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072 - Auf Leben und Tod

072 - Auf Leben und Tod

Titel: 072 - Auf Leben und Tod
Autoren: Michael J. Parrish
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einer von ihnen die Maschine durch die Senke steuerte und alles platt walzte, was sich ihm in den Weg stellte. Die schmale Frontpartie der Raupe schließlich, unter deren verbeulter Haube der mächtige Motor wummerte, trug einen hölzernen, mit Tierfellen bespannten Stuhl, der wohl eine Art Thron darstellen sollte. Ein Hüne mit einer Ledermaske saß darauf und erteilte seinen Leuten gebrüllte Befehle.
    Matt und Aruula tauschten einen vielsagenden Blick.
    Auf ein Kriegslager der Ostmänner zu stoßen, war eine Sache - doch dass diese Krieger auch noch über Technikkenntnisse verfügten, war etwas ganz anderes.
    Matt hatte das untrügliche Gefühl, dass sie einem weiteren Geheimnis auf der Spur waren. Doch um es zu ergründen, brauchten sie mehr Informationen.
    Aruula und er zogen sich bäuchlings ins hohe Gras zurück. Erst einmal mussten sie den Einbruch der Dunkelheit abwarten. Dann würden sie es wagen können, sich näher an das Lager der Ostmänner heranzuschleichen und auszuspionieren, was es mit deren Hiersein auf sich hatte.
    So weit der Plan.
    Doch oft schon hatte Matt erfahren müssen, dass Pläne in dieser von Unwägbarkeiten bestimmten Welt nur von kurzer Dauer sein konnten.
    Und auch diesmal war es so.
    Gerade als Aruula und er einen mit Geröll übersäten Abhang hinab kletterten, erschien auf der anderen Seite des schmalen Tals ein Trupp Bewaffneter.
    In dem ungeschützten Hang waren sie nicht zu übersehen.
    Aruula stieß einen Warnschrei aus, und Matt zückte seinen Driller.
    Für einen kurzen Moment standen die Männer, die lederne Rüstungen und Helme trugen, dazu Speere und Schwerter mit gekrümmten Klingen, reglos vor Überraschung. Dann gellte ein Befehl, und sie stürmten los, um Matt und Aruula zu fassen.
    »Hinter die Felsen!«, rief Matt seiner Gefährtin zu, und trotz des Gepäcks, das sie bei sich trugen, rannten beide so schnell sie konnten. Hals über Kopf flüchteten sie sich hinter die Felsbrocken, welche die schmale Senke säumten, während die Krieger - Matt hatte acht gezählt - johlend hinter ihnen her setzten.
    Endlich erreichten sie die schützenden Felsen, und Matt ging in Stellung, den Griff des Drillers mit beiden Händen umklammert. Aruula, die ihre Klinge bereits blank gezogen hatte, kletterte auf den schroffen Stein, um ihre Gegner zu erwarten.
    Ihnen beiden war klar, dass sie einen Kampf gegen diese Übermacht nicht lange würden durchhalten können, aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass man weder mit Nord-, noch mit Ostmännern verhandeln konnte. Entweder man tötete, oder man wurde von ihnen getötet. Es war das grausame Gesetz, das der Weltrat diesen Menschen auferlegt hatte, indem er sie menschenverachtenden Manipulationen mit den Genen wilder Izeekepirs aussetzte. Die Folge waren nicht nur berserkerhafte Kräfte und blinder Gehorsam, sondern auch die Geschwüre und Verunstaltungen am ganzen Körper, unter denen die Männer litten.
    Matt sah die Krieger den Hang herauf stürmen, hörte ihr Gebrüll. Wild schwenkten sie ihre Speere und Schwerter.
    Er entsicherte seine Waffe, bereit, sie mit gezielten Schüssen zu empfangen.
    Schon krümmte sich sein Finger am Abzug - als ihm plötzlich etwas auffiel.
    Die Angreifer… waren keine Ostmänner!
    Im ersten Moment des Erschreckens und in der Hitze des bevorstehenden Gefechts hatten es weder Matt noch Aruula sofort bemerkt: Diese Krieger wiesen keine Deformationen auf, trugen keine Masken, um ihre entstellten Gesichter zu verhüllen.
    Matt beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Es widerstrebte ihm, die Männer zu töten, ohne es wenigstens versucht zu haben.
    Kurzerhand gab er seine sichere Deckung auf und sprang auf den Felsen.
    Seine Waffe ließ er dabei sinken, was ihm einen verständnislosen Blick von Aruula eintrug.
    »Stoi! - Halt!«, rief er den angreifenden Mongolen eines der wenigen Worte zu, die er von der eigentümlichen Sprache des Ostmannes aufgeschnappt hatte, den sie eine Zeitlang gefangen gehalten hatten. Doch die Krieger ließen sich davon nicht beeindrucken, stürmten brüllend weiter.
    »Schieß!«, rief Aruula Matthew zu und hob ihr Schwert, bereit, es dem erstbesten Angreifer in die Brust zu stoßen.
    Matts Zeigefinger am Abzug des Drillers zuckte, aber noch wollte er nicht aufgeben. Wenn diese Krieger keine Ostmänner waren, gab es vielleicht doch einen Weg, sich mit ihnen friedlich zu einigen.
    Demonstrativ hob er die Waffe und hielt sie hoch, nahm den Finger vom Abzug.
    »Schlechte Idee«,
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