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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs
Autoren: Claudia Kern
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nach«, antwortete sie, während sie gemeinsam durch die überbelegten Großraumbüros gingen. Überall klingelten Telefone. Nicole hörte mindestens fünf verschiedene Sprachen aus dem Stimmenwirrwarr heraus. »Ihr seid ganz schön beschäftigt.«
    O'Neill nickte und fuhr sich müde mit der Hand durchs Gesicht. »Die letzten zwei Tage waren die Hölle. Seit diese Sache angefangen hat, arbeiten die meisten von uns fast rund um die Uhr.«
    Er stieß eine Tür auf und nickte zwei Uniformierten zu, die in dem dahinter liegenden Gang standen. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie lange wir das alles noch vertuschen können.«
    »Worum geht es denn eigentlich?«, fragte Nicole. O'Neill hatte am Telefon zwar Andeutungen gemacht, aber nichts Konkretes über sein Problem gesagt. Auch jetzt hob er nur die Schultern.
    »Wenn ich das wüsste, wären wir schon einen entscheidenden Schritt weiter.«
    Er blieb vor einer Tür stehen und drückte auf einen Knopf. Ein paar Sekunden später wurde die Tür von innen geöffnet. Ein Uniformierter reichte O'Neill ein paar Papiere, die er nach einem Blick auf die Uhr ausfüllte. Erst dann gab der Polizist den Weg frei und nahm seinen Platz an der Wand wieder ein.
    »Hier drin«, fuhr O'Neill fort, als sie den Zellentrakt betraten, »ist unser Problem.«
    Nicole blieb vor den Gittern stehen. Auf beiden Seiten des Gangs befanden sich je sechs Zellen, die durch Gitter voneinander getrennt wurden. Neonröhren tauchten den Raum in ein kaltes weißes Licht, in denen die Menschen, die hinter den Gittern standen, geisterhaft bleich wirkten. Obwohl sich mehr als fünfzig Männer und Frauen in dem Zellentrakt befanden, war es völlig still. Niemand bewegte sich, kein Kopf drehte sich in Richtung der Besucher, alle standen einfach nur da - nackt und stumm.
    »Wir wollten sie wenigstens mit ein paar Decken versorgen«, sagte O'Neill leise, »aber sie sind ihnen von den Schultern gerutscht. Irgendwie unheimlich, oder?«
    Nicole ging langsam durch den Gang. Die Menschen, die in ihren Zellen standen und mit offenen Augen durch sie hindurch sahen, erinnerten an Schlafwandler. Sie schienen in einer eigenen Welt zu sein.
    »Sind alle Asiaten?«, fragte sie.
    »Die meisten. Woher genau sie kommen, kann ich dir aber nicht sagen. Sie haben keine Kleidung, keine persönlichen Gegenstände, nichts, wodurch man sie identifizieren könnte. Niemand hat sie als vermisst gemeldet. Ich habe jeden Asiaten auf diesem Revier hierher geschleppt, damit er sie in seiner Sprache anspricht, aber sie reagieren nicht.«
    »Und all diese Leute hier sind in den letzten paar Tagen aus dem Nichts aufgetaucht?«
    O'Neill schüttelte den Kopf und lehnte sich an ein Gitter. »Diese Leute sind in den letzten Stunden aufgetaucht. Für sie haben wir noch keinen Platz in den örtlichen Krankenhäusern gefunden.«
    Nicole hob die Augenbrauen. »Über wie viele Menschen reden wir denn insgesamt?«
    »Bis jetzt mehr als achthundert.«
    »Was?« Sie schluckte unwillkürlich. Mit einer solchen Größenordnung hatte sie nicht gerechnet.
    »Deshalb haben wir ja solche Probleme, die Sache zu vertuschen«, sagte O'Neill. »Es gibt kaum jemanden in L.A., der sie nicht gesehen hat. Dass die Gerüchteküche kocht, kannst du dir ja vorstellen.«
    »Und wie geht ihr damit um?«
    Nicole stellte die Frage eigentlich nur, um etwas zu sagen. Ihre Gedanken kreisten um die achthundert Menschen aus dem Nichts. Wo kamen sie her und wieso waren sie stumm und hilflos mitten in Los Angeles gelandet?
    »Wir drücken uns noch vor einer offiziellen Stellungnahme«, drang O’Neills Stimme zu ihr durch, »weil wir einfach nicht wissen, wozu wir eigentlich Stellung nehmen sollen.«
    Nicole nickte. »Ich glaube nicht, dass es eine rationale Erklärung für ihr Auftauchen gibt. Sie könnten durch einen Zeitriss oder ein Dimensionstor hierher gekommen sein.«
    Hier ihr begann der Uniformierte unvermittelt die Titelmelodie von Akte-X zu pfeifen.
    O'Neill fuhr herum. »Raus!«
    Der Polizist zuckte zusammen. Er schien etwas entgegnen zu wollen, überlegte es sich dann aber wohl anders, denn er schloss einfach nur die Tür hinter sich. Der Detective sah ihm wütend nach.
    »Jack«, sagte Nicole. »Er hat nur einen Witz gemacht. Das ist kein Grund, ihn so anzubrüllen.«
    »Das ist ein verdammt guter Grund.«, widersprach O'Neill. »Aber darum geht es jetzt nicht. Also, gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, ob diese Leute durch ein Was-auch-immer-Tor gekommen
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