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072 - Auf Leben und Tod

072 - Auf Leben und Tod

Titel: 072 - Auf Leben und Tod
Autoren: Michael J. Parrish
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zusammenrückten und Platz für Matt und Aruula machten.
    »Danke«, sagte Matt noch ein Mal und ließ sich zusammen mit Aruula nieder.
    Keran sorgte dafür, dass ihnen Spieße mit üppigen Fleischstücken gereicht wurden, die sie nun ihrerseits über den Flammen brieten - Matt schätzte, dass es das Fleisch altersschwacher Yakks war, die als Reittiere nicht mehr zu gebrauchen waren.
    Während er so tat, als konzentrierte er sich darauf, sein Fleisch gar zu bekommen, hielt Matt vorsichtig Umschau.
    Die Mongolenkrieger im Lager waren zahlreich - Matt schätzte ihre Stärke auf mehrere hundert Mann. Ungefähr ebenso viele mochten sich im Lager der Ostmänner aufhalten, zusammen ergab sich daraus eine Streitmacht von ungefähr tausend Kriegern.
    Auf alle Fälle zu viele, um ihnen mit einer fünfköpfigen Expedition entgegen zu treten…
    Auch Aruula war wachsam. Aufrecht saß die junge Frau am Feuer und briet ihr Fleisch, während sie fortwährend um sich lauschte . Was sie empfing, waren Gedankenbilder verschiedenster Art, die von Furcht bis hin zu unverhohlener Aggression reichten. Und eine dieser mentalen Schwingungen kam plötzlich auf sie zu.
    Ein hagerer Mongolenkrieger, der offenbar gerade von seiner Wachschicht zurückkehrte, trat grunzend ans Feuer.
    Heiser schnauzte er einen seiner Kameraden an, ihm etwas von dessen Fleisch abzugeben, doch der dachte nicht daran und ließ es sich selbst schmecken.
    Mit neidvollen Blicken starrte der Wachmann umher - und machte Aruula als vermeintlich schwächstes Glied der Kette aus. Schwerfällig stampfte er auf sie zu und beugte sich zu ihr hinab, um ihr den Spieß mit dem Fleisch aus der Hand zu reißen - doch er hatte seine Rechnung ohne die Barbarin gemacht.
    Aruula, die gewarnt gewesen war, reagierte augenblicklich.
    Mit einem heiseren Schrei ließ sie sich nach hinten fallen. Ihre schlanken Beine schossen in die Höhe wie zornige Schlangen, und noch ehe der tumbe Krieger reagieren konnte, hatten sie sich wie Scheren um seinen Hals geschlossen und drückten unbarmherzig zu.
    Der Mann gurgelte und stöhnte, während sein Kopf purpurrot anlief. Anfangs versuchte er noch halbwegs Widerstand zu leisten, der jedoch schon nach wenigen Augenblicken erstarb.
    Während der Kerl pfeifend nach Atem rang, riss ihn Aruula mit Gewalt nach vorn. Der Mongolenkrieger flog über sie hinweg, überschlug sich in der Luft und landete rücklings im Feuer, das funkensprühend unter ihm auseinander stob.
    Der Unruhestifter schrie auf, sprang wie von einem Scorpoc gestochen hoch und suchte das Weite. Das Fell, das er trug, hatte Feuer gefangen, sodass er als lebende Fackel durchs Lager rannte, bis er endlich eine Yakk-Tränke fand, in die er sich stürzte.
    Die Mongolen, die mit Matt und Aruula am Feuer saßen, lachten derb, und zu seiner Verblüffung sah Matt, dass viel von der Skepsis und Abneigung, mit der man ihnen eben noch begegnet war, schlagartig verschwunden war.
    Aruula ließ ihren Blick in die Runde schweifen, dann setzte sie sich wieder, nahm ihr Fleisch zur Hand und aß, als ob nichts geschehen wäre.
    »Das war unglaublich«, raunte Matt ihr zu.
    »So unglaublich nun auch wieder nicht.« Die Barbarin grinste freudlos, während sie sich das Fett von ihren Wangen wischte. »Man darf sich von diesen Kerlen nur nichts gefallen lassen.«
    »Sieht ganz so aus.«
    Offenbar hielten sich die Steppenkrieger an einen strikten Ehrenkodex, der allein auf Stärke und Leistung basierte.
    Wer die Konfrontation nicht scheute und sich zu behaupten wusste, der verdiente ihre Anerkennung, unabhängig von seiner Herkunft. Wer hingegen den Konsens suchte und einer Auseinandersetzung aus dem Weg ging, der galt in ihren Augen als Feigling und Versager.
    »Schöne Aussichten«, murmelte Matt und tröstete sich mit einem knusprigen Stück Yakk-Fleisch.
    »Schöne Aussichten«, bestätigte Aruula grinsend, die sich in dieser rauen Männerwelt ziemlich wohl zu fühlen schien. »Maddrax sollte auf mich hören, dann lebt er länger.«
    Matt wollte etwas Passendes erwidern, schluckte es jedoch mit einem weiteren Bissen Yakk-Fleisch hinunter.
    Aruula hatte Recht. Wenn sie nicht instinktiv richtig reagiert hätte, wären sie vielleicht schon tot, wäre die Begegnung mit Keran und seinen Kriegern vielleicht ganz anders ausgegangen.
    Nur wer sich in diesem martialischen System behauptete, hatte Chancen, darin zu überleben.
    Schweigend saßen sie am Feuer und brachten ihre Mahlzeit zu Ende. Das Fleisch schmeckte
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