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0714 - Attacke der Doppelgänger

0714 - Attacke der Doppelgänger

Titel: 0714 - Attacke der Doppelgänger
Autoren: Claudia Kern
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seines Doppelgängers Ty Seneca, der wiederum in ihrer eigenen Welt als Rob Tendyke auftrat und die Leitung von Tendyke Industries übernommen hatte. Sein aggressives Verhalten hatte sie lange irritiert, aber erst nach dem Besuch in der Spiegelwelt war ihnen die Ursache klar geworden.
    Zamorra wusste, dass sie Rob dringend befreien mussten, nicht nur, um einem Freund zu helfen, sondern auch, um Senecas wirtschaftlichen Amoklauf in ihrer Welt zu stoppen. Nur wie sie in das schwer bewachte Anwesen eindringen sollten, war ihm noch völlig unklar.
    »Wieso beschäftigen dich diese Doppelgänger so sehr?«, unterbrach Nicole seine Gedanken. »Du projizierst viel zu viel von dir selbst in sie hinein.«
    »Du hast Recht«, gab er zu, »aber die Frage nach der Ursache für ihre Bösartigkeit lässt mich einfach nicht los.«
    Er setzte sich auf, sprach die Gedanken aus, die er seit Monaten mit sich herumtrug. »Niemand wird böse geboren. Niemand beschließt einfach eines Tages: ›Hey, ab heute diene ich dem Bösen. Reich mir mal die Jungfrau dort drüben und ein scharfes Messer.‹ Das ist ein langwieriger Prozess aus Situationen, in denen man vor eine Wahl gestellt wird.«
    Nicole hob die Schultern. »Du hast dich richtig entschieden und er nicht. Seine Entwicklung zu einem psychopathischen Monstrum sagt nichts über dich aus.«
    »Nein«, stimmte Zamorra zu, »aber sie sagt etwas über die Welt aus, für deren Existenz wir vermutlich die Verantwortung tragen. Und damit haben wir auch eine Verantwortung für die Menschen, die darin leben. Mein Doppelgänger ist ein Monstrum, aber eines, das wir erschaffen haben.«
    »Und dieser Gedanke hat dich die ganze Nacht wach gehalten?«
    Nicole klang skeptisch und im ersten Licht des Morgens kamen auch Zamorra seine Zweifel nicht mehr so weltbewegend vor.
    Trotzdem nickte er. »Unter anderem. Ich habe den Eindruck, dass die Grenzen zwischen gut und böse immer weiter verschwimmen. Wir zählen uns zu den Guten, aber manchmal lösen wir mit unseren Taten Böses aus. Und die, die böse sein sollten, tun plötzlich Gutes. Wer soll denn da noch durchblicken?«
    »Ich hab die Lösung«, sagte Nicole. »Wir verkaufen das Château, schmelzen das Amulett ein und gehen irgendwo in die Karibik, wo uns keiner kennt. Und weißt du, was dann passieren würde?«
    Die Melancholie fiel endgültig von Zamorra ab. Er grinste.
    »Großangriff der Zombies, noch bevor wir die Koffer ausgepackt haben. Wir Ziehens nun mal an.«
    Nicole lachte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich geh in die Küche und hol uns eine Tasse Kaffee.«
    Zamorra blieb zurück und gähnte ausgiebig. Seine Gedanken kamen zur Ruhe und er konnte sich endlich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war - Robs Befreiung.
    »Wir sollten den Tag nutzen«, sagte er, als die Tür sich wieder öffnete und Nicole eintrat - ohne Kaffee, wie ein Teil von ihm bemerkte. Und viel zu schnell, um überhaupt die Kaffeemaschine erreicht zu haben.
    Er sah ihren Gesichtsausdruck und unterbrach sich. »Was ist?«
    »Es gibt Ärger, komm schnell!«
    Zamorra stand eilig auf und folgte Nicole nach draußen. Am Ende des Gangs holte er sie ein, wo sie stehen blieb und nach unten in die große Eingangshalle zeigte.
    Er sah sofort, was sie meinte.
    Eine breite, rote Spur führte vom Rand der Halle über den Marmor bis zur Treppe. Dort, am Absatz, lag eine Frau, die Arme ausgestreckt, versuchte sie noch immer schwach, die Treppe heraufzukrabbeln.
    Vergeblich…
    »Natasha«, sagte Zamorra leise.
    Nicole nickte. »Senecas Geliebte aus der Spiegelwelt. Die schwarze Hexe.«
    Zamorra rannte die Treppe hinab, Nicole folgte dicht auf. Als sie Natasha erreicht hatten, starrte diese zu ihnen hinauf, ohne sie wirklich wahrzunehmen.
    »Robert… Hilfe…«, flüsterte sie, dann brach ihr Blick und sie starrte ins Leere.
    ***
    Einen Monat zuvor
    Seine Berufsbezeichnung lautete Butler, aber Scarth hatte, seit er in Ty Senecas Dienste getreten war, noch keine Champagner-Flasche entkorkt und keinen Briefkasten geleert. Stattdessen verbrachte er seine Zeit mit der Sicherung des Anwesens und seiner eigenen Machtposition. Um die war es allerdings im Moment nicht allzu gut bestellt.
    Der Auslöser dieser unangenehmen Situation war die fehlgeschlagene Festnahme von Senecas Entführern, die trotz des Einsatzes von Blendgranaten, Hubschraubern und Maschinenpistolen in ihre eigene Welt geflohen waren. Einer seiner Männer lag immer noch mit schweren Brandwunden im
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