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072 - Auf Leben und Tod

072 - Auf Leben und Tod

Titel: 072 - Auf Leben und Tod
Autoren: Michael J. Parrish
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Honeybutt Hardy in Erinnerung und verzog ihr hübsches schwarzes Gesicht. »Ist das etwa nichts?«
    »So meinte ich es nicht.« Die optischen Implantate veränderten ihren Fokus, sodass der Cyborg ihr einen entschuldigenden Blick zuwerfen konnte.
    »Ich frage mich, ob Matt und die anderen mehr Glück haben.«
    »Wer weiß?« Honeybutt warf einen Blick in Richtung der untergehenden Sonne. »Nicht mehr lange, und es wird dunkel sein.«
    »Und?«, fragte Aiko nur.
    »Nun«, meinte Honeybutt, und ein sanftes Lächeln huschte dabei über ihre Züge, »wir sollten uns einen Lagerplatz für die Nacht suchen, oder nicht?«
    »Nicht nötig«, wehrte Aiko sachlich ab. »Meine visuellen Implantate leisten ausgezeichnete Dienste im Nachtsicht-Bereich, Wir können unsere Suche auch auf die Nachtstunden ausdehnen.«
    »Das… das ist großartig«, war alles, was seine Begleiterin hervorbrachte.
    »Leg dich ruhig hin, wenn du willst«, fuhr Aiko leichthin fort, um seine Nervosität zu überspielen. »Ich bin noch nicht müde. Ich werde die Zeit nutzen, um die Umgegend kartografisch zu erfassen. Das könnte uns später noch von Nutzen sein.«
    »Großartig«, knurrte Honeybutt Hardy wieder und verzog ihre vollen Lippen zu einem Schmollmund. »Das ist wirklich großartig…«
    ***
    Während des Marsches zum Lager der Mongolen stellte sich Matt immer wieder dieselben Fragen: Wie war es möglich, dass es neben den kriegerischen Ostmänner auch ganz normale Mongolen gab? Welche Rolle spielten die Ostmänner, die sie auf der Planierraupe gesehen hatten?
    War das Lager am Fluss von ihnen oder von den Mongolen errichtet worden?
    Und hatten beide Parteien Kontakt zum Weltrat?
    Die erste Antwort bekam Matt, als sie das Lager der Krieger erreichten.
    Die Mongolen führten ihn und Aruula nicht in das abgegrenzte Fort, sondern in die Zeltstadt, die außerhalb der Mauern lag. Offenbar gab es eine strikte Trennung zwischen dem Kriegslager der Ostmänner und dem Nomadencamp der Mongolen außerhalb der Palisaden.
    Die Gegensätze zwischen beiden Stämmen schienen also auch hier Bestand zu haben. Doch wenn die Mongolen ihre genetisch veränderten Verwandten mit Argwohn betrachteten, warum kam es zu keiner Auseinandersetzung?
    Hatte man sich geeinigt, miteinander zu verhandeln?
    Vielleicht hing es mit dem zusammen, was Aruula bei Keran und seinen Kriegern zu spüren glaubte - einer unbestimmten Ehrfurcht vor diesem Ort und dem, was sich hier abspielte.
    Es waren zahllose Fragen, die Matt beschäftigten, während Aruula und er von Keran durch das Lager geführt wurden.
    Die Mongolenkrieger, die Wache hielten oder in den offenen Eingängen ihrer Zelte kauerten, warfen ihnen fragende Blicke zu.
    Durch ihre Kleidung und Physiognomie waren Matt und Aruula auf den ersten Blick als Fremde zu erkennen, aber
    »Osnok« waren sie ganz offenbar auch nicht. So fielen die Reaktionen der Mongolen recht unterschiedlich aus - von Neugier über Misstrauen bis hin zu strikter Ablehnung war so ziemlich alles dabei. Einzelne Männer riefen ihnen etwas zu, das Matt jedoch nicht verstand.
    Die Stimmung, die über dem Lager lag, konnte er nur als unwirklich beschreiben.
    Eine eigenartige Spannung lag in der Luft, als wäre dies nur die Ruhe vor dem Sturm, als würden die Mongolenkrieger auf etwas warten.
    Aruula bestätigte diesen Eindruck.
    »Viele fürchten sich«, raunte die Barbarin Matt zu, während sie durch die Zeltreihen eskortiert wurden. »Es ist keine konkrete Furcht, eher unbestimmt und auf die Zukunft gerichtet. Offenbar warten sie auf etwas. Auf eine Entscheidung, die weitreichende Folgen hat.«
    »Verstehe«, sagte Matt. In Wahrheit hatte er keine Ahnung, wie das alles zusammenhängen mochte.
    Vorbei an Zelten und Koppeln, in denen Yakks gehalten wurden, die den Mongolen als Reittiere dienten, führte Keran sie zu einem offenen Platz. Mehrere Lagerfeuer waren hier entzündet worden, deren lodernder Schein die einbrechende Dunkelheit vertrieb. An den Feuern saßen Mongolenkrieger und hielten Stücke von rohem Fleisch an Spießen übers Feuer. Einige von ihnen sprangen auf, als sie Matt und Aruula erblickten.
    »Kuschanje?«, fragte Keran seine beiden Gäste und deutete zum dem nächsten Lagerfeuer.
    »Danke«, erwiderte Matt und nickte - ihm war klar, dass es eine schwere Beleidigung gewesen wäre, die Einladung des Mongolen auszuschlagen.
    Keran grinste breit, trat ans Feuer und gab den Kriegern, die dort saßen, einen knappen Befehl, worauf sie murrend
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