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072 - Das Horror Palais von Wien

072 - Das Horror Palais von Wien

Titel: 072 - Das Horror Palais von Wien
Autoren: Larry Brent
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Sandra den Kopf und blickte die Freundin an, als
hätte sie einen Geist vor sich stehen. »Das Ganze ist doch hoffentlich kein
Witz, wie?«
    »Ihr
werdet’s erleben«, sagte Evi strahlend. »Ich werd verrückt«, konnte Simone, die
mehr als zwei Köpfe kleiner war als ihre Freundinnen, sich die Bemerkung nicht
verkneifen. »Dann bist du also jetzt an der Reihe, der er den Kopf verdreht hat.«
    »Davon
kann keine Rede sein«, reagierte Evi, und sie alle waren über die Heftigkeit
ihrer Erwiderung sichtlich erschrocken. »Er ist sehr zuvorkommend und charmant.
Ganz anders, als man von ihm erzählt oder schreibt. Nicht alles, was in den
Zeitungen steht, darf man glauben.«
    »Du
hast Feuer gefangen!« staunte Sandra und nahm einen großen Schluck aus ihrem
Glas. »Du bist dem Charme des Liebestollen erlegen. Ich werd verrückt…«
    »Unsinn!
Er ist die Überraschung für den heutigen Abend. Ich bin stolz darauf, daß ich
ihn dazu bringen konnte, meine Party zu besuchen.«
    »Wie
hast du das fertiggebracht?« wollte Constanze wissen. »Nach dem Kauf des
Kleides für seine Cousine war er am nächsten Tag wieder im Geschäft, um ein
Halstuch und einen kostbaren Gürtel auszusuchen. Tags darauf sah ich ihn kurz
vor Geschäftsschluß draußen vor der Tür. Am dritten Tag fragte er mich, ob er
mich wiedersehen dürfe… Ich habe mich daraufhin zweimal mit ihm getroffen und
ihm von meiner Geburtstagsfeier heute Abend erzählt. Und ihn eingeladen…«
    »Und
er hat sofort zugesagt?« schoß Sandra ihre Frage ab. »Nicht direkt«, sagte Evi
ausweichend und strich das lange, weich fallende Haar aus ihrem Gesicht nach
hinten. »Deswegen wollte ich euch eigentlich auch nichts sagen. Er hat es offengelassen.
Wenn er es einrichten kann, ließ er mich wissen, würde er auf jeden Fall
kommen…« Das Gespräch wurde unterbrochen, weil neue Freunde eintrafen, die Evi
begrüßte. Graf von Cernay war nicht darunter. Eine Stunde verging, die zweite…
Die Party war in vollem Gange. Es wurde gelacht, gescherzt, getanzt und
gesungen. In einer Polonaise zogen die Feiernden durch die große Wohnung. Die
Stimmung stieg, und alle waren in Fahrt. Wein, Sekt und andere alkoholische
Getränke heizten rasch die Gemüter auf. Sandra trank anfangs nur ein Glas Sekt,
danach stieg sie auf Fruchtsaft um, weil sie einen klaren Kopf haben wollte,
wenn sie nachts zurückfuhr. Um zehn Uhr war der Graf, den Evi ihren drei
engsten Freundinnen geschildert hatte, noch immer nicht eingetroffen. Die
jungen Damen vergnügten sich und waren meistens irgendwo im Gedränge.
Inzwischen brannten sämtliche Lampions und einige Kerzen. Die schummrige
Beleuchtung schuf dunkle Schmuseecken, in die sich die Pärchen zurückzogen. Die
Musik war weniger laut und hektisch. Ein Band mit Soft-Songs lag auf. Die Tänze
waren langsamer geworden. Evi Strugatzki mied die Nähe der Freundinnen, als
schämte sie sich, den Mund zu voll genommen zu haben.
    »Nicht
traurig sein«, meinte Sandra mal, als sie Evi über den Weg lief. Die
Angesprochene zuckte die Achseln. »Er hat es offen gelassen. Man soll über
Dinge, die nicht perfekt sind, keine Andeutung machen.« Im selben Augenblick
rasselte im Flur das Telefon. Es war genau zehn Minuten vor elf. Evi Strugatzki
eilte an den Apparat. Sandra stand in der Tür und beobachtete die Freundin,
deren ernstes Gesicht sich aufheiterte.
    »Graf
Cernay!« kam es über ihre Lippen, und sie lief puterrot an. Sie hörte eine
Weile aufmerksam zu. »Aber ja… natürlich… gern«, sagte sie dann aufgeregt.
»Schade, daß Sie nicht früher kommen konnten… Aber auch jetzt sind Sie noch
herzlich willkommen… Die Stimmung hier ist prächtig.« Evi Strugatzki hängte ein
und jubelte. »Er kommt noch!« raunte sie Sandra Kaintz zu. »Er wollte gern
früher da sein, hatte aber Pech mit seiner Kutsche.«
    »He,
ich hör’ wohl nicht recht. Er fährt mit einer Kutsche?«
    »Kutschen
sind seine große Leidenschaft. Er sammelt sie… Eine davon hat er völlig neu
herrichten und renovieren lassen. Damit ist er in Wien unterwegs.«
    »Wenn
sein Job als Graf nichts mehr einbringt, kann er noch als Fiaker gehen«,
bemerkte Sandra trocken und grinste von einem Ohr zum andern. Eine
Viertelstunde später klingelte es.
    Der
von Evi Strugatzki langersehnte Besuch kam. Sie ging selbst zur Tür, um zu
öffnen. Die meisten ihrer Gäste bekamen die Ankunft des neuen Gastes nicht mit.
Sandra konnte ihre Neugier nicht zügeln. Sie winkte Constanze und Simone, die
gerade
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