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072 - Das Horror Palais von Wien

072 - Das Horror Palais von Wien

Titel: 072 - Das Horror Palais von Wien
Autoren: Larry Brent
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ein
hagerer Mann mit grauer Gesichtshaut, kam an den Tresen. »Sie wünschen?« fragte
er den Ankömmling. »Für mich ist eine Sendung unterwegs«, bemerkte der Besucher
mit hartem russischem Akzent. »Zielflughafen ist New York. Die Sendung wurde in
Moskau aufgegeben. Da ich mich in der nächsten Zeit länger in Wien aufhalte,
wollte ich mal nachfragen, ob Sie vielleicht schon eingetroffen ist… Da könnte
ich sie gleich mitnehmen, Towarischtsch.«
    »Name?«
fragte der österreichische Zollbeamte knapp. »Kunaritschew… Iwan Kunaritschew.«
    Der
Beamte blickte flüchtig auf und nickte dem Mann mit der wilden Haartracht und
dem nicht minder roten Vollbart zu.
    »Nehmen
Sie bitte einen Moment Platz, Herr Kunaritschew… Ich sehe nach, ob Ihre Sendung
hier zwischengelagert wurde oder inzwischen schon auf dem Weg nach New York
ist.«
    »Das
wäre schade. Ich komme in der nächsten Zeit nicht in die USA.« Der bärtige
Russe hob die buschigen Augenbrauen und setzte sich auf die Bank, wo die
Schwarzhaarige mit übereinandergeschlagenen Beinen bereits Platz genommen
hatte. »Lassen wir uns überraschen«, murmelte die junge Frau. »Jedenfalls hat
er Kenntnis von dir genommen. Das ist schon der erste Schritt.«
    Fünf
Minuten vergingen. Der hagere Beamte kehrte aus einem Hinterzimmer zurück und
trug ein Paket im Arm.
    »Iwan
Kunaritschew… stimmt. Hier liegt eine Sendung zur Weiterleitung nach New York
für Sie. Tabak… können Sie sich ausweisen, Herr Kunaritschew?« Der Gefragte
legte seinen Paß vor, den der Beamte gründlich ansah. Dann füllte er ein
Formular aus. »Wie lautet Ihre derzeitige Adresse in Wien?« wollte der Mann
wissen. »Naglergasse, erster Bezirk… Palais Cernay…« Der Russe unterschrieb die
Empfangsbescheinigung und nahm die Sendung an sich. Der Zollbeamte sah dem
breitschultrigen Mann mit dem Vollbart nach. Wen er nicht wahrnahm, war die
Frau mit dem engen, schwarzen Rock und der tiefausgeschnittenen, roten Bluse.
Es waren in Wirklichkeit zwei Personen, die die Zollstelle des Flughafens Wien-Schwechat
an diesem frühen Abend verließen. Aber registriert wurde von dem Beamten nur
eine. Und das hatte seine Bedeutung…
    Die
Tür glitt hinter den Davongehenden automatisch zu. Die kurvenreiche
Schwarzhaarige und ihr Begleiter suchten den parkenden Mercedes auf.
    Der
Mann warf das Paket achtlos auf den Rücksitz und dann einen Blick in den
Innenspiegel.
    »War
ich überzeugend, Towarischtschka?« fragte er mit hartem Akzent. »Habe ich
wirklich so ausgesehen, wie er?«
    »Wenn
du mir eine genaue Beschreibung gegeben hast, dann kannst du davon ausgehen,
daß er in dir genau den Mann gesehen hat, den er sehen sollte.«
    »Choroschow….
wunderbar…«, sagte der Russe der sich nun wieder so im Spiegel erblickte, wie
er wirklich aussah: Ovales Gesicht, dunkle, tiefliegende Augen… zwei harte
Augen, zwei harte Linien um den Mund und eine Kerbe im Kinn… »Ich habe mir
immer gewünscht, ihm im Leben mal wieder über den Weg zu laufen«, sagte er mit
rauher Stimme, während der Wagen von der Parkfläche rollte. »Jahrelang hat mich
nur dieser eine Gedanke und die Flucht beschäftigt. Kunaritschew hat mich
seinerzeit hinter Gitter gebracht… das habe ich ihm nie vergessen… Und der
Zufall will es, daß ausgerechnet unsere Wege sich kreuzen.« Er legte den Arm um
die Schultern der Frau. »Zufälle, Boris, die gibt es nicht«, schüttelte der
Vamp den Kopf. »Die Begegnung war Bestimmung… Wir gingen getrennte Wege, aber
wir haben das gleiche Ziel. Ich helfe dir, und du hilfst mir… und es wird mir
ein Vergnügen sein zu sehen, wenn die Falle zuschnappt.«
    Sie
wollte noch etwas sagen. Aber sie unterbrach sich, und zwischen, ihren
Augenbrauen entstand eine steile Falte. »Siehst du das gleiche wie ich?« fragte
sie unvermittelt ihren Begleiter und starrte angespannt in den Rückspiegel.
»Zwei Taxis fahren hinter uns.«
    Sie
nickte. »Das eine, das hinterste, ist zufällig am Flughafen angekommen, als
auch wir eintrafen. Und jetzt fährt es wieder weg. Außer dem Fahrer sitzt
niemand drin, nicht wahr?«
    »Ich
kann jedenfalls niemanden erkennen.«
    Die
schwarzhaarige Frau fuhr unbeirrt im gleichen Tempo weiter und beschleunigte
dann nur geringfügig, als sie die Ausfallstraße Richtung Wien erreicht hatte.
Das erste Taxi setzte zum Überholen an. Gleich darauf das zweite. Einen Moment
bewegten sich die Fahrzeuge auf gleicher Höhe. Die Frau in der roten Bluse
wandte den Kopf und warf einen Blick
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