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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs
Autoren: Claudia Kern
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sind?«
    »Man kann sie fragen.«
    »Und wie stellst du dir das vor?«
    Nicole ignorierte seine Frage und stellte sich vor eine der Zellen. Mit einem kurzen Gedankenbefehl löste sie die Barriere, die ihren Geist normalerweise vor telepathischen oder hypnotischen Angriffen schützte. Ihre eigene Telepathie war nicht sonderlich stark ausgebildet, reichte meist jedoch aus, um jemanden in Sichtweite zu sondieren.
    Obwohl Nicole den Eindruck hatte, dass O'Neills Ausbruch nicht nur auf Müdigkeit zurückzuführen war, widerstand sie der Versuchung, nach seinem Geist zu tasten. Wenn er darüber sprechen wollte, würde er das schon tun. Stattdessen konzentrierte sie sich auf einen jungen Asiaten, der reglos hinter dem Gitter stand. Sie tastete vorsichtig nach seinem Geist, berührte ihn - und stutzte.
    Einen Moment zögerte sie, dann wandte sie sich an eine ältere Frau, die neben dem Jugendlichen stand. Erneut konzentrierte sie sich, fand aber das selbe Ergebnis.
    Nicole wiederholte das Experiment noch fünf Mal, dann drehte sie sich zu O'Neill um.
    »Ich spüre keine Gedanken«, sagte sie beinahe verstört. »Keiner von ihnen denkt.«
    ***
    Tijuana, Mexiko
    Don Diego Francesco de Castillo hasste es, bei Tag zu reisen. Obwohl die Scheiben der Limousine getönt waren und keine ultraviolette Strahlung ins Innere ließen, beunruhigte ihn die Vorstellung, dass ihn nur ein paar Millimeter vom tödlichen Sonnenlicht trennten.
    »Wir sind gleich da«, sagte Jorge, der sein Unbehagen zu spüren schien. »Ich sehe bereits das Haus.«
    Don Diego sah seinen Leibwächter an. »Ich verstehe nicht, was in die Mexikaner gefahren ist. Wieso setzen sie sich als Vermittler für diesen Verräter ein?«
    »Vielleicht fürchten sie, in einen Krieg hineingezogen zu werden. Auch wenn wir offiziell nicht gegen Colorado vorgehen können, würden wir früher oder später doch eine Möglichkeit finden. Ein solcher Konflikt würde sich über den ganzen Südwesten ausdehnen.«
    »Und die kleineren Familien fürchten, dabei überrannt zu werden«, ergänzte Don Diego. Er war Jorge dankbar, dass der den Namen des Verräters nicht erwähnt, sondern nur über sein Territorium Colorado gesprochen hatte. Obwohl sein Verrat zwei Jahre zurücklag, war die Wut des Vampirs noch längst nicht erloschen. Im Gegenteil - jedes Mal, wenn er die Oberhäupter der anderen drei Familien zu sich befahl, ließ er zur Erinnerung einen leeren Stuhl neben ihnen aufstellen.
    Niemand sollte vergessen, dass er, Don Diego, einst über fünf Familien geherrscht hatte, von denen jetzt allerdings nur noch vier übrig waren. Die fünfte hatten seine Armeen als Racheakt für den Verrat ihres Gründers vernichtet - der Verräter selbst war geflohen.
    Die Limousine bog von der Straße ab. Vor ihr öffnete sich ein schmiedeeisernes Tor und gab den Weg auf eine breite Einfahrt frei, die sich durch Palmen und Akazien schlängelte. Don Diego sah die Überwachungskameras in den Bäumen und nickte anerkennend. Die Mexikaner schienen großen Wert auf ihre persönliche Sicherheit zu legen.
    Nach einer weiteren Kurve kam das Haus, eine Villa im Hazienda-Stil, in Sicht. Der Fahrer der Limousine bremste ab und ließ den schweren Wagen in eine Garage rollen. Erst als sich das Tor surrend hinter ihr geschlossen hatte und ein Vampir in roter Uniform das Licht einschaltete, stieg Jorge aus und öffnete die Wagentür für Don Diego.
    »Willkommen bei der Herrscherfamilie von Baja, California«, sagte der Diener. »Unser Haus steht Euch offen, erlauchter Don Diego.«
    Er verneigte sich elegant und zeigte auf einen hell erleuchteten Gang, der mit tiefroten Teppichen ausgelegt war.
    Weder Don Diego noch Jorge antworteten auf die Begrüßung des Dieners. Sie gingen schweigend durch den Gang, bis sie eine dunkle Holztür erreichten, die vor ihnen von einem zweiten Diener geöffnet wurde.
    Der dahinter liegende Raum war groß und fensterlos. Schwere dunkle Vorhänge bedeckten die Wände, rote Teppiche den Boden. Ein flackerndes Kaminfeuer warf lange Schatten über einen Tisch, der in der Mitte des Raums stand und an dem ein älterer, untersetzter Mexikaner lehnte.
    »Willkommen, Don Diego«, sagte er. »Ich freue mich, dass du meine Bitte um ein Treffen auf neutralem Boden angenommen hast. Wie du sicher weißt, besagen die Regeln, dass alle Teilnehmer allein und unbewaffnet zu erscheinen haben. Es wäre nett, wenn du…«
    »Jorge, du kannst gehen«, unterbrach Diego ihn ungeduldig. Er wartete, bis sein
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