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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio
Autoren: Jason Dark
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Das war mit mir nicht zu machen.
    Ich nahm mir die Zeit, um nach Gegenargumenten zu suchen, ließ aber gleichzeitig die drei Gestalten nicht aus den Augen und schaute sie mir genauer an.
    Es waren Typen, wie ich sie im tiefsten Spanien und besonders nicht auf einem großen Landgut vermutet hätte.
    Am linken Galgen hing jemand, der aussah wie ein Punk. Er trug schwarze Lederkleidung und unter seiner Jacke, die offenstand, kein Hemd oder T-Shirt. Bis auf ein Büschel in der Schädelmitte, das zudem hellrot eingefärbt war, hatte er sich eine Glatze rasieren lassen. Das Gesicht zeigte den Ausdruck eines alten Menschen. Möglicherweise lag es auch an der Leichenstarre, und zwischen seinen Lippen hing die Zunge wie ein grauer Klumpen hervor. Der Hanf der Schlinge spannte sich um seinen Hals wie ein Drahtseil: In der Mitte der Galgenreihe hing ein Zwerg, ein Liliputaner. Jedenfalls kam er mir so vor, denn dieser Mann war wesentlich kleiner als die beiden anderen. Sein Haar war so hell wie Stroh, es wuchs sehr dicht auf seinem Schädel, und darunter zeichnete sich ein sehr altes Gesicht ab. Grau, faltig, mit Zügen, die auch einem Achtzigjährigen gehören konnten. Er war mit einem roten Pullover bekleidet, hatte die Beine seltsamerweise angezogen und trug eine Hose, dessen Stoff sich verschoben hatte und aussah wie eine Ziehharmonika.
    Der letzte in der Reihe war ein Soldat. Man hatte ihm keine Galauniform angezogen, sondern den grünen Drillich, den der Soldat beim Gefecht trug. Auch sein Haar war blond. Das Gesicht wirkte wie ein Holzklotz, an dem ein Schnitzerlehrling geübt hatte.
    Claus von Aragon hatte mir Zeit gelassen, das Bild zu betrachten. Als er sich bewegte, holte er aus der Innentasche seines eleganten Jacketts ein Tuch hervor und tupfte mit dem seidigen Stoff über seine Stirn, um die Schweißtropfen zu entfernen.
    Dann erst stellte er mir eine Frage. »Was sagen Sie dazu, Mr. Sinclair?«
    »Was soll ich sagen? Es ist makaber genug.«
    »Das stimmt.«
    »Darf ich fragen, wer diese drei Toten sind?«
    Claus von Aragon holte tief Luft. »Ich würde sie als Eindringlinge bezeichnen, Mr. Sinclair. Sie sind zu mir gekommen und haben meine Männer getötet.«
    »Einfach so?« fragte ich ungläubig.
    »Ja!«
    Trotz der schnell gegebenen Antwort wollte ich ihm nicht glauben. Nein, der sagte mir nicht die Wahrheit, dieser Mensch verschwieg mir zuviel, das wußte ich einfach. Aber ich hielt mich zurück und stellte keine Zwischenfragen in diesbezüglicher Richtung.
    »Wie sind sie an den Galgen gekommen?« wollte ich wissen.
    Der Spanier hob die Schultern. »Meine Männer haben sie gefangen. Auf meinem Land herrscht mein Recht, Mr. Sinclair. Ich konnte es nicht verhindern, daß sie die Personen aufhängten, anstatt sie der Polizei zu übergeben.«
    Jetzt mußte ich lachen, auch wenn die Lage sehr ernst war. »Sorry, aber das will nicht in meinen Kopf. Wieso haben Sie es zugelassen, daß diese grausame Selbstjustiz begangen wurde? Das ist Unrecht, auch wenn die Männer Schuld auf sich geladen haben. Man kann ein Unrecht nicht mit einem anderen begleichen.«
    »So denken Sie.«
    »Und das ist auch richtig.«
    »Nicht auf meinem Land, nicht bei meinen Leuten. Ich will Ihnen was sagen, Mr. Sinclair. Dort herrschen noch andere Gesetze. Das ist das Spanien, in das sich so gut wie kein Tourist verirrt. Das echte Spanien, wo die Menschen noch ihren Stolz bewahrt haben. Verstehen Sie mich?«
    Ich verstand ihn nicht, ich wollte ihn auch nicht verstehen, und ich legte das Thema vorerst zu den Akten. Dafür stellte ich eine andere Frage. »Und jetzt glauben Sie, daß die drei Toten die Schlingen verlassen haben und weitermorden?«
    »Das glaube ich nicht nur, das ist so.«
    »Tote, die morden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es sind keine echten Toten, es sind lebende Leichen, Mr. Sinclair. Es sind Zombies, und dafür sind Sie zuständig.«
    »Warum nicht Ihre Leute? Es ist doch einfach. Wenn die Gehängten tatsächlich Zombies sind, brauchen Sie nur hinzugehen und sie abzuschneiden. Sie können ihnen dann, das hört sich jetzt schlimm an, die Schädel abschlagen, und alles ist vorbei. Weshalb dieser Umweg über mich, Señor?«
    »Meine Leute haben Angst.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Und glauben Sie nicht, daß sie es nicht schon versucht haben. Aber da war etwas, das sie davon abhielt. Eine andere Kraft, die hinter den lebenden Leichen steht.«
    »Gab es Tote?«
    »Ich verlor zwei Leute.«
    Ich breitete die Arme aus und brachte
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