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0710 - Hetzt den Drachen!

0710 - Hetzt den Drachen!

Titel: 0710 - Hetzt den Drachen!
Autoren: W.K. Giesa
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versucht, ihn am Berghang zu erkennen, was ihr aber nicht gelungen war. Und das war nicht natürlich. Sie konnte kleinste Unebenheiten erkennen, aber seit Jack den schützenden Kreis um die Hütte verlassen hatte und zwischen den Bäumen untergetaucht war, hatte sie nichts mehr von ihm gesehen und gehört.
    Jeden Tag hatte sie stundenlang vor der Hütte gesessen, hatte diesen Berg angestarrt.
    Immer in der irrigen Hoffnung, sie könnte Jack sehen, oder er käme schon zurück.
    Manchmal nachts hatte sie ein Krachen und Splittern gehört, als schleiche etwas Gigantisches um die Hütte und reiße ganze Baumstämme aus. Aber nie konnte sie irgendwelche Spuren erkennen.
    »Ich muss da hinauf«, hörte Mawra noch einmal die Stimme ihres Gefährten. »Dort oben werde ich erfahren, welchen Familiaris ich benötige.«
    Nur zu gut kannte Mawra Jacks Traum.
    Jeder Hexer hatte den Wunsch, seinen Vertrauten zu finden. Aber die Antwort darauf gab es nur dort oben. Auf diesem kahlen Gipfel, der so unscheinbar aussah, und doch die Geschicke von unzähligen Magiern lenkte.
    Vor zwei Nächten hatte ein wilder Sturm über diesem SECHS getobt.
    Schlangengleiche Blitze hatten den nächtlichen Himmel zerrissen, die Nacht im Herzschlagrhythmus zum Tag werden lassen. Donnerschlag auf Donnerschlag war gegen die Flanken des Berges gerollt, hatte die Erde erzittern lassen. Bäume waren geknickt worden wie dünne Äste, als der Wind wie ein Hauch des Todes über den Berg tobte. Sie gingen in Flammen auf, als Blitze sie trafen, doch obwohl kein Regen gefallen war, war das Feuer schnell wieder erloschen.
    Und am Rande dieser tobenden Gewalten stand die Hütte und Mawra davor. Sie blieb ein Hort der Ruhe. Die Magie schützte sie. Aber nicht den Berg.
    Mawra wusste nicht, ob dies auch zu jener ominösen Prüfung gehörte. Sie hoffte nur, dass ihr Gefährte diese über die Hänge tosenden Gewalten heil überstand.
    In dieser Nacht war alles ruhig geblieben.
    Trotzdem fühlte Mawra Unruhe in sich.
    Jack lebte, soviel wusste sie. Er und sie zogen schon so lange durch die SECHS - eine kleine Ewigkeit schon -, dass sie gespürt hätte, wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Zu lange schon galt ihre gemeinsame Reise der Suche nach Antworten auf Fragen, die erst noch gestellt werden mussten. Zu oft schon hatte sie nur das Zusammenspiel von ihrer Gewandtheit und seiner Magie aus Gefahren gerettet, an denen andere vielleicht gescheitert wären.
    Das konnte und würde nicht zu Ende sein.
    Nicht mehr lange, und das Zyklopenauge würde sich über den Rand der SECHS schieben, um für einige Zeit wieder darüber zu wachen. So, wie es schon immer gewesen war.
    Langsam zog sich die Dämmerung zurück, erste Flammenzungen leckten über den Wipfel des Waldes, schienen ihn mit einer feurigen Aura zu überziehen. Ein leichter Wind kam auf und rüttelte an den Bäumen.
    Mawra liebte diese Momente. Sie wusste nicht warum, aber ihr war, als würde sie während dieser wenigen Herzschläge mehr Kraft schöpfen als in einem erholsamen Schlaf.
    Ein Kreisbogen aus Feuer schob sich hinter dem Berg empor, tauchte diesen in ein flammendes Licht.
    Die Schatten der Dämmerung wanderten über das strohgedeckte Dach der Hütte hinter ihr. Sie zeichneten die Konturen des Berges gegen die Wand, erreichten den Boden und wanderten wie Lebewesen auf Mawra zu. Sie reckte ihren schönen Körper den wärmenden Strahlen des Zyklopenauges entgegen.
    So stand sie da, als Jack zwischen den Schatten der Bäume hervortaumelte.
    ***
    Mawra zuckte erschrocken zusammen, denn sie sah sofort, dass er am Ende seiner Kräfte war.
    Trotz des herrschenden Halbdunkels der Dämmerung konnte sie ihn klar und deutlich erkennen. Oft schon hatte diese Fähigkeit sie beide vor mancherlei Unbill bewahrt.
    Blutige Kratzer zogen sich über Jacks Oberkörper. Schrammen verunzierten seine Knie und Ellenbogen. Der Schurz war nur noch ein zerrissenes Etwas. Mawra musste ihren Gefährten nicht stöhnen hören, um zu wissen, wie es um ihn gestellt war.
    Was mochte ihm zugestoßen sein?
    Mawra fürchtete sich vor der Beantwortung dieser Frage.
    Jack stürzte. Ein wütender Schrei entrang sich seiner Kehle.
    Jetzt erst sah Mawra, dass sich etwas um sein rechtes Bein gewickelt hatte. Etwas weißes, schleimig schmieriges.
    Sie stieß einen Schrei aus und lief los. Doch sogleich wusste sie, dass sie Jack nicht mehr rechtzeitig erreichen würde.
    Hinter dem schleimigen Faden tauchte etwas Dunkles, Massiges auf.
    Jack grub seine
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