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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio
Autoren: Jason Dark
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waren weiß gestrichen, wirkten auf mich kitschig, aber paßten zu dem weißen Haus, das sich sein Besitzer im Tudorstil hatte bauen lassen. Es war ein Nachbau, aber das störte in England nicht, wo noch viele Häuser diesen Stil aufwiesen, der sehr verspielt wirkte und zu der heutigen Kleidung der Menschen nicht so passen wollte.
    Da stellte man sich immer Bewohner vor, deren Frauen weite Röcke trugen, hochgeschlossene Kleider und eng sitzende Korsetts, ihre Gesichter gepudert und die Haare hochgesteckt hatten oder irgendwelche falschen Zöpfe trugen.
    Das Haus gehörte einem Mann, der Claus von Aragon hieß.
    Ich kannte ihn, hatte mich aber von seinem Namen nicht beeindruckt gezeigt.
    Er war kein Brite, sondern stammte aus Spanien, allerdings lebte er schon lange in London und vertrat sein Land als EG-Gesandter. Angeblich besaß er einen gewissen Einfluß. Das hatte mir mein Chef, Sir James Powell, berichtet, bevor er mir den Auftrag gab, mit diesem Mann zu reden. Auch Sir James hatte nicht gewußt, was Claus von Aragon von mir wollte, jedenfalls hatte der Gesandte ziemlich geheimnisvoll getan und um das Gespräch gebeten, als wäre es so etwas wie ein strenggehütetes Staatsgeheimnis.
    Das Haus war mein Ziel. Den Eingang konnte ich einfach nicht übersehen, was nicht nur an der weißen, breiten Treppe lag, auch an den beiden Laternen, die ihr Licht gegen die Tür und die Fassade warfen.
    Unter meinen Füßen knirschte der Kies, als ich mich der Treppe näherte. Dieses hier vornehm klingende Geräusch paßte einfach zu der Umgebung, ich hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
    Über die breiten Treppenstufen stieg ich hinweg und stand schließlich vor der weißen Tür.
    Zwei Flügel besaß sie. Hinzu kam der mit Blattgold bedeckte Knauf.
    Schnitzereien lockerten die glatte Holzfläche auf. Sie zeigten Figuren, die ich nicht identifizieren konnte.
    Es war ein Haus, in dem ich mich nicht wohl gefühlt hätte, weil es mir einfach zu bombastisch war und gleichzeitig zu verkitscht oder verspielt mit seinen kleinen Türmchen an den Ecken und den zu zahlreichen Dachgauben.
    Ich suchte nach einer Klingel. Sie zu finden, war nicht nötig, weil meine Ankunft bemerkt worden war, denn ein Butler öffnete die Tür genau in dem Rhythmus, der als vornehm angesehen werden mußte. Auch ich, der ich darauf nicht vorbereitet gewesen war, konnte davon weder überrascht noch erschreckt werden.
    Spanisch kam mir der Butler nicht vor, sondern englisch. Er trug tatsächlich eine gestreifte Weste und eine schwarze Hose. Das Hemd war blütenweiß und sah frisch gebügelt aus. Seine Haare waren sehr dünn und quer über den Kopf gekämmt worden. Die Koteletten waren ziemlich lang, ihre Enden erreichten beinahe die Ohrläppchen. Seine Augenbrauen schienen sich durch das Hochziehen verändert zu haben, mir kamen sie vor, als wären sie nach oben gewachsen. Der fragende, etwas hochnäsig wirkende Ausdruck war deshalb fest in seinem Gesicht programmiert.
    Ich gab mich trotzdem lässig. Eine Hand behielt ich in der Hosentasche, mit der anderen vollführte ich eine winkende Bewegung. »Mein Name ist Sinclair. Ich bin angemeldet.«
    »Ja, Sir, ich weiß. Darf ich dann Ihren Ausweis sehen? Nicht, daß ich Ihnen nicht trauen dürfte, es dient allein unser aller Sicherheit, wenn Sie verstehen.«
    Ich verstand zwar nicht, aber es war mir auch egal. Der Butler bekam den Ausweis zu sehen, reichte ihn mir zurück, trat dabei einen Schritt nach hinten und gleichzeitig zur Seite, so daß er mir den Weg ins Haus freigeben konnte.
    »Bitte, Mr. Sinclair, kommen Sie herein.«
    Ich ging hinein und fand mich in einer Halle wieder, die wie geleckt aussah.
    Da bewegte sich kein Staubkörnchen im Licht, und der Boden war so sauber wie ein frisch gespülter Teller. Er bestand aus wertvollem Parkett, und die Möbel in der Halle hätten eher in ein Museum gepaßt. Sie sahen so aus, als dürfe man sie weder berühren, noch sich auf ihnen setzen, und ich hatte das Gefühl, auf Zehenspitzen gehen zu müssen, als mich der Butler quer durch die Halle auf eine Doppeltür zuführte.
    Ich ging trotzdem nicht auf Zehenspitzen und trat auch lauter auf, als der vor mir gehende ›Pinguin‹. Mir war es egal, ob meine Sohlen Flecke hinterließen, ich hatte mich schließlich nicht selbst eingeladen.
    Er öffnete mir den rechten Flügel, führte mich durch einen weiteren Raum, der allerdings kleiner war als die Halle, dann in einen Flur hinein, und später
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