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0714 - Attacke der Doppelgänger

0714 - Attacke der Doppelgänger

Titel: 0714 - Attacke der Doppelgänger
Autoren: Claudia Kern
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Krankenhaus. Zum Glück war es Scarth wenigstens gelungen, Seneca zu befreien. [1]
    Das hatte Rico Calderone, den Sicherheitschef von Seneca Industries, jedoch nicht daran gehindert, die Geschichte für seine eigenen Zwecke auszunutzen und ihm Inkompetenz und fehlendes Krisenmanagement vorzuwerfen. Sie waren schon immer Konkurrenten gewesen, aber jetzt hatte Scarth zum ersten Mal den Eindruck, dass Calderone wirklich bemüht war, ihn loszuwerden.
    Er seufzte und trat ans Fenster seines Arbeitszimmers. In der mittäglichen Hitze lagen die Parkanlagen verlassen vor ihm. Die zumeist weiblichen Bewohner des Anwesens, mit denen Seneca sich so gerne umgab, waren vor einer knappen Stunde in den Schutz des Hauses zurückgekehrt und warteten darauf, dass ein Gewitter die drückende Schwüle beendete.
    Nur seine eigenen Männer hielten sich draußen auf. Er sah ihre schwarzen Anzüge zwischen den Bäumen. Obwohl er die Wachpositionen so gewählt hatte, dass sie im Schatten lagen, musste die Hitze dort unten fast unerträglich sein.
    Scarth griff nach seinem Funkgerät.
    »Gentlemen«, sagte er. »Wenn Sie wünschen, dürfen Sie den obersten Knopf ihres Hemdes öffnen und die Krawatte lockern.«
    »Danke, Sir«, kam die Antwort mehrfach zurück.
    Gerne hätte er ihnen erlaubt, ihre Jacketts auszuziehen, aber Seneca sollte sehen, dass seine Leute auch unter widrigen Umständen eiserne Disziplin zeigten.
    Wenn er Seneca ist, dachte er nervös. Er wusste, dass er seinen Verdacht nicht beweisen konnte, doch es gab Indizien, die darauf hinwiesen, dass sein Arbeitgeber ein Doppelgänger war. Da war zum einen die vereitelte Entführung. Seneca war durchtrainiert und gefährlich, was seine Entführer anscheinend ignoriert hatten, denn er war nicht gefesselt worden. Auch hatte er nicht versucht zu fliehen, als er die Gelegenheit dazu hatte.
    Senecas halbherzige Erklärungsversuche hatten den Ausschlag für seine Vermutung gegeben. Seitdem beobachtete Scarth seinen Arbeitgeber, achtete auf jede Verhaltensänderung, die ihm seltsam erschien. Er hatte eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten bemerkt.
    Plötzlich flog die Tür auf und knallte gegen die Wand. Eine junge hübsche Frau mit gebräunter Haut und den Gesichtszügen einer trat ein und blieb im Rahmen stehen. Sie wirkte gereizt und funkelte ihn wütend an.
    »Was wollen Sie, Scarth?«
    »Schließen Sie die Tür, Natasha.«
    Sie folgte der Aufforderung und ließ sie ins Schloss krachen.
    Scarth setzte sich auf die Schreibtischkante. »Wie lange sind Sie schon bei uns?«
    Er ließ seine Stimme wie die eines unzufriedenen Vorgesetzten klingen.
    »Seit ungefähr drei Jahren, wie Sie genau wissen. Was soll das? Wenn Sie mich noch einmal so von oben herab behandeln, mache ich Sie fertig - und wenn nicht ich, dann Ty!«
    Scarth schwieg einige Augenblicke, gab ihr Gelegenheit, sich abzuregen.
    Dann sagte er: »Sie verbringen viel Zeit mit Mister Seneca, mehr als die anderen Mädchen.«
    »Verdammt, Scarth, es reicht!« Wütend stand sie auf und schritt auf die Tür zu.
    Sie hatte gerade die Tür erreicht, als er sagte: »Finden Sie, dass er sich verändert hat?«
    Sie blinzelte überrascht und drehte sich langsam um. »Was?«
    »Sie haben mich gut verstanden.«
    »Das«, antwortete sie vorsichtig, »kann ich nicht beurteilen.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich kenne niemanden, der das besser beurteilen könnte. Vielleicht haben Sie bisher nur nicht darauf geachtet.«
    Er stand auf »Ich möchte, dass Sie ab jetzt darauf achten. Sie werden von jedem Gespräch, das Sie mit ihm führen, berichten. Ich will jeden Gedanken, den er äußert, kennen, jede noch so unerhebliche Kleinigkeit. Sie, Natasha, werden meine Augen und Ohren sein.«
    »Er wird mich töten, wenn er das herausfindet.«
    Gut, dachte Scarth. Keine moralischen Bedenken, keine Empörung. Natasha schien keine Loyalität für Seneca zu empfinden, sondern dachte rein pragmatisch. Aber er hatte auch nichts anderes erwartet.
    »Dann sollten Sie sicherstellen, dass er es nicht erfährt«, sagte er.
    »Ich denke gar nicht daran, für Sie ein solches Risiko einzugehen!« schrie sie zurück.
    »Oh, doch, das werden Sie.« Lächelnd nahm er eine Aktenmappe vom Schreibtisch. »Denn ich bin sicher, dass Sie keinesfalls wünschen, dass Mr. Seneca hier einen Blick reinwirft.« Er machte eine Pause, um ihren hasserfüllten Blick voll auszukosten. »Sie können jetzt gehen.«
    Einen Augenblick lang funkelte sie ihn noch an, dann fuhr sie herum und stürmte
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