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0714 - Attacke der Doppelgänger

0714 - Attacke der Doppelgänger

Titel: 0714 - Attacke der Doppelgänger
Autoren: Claudia Kern
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breit genug für eine Person, aber mehr Platz war auch unnötig, denn außer ihm selbst war niemand zu sehen.
    Murat blieb unsicher stehen.
    Wo sind die anderen ?, dachte er.
    »Murat Taoln«, beantwortete eine dunkle Stimme seine Frage über den Helmfunk. »Nehmen Sie Ihren Dhyarra und berühren Sie damit die Felswand.«
    Er befolgte die Anweisung und lächelte, als seine Hand plötzlich vor seinen Augen verschwand.
    Ein Hologramm, erkannte er. Der Fels existiert nicht.
    Entschlossen schob er seinen ganzen Körper hindurch. Um ihn wurde es dunkel, dann passte sich der Helm den Lichtverhältnissen an und offenbarte eine große, offensichtlich künstliche Höhle, deren Wände von Sichtschirmen und Terminals eingenommen wurden. In der Mitte des Raumes stand eine Gruppe Ewiger, schweigend und mit verspiegelten Helmen. Es waren mindestens fünfzig, weit mehr als er bei diesem Treffen erwartet hatte.
    »Willkommen, Murat«, sagte die dunkle Stimme. Er konnte nicht erkennen, welcher Ewige gesprochen hatte. Die Anonymität der anderen Kommandanten war vollkommen. Nur er selbst war allen zumindest mit Namen bekannt - ein großes Risiko, aber eines, das sich nicht vermeiden ließ, da Murat das Kommando über das einzige Aufklärungsschiff der Rebellen führte. Die Fackel der Freiheit war die Speerspitze der Rebellion und musste jederzeit erreichbar sein, ebenso wie ihr Kommandant.
    »Es freut mich, dass so viele den Weg hierher gefunden haben«, sagte er. »Unsere Bewegung wächst.«
    »Welche Neuigkeiten gibt es auf der Erde?«, fragte eine andere Stimme.
    Murat neigte den Kopf. »Leider wenig gute. In den letzten Wochen haben Abgesandte der Dynastie und sogar der ERHABENE selbst Ty Seneca aufgesucht. Gleichzeitig haben wir mehrere Transportschiffe über der Konzernzentrale in El Paso beobachtet.«
    »Dann sind die Gerüchte also wahr.« Eine weitere Stimme, lauter und nervöser als die ersten beiden.
    »Welche Gerüchte?«, fragte Murat.
    Die erste Stimme antwortete. »Es kursieren Behauptungen über geheime Geschäfte zwischen dem ERHABENEN und Seneca. Niemand weiß genau, um was es geht. Angeblich schickt der ERHABENE während der Besprechungen sogar seine Leibgarde aus dem Raum.«
    Die Stimme schwieg.
    Murat sah seine eigene Reflexion dutzendfach in den Heimen der anderen, wartete darauf, dass einer der Ewigen die Schlussfolgerung äußerte, die ihm so offensichtlich erschien.
    »Der ERHABENE will uns vernichten«, sagte er schließlich in die langgezogene Stille. »Er weiß, dass er seinen eigenen Leuten nicht mehr vertrauen kann, deshalb sucht er Seneca allein auf.«
    Einer der Kommandanten lachte. »Sie glauben, er will uns mit menschlicher Technologie schlagen? Der ERHABENE ist ein Tyrann, aber er ist kein Narr. Die Waffen der Menschen können uns nichts anhaben. Sie…«
    »Unterschätzen Sie die Gefahr nicht«, unterbrach ihn die erste Stimme. »Auf dem Gebiet der Computertechnologie sind die Menschen uns immer noch überlegen.«
    Murat nickte zustimmend. »Die Transportschiffe weisen darauf hin, dass es zu einem Austausch zwischen unserer und ihrer Technologie kommt. Die Konsequenzen sind bedrohlich, deshalb schlage ich einen sofortigen Angriff vor. Wir sollten unsere Kräfte bündeln und Senecas Konzernzentrale vernichten.«
    Erneut herrschte Schweigen. Die gesichtslose Menge stand reglos und stumm vor ihm, so wie ein Publikum nach der verunglückten Pointe eines Komikers.
    Nein, erkannte Murat plötzlich, sie lehnen den Vorschlag nicht ab. Sie warten nur auf jemanden, der für sie eine Entscheidung trifft.
    Es überraschte ihn, dass er das Problem dieser Rebellion erst jetzt begriff. Jeder Theta, Epsilon und Beta, der an diesem Ort stand, war ein Befehlsempfänger und daran gewöhnt, nach klaren Anweisungen zu handeln. Die meisten von ihnen hatten sich der Bewegung heimlich angeschlossen und nicht wie Murat die Brücken zu ihrem früheren Leben abgebrochen. Sie waren so sehr in ihrem hierarchischen Denken gefangen, dass sie kaum in der Lage waren, eine eigene Meinung zu äußern.
    Die Alphas waren die einzigen, die wirkliche Entscheidungen trafen, aber Murat wusste nicht, ob sich ein so ranghöher Ewiger unter ihnen befand. In der dunklen Höhle waren die Insignien an den Uniformen nur schwer zu erkennen.
    Nach einer Weile sprach dann die dunkle Stimme, die, wie Murat vermutete, dem einzigen Alpha im Raum gehörte.
    »Wir werden über Ihren Vorschlag beraten.«
    Wie auf Kommando wandten sich die Ewigen ab und
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