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0707 - Im Schatten des Vampirs

0707 - Im Schatten des Vampirs

Titel: 0707 - Im Schatten des Vampirs
Autoren: Claudia Kern
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sehr gut bezahlt.«
    Sie bemerkte Zamorras zweifelnden Blick anscheinend, denn sie lachte leise hinter den Tüchern vor ihrem Gesicht.
    »Zumindest für unsere Verhältnisse«, fügte sie dann hinzu.
    Gemeinsam gingen sie auf den Betonblock zu. Einige Arbeiter kamen ihnen entgegen und musterten Zamorra mit unverhohlener Neugier.
    »Gewöhnen Sie sich schon mal daran«, kommentierte Li-Wen ihr Verhalten. »Die meisten von ihnen kennen Europäer nur aus dem Fernsehen.«
    Sie öffnete eine Stahltür, hinter der ein schmaler Gang lag. Gelbe Schutzhelme stapelten sich in einer Ecke. Über ihnen hing ein Schild mit vier großen Schriftzeichen und einem Pfeil, der nach unten zeigte. Zamorra war beinahe enttäuscht, dass er die Zeichen nicht lesen konnte. Anscheinend schlossen seine wachsenden Sprachkenntnisse die Schrift nicht ein.
    Li-Wen deutete auf die Helme. »Außerhalb der Gebäude müssen Sie immer einen Schutzhelm tragen. Sie sollten die. Plattform auch nicht allein betreten. Das ist zu gefährlich. Wenn…«
    Sie unterbrach sich, als die Stahltür erneut geöffnet wurde und ein Mann in den Gang trat. Er war Mitte dreißig, schlank und trug einen Anzug, der nicht so recht zu dem gelben Schutzhelm passen wollte.
    »Das ist Song Ke, der Bohrleiter«, erklärte Li Wen. »Ich habe ihn über Ihre Ankunft informiert.«
    »Spricht er chinesisch?«, fragte Song Ke sie, während er Zamorra zunickte. Der tat so, als habe er nichts verstanden und nickte freundlich zurück.
    »Nein«, antwortete seine Begleiterin. »Ich übersetze für ihn.«
    »Dann sagen Sie ihm bitte, dass wir alle froh über seine Ankunft sind und hoffen, dass die Probleme bald ein glückliches Ende finden.«
    Zamorra lauschte der Übersetzung geduldig. »Ich bin sicher, dass wir gemeinsam zu einer Lösung kommen werden.«
    Auch das übersetzte Li-Wen. Song Ke lächelte. »Gut«, sagte er zu ihr auf chinesisch, »aber machen Sie dem Europäer klar, dass wir dieses Problem bald lösen müssen. Die Arbeiter werden immer nervöser, und darunter leidet auch die Produktion. Wir alle, die hier arbeiten, tragen eine große Verantwortung für unser Land. Vergessen Sie das nicht, shang jiang Yu.«
    Zamorra zuckte zusammen. Song Ke hatte so schnell gesprochen, dass er nur einen Teil der Worte mitbekommen hatte, aber er hatte die Anrede, die der Bohrleiter benutzt hatte, deutlich verstanden.
    Shang jiang Yu , hatte er gesagt. Oberst Yu.
    Zamorras Verdacht, dass man ihm noch nicht einmal ansatzweise die Wahrheit gesagt hatte, erhärtete sich, denn einfache Polizisten - und das hatte Li-Wen behauptet zu sein - erreichten keinen so hohen militärischen Rang. Dass sie trotzdem bis zum Oberst aufgestiegen war, ließ nur eine Schlussfolgerung zu: Yu Li-Wen war vom Geheimdienst. Na toll, dachte Zamorra.
    ***
    Los Angeles, Kalifornien
    William Chang brachte die letzten Stufen der Kellertreppe hinter sich und stolperte schnaufend den dunklen Gang entlang. Er war noch kein alter Mann, gerade mal 41 Jahre, aber sein übermäßiges Gewicht drückte auf seine Gelenke und ließ ihn gehen wie einen Greis. Das war einer der Gründe, weshalb er den Keller der verfallenen Villa so selten wie möglich aufsuchte. Der Weg war ihm zu mühsam, die Treppen zu steil. An diesem Tag ließ sich die Anstrengung jedoch nicht vermeiden, denn es war etwas geschehen.
    Vor einer schweren alten Holztür blieb Chang stehen. Der Anblick, der ihn dahinter erwartete, war ein weiterer Grund, warum er den Besuch der Villa scheute. Immer, wenn er den Raum betrat und den steinernen Sarkophag sah, musste er an sein Versagen denken. Noch vor zwei Jahren war er einer der mächtigsten Männer in Denver gewesen, hatte eine Supermarktkette geleitet und die kleine chinesische Gemeinde fest im Griff gehabt. Niemand hatte etwas von dem Geheimnis geahnt, dass sie vor der Außenwelt verbargen, zumindest nicht bis diese Französin auftauchte und die Arbeit von Jahrhunderten vernichtete. [5]
    War er ehrlich zu sich selbst, musste er gestehen, dass es seine Schuld gewesen war. Sie hatte nichts von der Aufgabe gewusst, die seit langer Zeit von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben wurde. Beschützt Kuang-shi, den Sohn des Wolfes, hatten sie gesagt, aber verhindert, dass er jemals wieder erwacht.
    Das war Chang nicht gelungen. Die Französin hatte ein wichtiges Ritual verhindert und Kuang-shi in seinem Schlaf gestört. Seitdem erwachte er -langsam, aber unaufhaltsam.
    Ich habe versagt, dachte er, und alles ist verloren.
    Da
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