglattem Parkettboden getanzt
wurde. Paul Graf von Cernay war Mitte Zwanzig, großgewachsen, hatte schwarzes
Haar und trug einen dunklen Anzug. In der Rechten hielt er einen riesigen
Strauß gelber Rosen, den er aus dem Cellophanpapier wickelte und ihn dann mit
gekonnter Verbeugung überreichte. »Der ist ja noch richtiger Kavalier« bemerkte
die Kunststudentin Constanze. Ihnen allen wurde der späte Gast vorgestellt. Von
Cernay gewann durch seine lockere, gewinnende Art sofort Sympathien und wurde
von den Anwesenden integriert. Er war nicht eingebildet, ließ sich von jedem mit Paul anreden und war während der nächsten Stunden irgendwo im Gedränge
verschwunden. Er tanzte sehr oft, war dann wieder mitten zwischen den
Anwesenden oder holte sich eine Kleinigkeit vom Kalten Büfett. Kurz nach
Mitternacht verließen die ersten Gäste die Party. Um ein Uhr nachts
verabschiedeten sich auch Constanze, Simone und Sandra von Evi Strugatzki.
Außer ihr und Paul Graf von Cernay hielten sich zu diesem Zeitpunkt nur noch
zwei weitere Personen in der großen Wohnung auf. Ein junger Mann und seine Freundin,
die aus Nußdorf kamen und beim Abschied der drei Freundinnen erwähnten, daß sie
spätestens in zwanzig Minuten auch aufbrechen wollten.
    Unten
auf der Straße angekommen, entschloß sich Sandra Kaintz, die beiden Freundinnen
noch ein Stück zu begleiten. Vom Stephansplatz aus bis in die Straße, wo
Constanze und Simone ihre Apartments hatten, waren es etwa zehn Minuten zu Fuß.
Die beiden Mädchen wohnten in der Sonnenfelsgasse. Der Platz vorm Stephansdom
und die Straßen waren trotz der vorgerückten Stunde noch nicht menschenleer.
Noch immer waren Passanten unterwegs und auf den Bänken vor dem riesigen
Bauwerk saßen Jugendliche, unterhielten sich, ließen Bierflaschen kreisen und
stimmten Lieder an. Die drei Mädchen gingen um den Stephansdom herum. Von der
Rückseite her wollten sie auf die Wollzeile, um den Weg zu ihren Wohnungen
abzukürzen. Hinter dem Dom war es still und einsam. Hier waren keine Menschen
mehr unterwegs. Die Toreinfahrt zu einer engen, dunklen Gasse stand offen.
Grobes Kopfsteinpflaster schimmerte im Schein altmodischer Laternen, die an den
Hauswänden links und rechts neben dem Eingang befestigt waren. Eingehängt
passierten die Mädchen die Einfahrt, die so schmal war, daß gerade ein Auto
zwischen den hohen alten Häusern vorbeikam. Der Fahrer mußte dabei aufpassen,
daß er die auf die Straße mündenden Treppen nicht streifte. Im Dunkel der
Einfahrt registrierte Sandra Kaintz, die ganz rechts ging, plötzlich eine
schattenhafte Bewegung.
    Instinktiv
wandte sie den Kopf und sah gerade noch, wie eine Gestalt in die Einfahrt
taumelte und zu Boden stürzte. Abrupt blieb Sandra stehen. Den aufkeimenden
Protest der Freundinnen, die nichts bemerkt hatten, unterdrückte sie mit leisem
Zuruf. »Da ist jemand zusammengebrochen.« Noch während sie das sagte, riß sie
sich los und lief in die Einfahrt. Es war der Weg zur düsteren Domgasse, wo
keine Laternen und um diese Zeit keine Lichter mehr hinter den Fenstern
brannten. Überall waren die alten, verwitterten Fensterläden zugeklappt und
vermittelten den Eindruck, als wären die Häuser in dieser Straße überhaupt
nicht mehr bewohnt. Sandra Kaintz erreichte die reglose Gestalt am Boden
zuerst. Constanze und Simone tauchten neben ihr auf. Es war eine Frau, die am
Boden vor ihnen lag. Sie trug ein mit Rüschen und Pailletten besetztes Kleid,
als käme sie von einem Ball. Es war ein altmodisches Kleid und paßte nicht mehr
so recht in die heutige Zeit, wirkte aber erstaunlich gut erhalten, wie neu.
    »Was
haben Sie?« fragte Sandra Kaintz die Fremde und ging neben ihr in die Hocke.
»Vielleicht ist sie betrunken oder hat einen Schwächeanfall erlitten?« mutmaßte
Simone Hardske. Sie unterbrach sich, als sie Sandras erbleichendes Gesicht vor
sich sah.
    »Die
Frau ist tot!«
    Sie
starrten in ein wächsernes, runzliges Antlitz. Die Frau war uralt, trug aber
ein Kleid, das zu einer anderen Zeit eher für ein junges Mädchen gedacht war.
Constanze Gramscyk, die ihre Finger nach einer Hand der Alten ausgestreckt
hatte, zuckte mit leisem Aufschrei zurück. »Da stimmt doch etwas nicht!« stieß
sie hervor. »Sie kann… nicht eben erst gestorben sein… ihre Haut fühlt
sich eiskalt an, als… käme sie aus einem Kühlschrank. Die Frau muß schon seit
Stunden hier liegen…«
     
    ●
     
    Die
Freundinnen sahen sich
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