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072 - Auf Leben und Tod

072 - Auf Leben und Tod

Titel: 072 - Auf Leben und Tod
Autoren: Michael J. Parrish
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nach Ruland unterwegs waren, noch auf der meerakanischen Seite aufzuspüren und zu töten.
    Zunächst war das Glück ihnen hold gewesen: Sie hatten ein rollendes Stahlgefährt entdeckt und es bis zu einer verlassenen Siedlung gehetzt. Aber dort hatten andere Feinde gewartet und sich mit den Gejagten verbündet. Ihren zauberischen Waffen hatten die Ostmänner trotz erdrückender Übermacht nicht trotzen können.
    Der Kampf war ein Fiasko gewesen.
    Alle Kameraden mussten tot sein.
    Atorrn wusste es nicht genau zu sagen, denn er war auf Befehl des Anführers bei den Yakks zurückgeblieben, als die anderen in die Schlacht zogen. Nachdem er Stunden um Stunden gewartet hatte, war er in die Siedlung hinein geritten und in das größte Gebäude eingedrungen - und wäre fast von den Fremden abgeschossen worden. Die leblosen Körper seiner Kameraden, die überall verstreut lagen, redeten eine deutliche Sprache; Atorrn war auf sein Yakk gesprungen und losgeprescht, um den Meister der Erde zu informieren.
    Nein, es war keine feige Flucht gewesen; gewiss nicht! Was hätte es denn gebracht, sich auch noch unnütz zu opfern?
    Es war seine heilige Pflicht, den Meister in Kenntnis zu setzen über das, was geschehen war. Ganz gleich, was danach mit ihm geschehen würde.
    Das Fischerboot hatte sich dem Ufer weiter genähert, und Atorrn konnte nun Einzelheiten erkennen. Nicht mehr lange, und er würde sich wieder bewegen können. Er bat die Götter um die Kraft, auch die letzte Stunde durchzustehen, die das Fischerboot brauchte, um sich gegen die Dünung ans Ufer heran zu arbeiten.
    »Los, macht schon, ihr feigen Hunde!«, schnauzte der mit Geschwulsten und einem gespaltenen Mund verunzierte Mongole die Fischer an.
    »Bringt mich endlich an Land!«
    Die furchtsamen Blicke, welche die Fischer ihm zuwarfen, sprachen Bände.
    Schon sein Äußeres ängstigte sie, die Zeichen der Götter, die jeder Ostmann mit Stolz trug. Doch noch mehr Angst hatten sie vor dem Ufer, das vor ihnen lag, die Küste eines verfluchten Landes, um das sie einen weiten Bogen machten.
    Nur die Furcht um das Leben ihres Kapitäns hatte sie dazu bewegen, ihn überhaupt bis hierher zu bringen, doch jetzt wurde ihre Angst so groß, dass Atorrn sie schon beinahe riechen konnte.
    Mit einer eindeutigen Geste drückte er den Stahl seiner Klinge noch weiter in die Kehle des Kapitäns, dessen Widerstand längst erstorben war. Atorrn empfand nichts als Verachtung für ihn - wäre er an seiner Stelle gewesen, hätte er bis zum letzten Blutstropfen um sein Schiff gekämpft. Aber davon verstand dieses feige Pack nichts…
    »Los doch!«, rief er laut. »Tut, was ich sage! Bringt mich an Land, oder ihr müsst euch einen neuen Kapitän suchen!«
    »Tut was er sagt«, befahl der Kapitän mit gepresster Stimme. »Refft das Segel und bemannt die Ruder.«
    Die Fischer - fünf Männer, deren gedrungene Gestalten von einem entbehrungsreichen Leben knochig und ausgemergelt waren, nickten zögernd. Widerwillig kamen sie der Aufforderung ihres Kapitäns nach.
    Nachdem sie das kleine Segel eingeholt hatten, nahmen sie zu beiden Seiten des Decks Platz und griffen nach den Rudern - langen Holzstangen, an deren Enden Schuppen von Thunij-Fischen befestigt waren.
    Mit kurzen, aber kräftigen Schlägen brachten die Fischer das Boot dem Ufer näher. Mit einer Hand musste sich Atorrn an der Reling festhalten, um auf dem schaukelnden Deck nicht den Stand zu verlieren, während seine Rechte weiter das Messer an die Kehle des Kapitäns hielt.
    Plötzlich jedoch kamen dem Ostmann Bedenken.
    Die ganze Zeit über war er so auf sich selbst konzentriert gewesen, auf seine Mission und darauf, nicht die Kontrolle zu verlieren, dass er noch gar nicht bedacht hatte, wie er es zu Ende bringen wollte.
    Die Idee, ein Fischerboot zu entführen, war ihm spontan gekommen, ohne dass er lange darüber nachgedacht hatte.
    Wie aber sollte es nun weiter gehen?
    Wenn er den Kapitän freiließ, würde sich diese feige Ratte augenblicklich gegen ihn wenden. Und wenn er ihn erstach, gab er damit sein einziges Druckmittel aus der Hand.
    Der Ostmann dachte kurz nach - und kannte plötzlich die Lösung. Und da er kein Freund langer Überlegungen war, handelte er sofort.
    Ein Zucken durchlief Atorrns Körper, als sich seine Muskeln und Sehnen spannten. Im nächsten Moment zog sich die Messerhand ruckartig zurück.
    Der Kapitän des Fischerbootes gab ein Gurgeln von sich, als die Klinge seine Kehle durchschnitt. Ein Schwall von
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