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0710 - Hetzt den Drachen!

0710 - Hetzt den Drachen!

Titel: 0710 - Hetzt den Drachen!
Autoren: W.K. Giesa
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Finger in die Erde und zog sich nach vorne. Der Faden ruckte an, zog ihn die halbe Strecke, die er geschafft hatte, wieder zurück. Aber er gab nicht auf, drehte sich mit einem Ruck auf den Rücken, zog das linke Bein an, grub die Ferse in den Boden und warf sich dann mit einem Ruck nach hinten.
    Mawra glaubte, das Knirschen der Knochen und Sehnen zu hören, als ihr Gefährte auf den Boden prallte. Sie hatte nur noch fünfzig Schritt vor sich und doch würde sie zu spät kommen, denn mit einem splitternden Krachen schob sich das gepanzerte Wesen zwischen den Büschen auf Jack zu.
    Ein zweiter schleimiger Faden zuckte ihm entgegen, verfehlte ihn aber, da er sich mit einem Ruck erneut nach hinten warf.
    Mawra te Tschalker hatte noch dreißig Schritte zurückzulegen, der gepanzerte Achtbeiner nur noch zwei oder drei. Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume, doch dann erkannte sie die einzige Alternative. Einen Schritt benötigte sie, um ihren Degen an der Schneide zu fassen einen weiteren um zu zielen. Ein kurzes Zögern, dann raste der Degen auf das Ziel zu, schneller als sie bei Jack sein konnte.
    Im Laufen verfolgte sie die Flugbahn.
    Der Achtbeiner hatte noch einen Schritt bis zu Jack, da raste der Degen heran, senkte sich in einem sanften Bogen über den am Boden liegenden Hexer und trennte eine Handbreit von seinem Bein den schleimigen Faden durch.
    Mit einem Triumphschrei rollte sich Jack unter den zupackenden Klauen des Achtbeiners hinweg, warf sich über die Grenze und schlug zurück.
    Noch im Liegen formten die Finger seiner rechten Hand ein seltsames Muster, und als er das Muster mit einem Fingerschnippen entließ, warf sich Mawra mit einem Hechtsprung fünf Schritte von ihrem Gefährten entfernt zu Boden und schützte ihren Kopf, so gut es ging, mit den Händen.
    »Stirb!«, rief Jack noch mit seiner dunklen, sonoren Stimme, dann ging die Welt unter.
    ***
    »Jack, Jack. Irgendwann übertreibst du es. Musste das sein?«
    »Das verdammte Biest war von Anfang an hinter mir her.«
    »Sechs Tage lang?«
    »Sechs Tage waren es? Wie auch immer. Ich hatte kaum die Grenze der Ruhe überschritten, da spürte ich, dass etwas auf mich lauerte. Dieses Biest! Aber ich habe nichts von ihm gesehen oder gehört. Erst als ich mich wieder der Grenze der Ruhe näherte, hörte ich es durch das Unterholz brechen. Fast hätte es mich erwischt. Ich mag so etwas nicht.«
    Mawra te Tschalker richtete sich auf, stützte sich auf ihren linken Ellenbogen.
    Jack na Tschang. Ihr Lebensgefährte, Kampfpartner, Hexer, Druide, Magier, Zauberer und Vater ihrer Kinder in Personalunion, lag neben ihr. Erschöpfung zeichnete sein Gesicht. Nicht nur körperliche, sondern auch geistige Erschöpfung.
    Die Magie, die er gegen den Achtbeiner geschleudert hatte, war ein Zauber, der selbst einen Drachen vom Himmel geholt hätte. Sein Nachteil war, dass er auch die nähere Umgebung in Mitleidenschaft zog. Jack hatte zwar versucht, gleichzeitig einen Schutzzauber für sich und sie zu weben, doch so ganz war ihm dies nicht gelungen.
    So hatte er sich hinterher auch noch um ihre schlimmsten Wunden kümmern müssen.
    Nun war er magisch leer und würde wohl mindestens eine Nacht benötigen, um sich einigermaßen zu erholen.
    Mawra beugte sich über ihn und küsste seine Lippen.
    »Tu es«, flüsterte sie.
    Er sah sie an, schüttelte den Kopf. »Nie wieder, Maw! Nie wieder.«
    Tief atmete er durch, dann richtete er sich in sitzende Stellung auf.
    »Ich habe ihn gesehen. Ich werde nie wieder von dir gehen. Nie wieder, das verspreche ich bei unseren Kindern.«
    »Was ist es, Jack?« Sie kuschelte sich an ihn.
    »Warte bis heute abend, wenn ich den Ruf aussende. Die FÜNF müssen es mir bestätigen.«
    Mawra löste sich von Jack, sah ihn erstaunt an.
    »Die FÜNF? Die FÜNF gibt es nicht. Sie sind eine Legende.«
    Jack na Tschang schüttelte den Kopf.
    »Ja und nein, Mawra. Sie sind keine Legende. Es gibt sie. Aber es sind keine fünf. Es sind nur - vier!«
    »Vier?« Panik ließ Mawras Stimme erzittern. »Das ist eine schlechte Zahl. Sie ist nicht gut und nicht böse. Sie ist so - neutral!«
    Jack nickte. »Und ich werde es ändern.«
    ***
    Noch einmal schickte das Zyklopenauge einen Flammenstrahl über das Firmament, dann verschwand es endgültig hinter dem Horizont.
    Jack stand ein paar Schritte vor der Hütte.
    Ein glitzerndes Stirnband bändigte sein halblanges dunkles Haar. Ein dunkelblaues Lederwams mit silbern glitzernden Stickereien wurde von einem
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